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UFZ-Newsletter Maerz 2015

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | März 2015 5 „Damit erstellen wir Höhenmodelle, die über die Geometrie der Löcher und die Verände- rungen der Landoberfläche Aufschluss geben, bzw. gewinnen über Thermalaufnahmen In- formationen zur Fluiddynamik im Untergrund, die uns Hinweise liefert, wo neue Sinkholes entstehen können“, erklären Ulf Mallast und Christian Siebert. Die Daten werden mit den Aufnahmen des Geologischen Dienstes Isra- els abgeglichen und mit den lokalen Kollegen gemeinsam ausgewertet. „Wir hoffen, dass wir gemeinsam herausarbeiten werden, unter welchen Bedingungen genau die Einbrüche entstehen, warum sie sich verändern und wo die Sinkhole-Felder besonders aktiv sind“, erklären die UFZ-Forscher. Auch wenn der Forschungsalltag anderswo sicherlich leichter wäre – Christian Siebert und seine Kollegen nehmen die Herausfor- derungen, die die Arbeit am Toten Meer mit sich bringt, gern an: „Wir forschen natürlich aus wissenschaftlichem Interesse in einem derartigen Umfeld. Allerdings hoffen wir, mit unserer Arbeit auch dazu beizutragen, das Wassermanagement in dieser Region zu verbessern“. Katharina Instetten wichtigen Akteure, insbesondere die Armee, informiert werden“, erklärt Christian Siebert, „sonst kann es zu sehr unangenehmen Über- raschungen kommen“. Bei einer Messung mit einem roten Schlauchboot sei es vor ein paar Jahren trotz morgendlicher Unter- richtung der Armee dazu gekommen, dass plötzlich ein Dutzend bewaffnete israelische Soldaten auf das Boot zielten und erst im letzten Moment durch einen einheimischen Kollegen gestoppt werden konnten. Da die Grenze zu Jordanien in der Mitte des Toten Meeres verläuft, kann es hier schnell zu Missverständnissen kommen. Wie abhängig Forschung von politischen Fak- toren ist, bekamen auch die Organisatoren der diesjährigen Winterschool, die im Rah- men des DESERVE-Projektes am Toten Meer stattfand, zu spüren. Eigentlich war sie als interkulturelle Veranstaltung gedacht: Junge Palästinenser, Israelis und Jordanier sollten sich zusammen mit deutschen Studenten über ihre Forschungsarbeiten austauschen und weiterqualifizieren. In einer Folge ge- genseitiger Eskalationen kam es eine Woche vor Beginn des zweiwöchigen Workshops zu einem Anschlag auf betende Juden in Jerusalem – keine guten Voraussetzungen für einen gemeinsamen Forschungsaustausch. Die Palästinenser konnten daraufhin nicht teilnehmen, so blieben Europäer, Israelis und immerhin ein jordanischer Teilnehmer unter sich. Durch Voraussagen Leben retten Der absinkende Meeresspiegel gefährdet aber nicht nur die Wasserversorgung der po- litisch instabilen Region, sondern auch Leib und Leben von Anwohnern und Touristen. Da Grund- und Regenwasser aus den Bergen Salzvorkommen unter der Erdoberfläche aus- waschen, entstehen unterirdische Hohlräume entlang der Küstenlinie, aber auch immer wieder weit im Landesinneren. Brechen sie ein, entstehen sogenannte Sinkholes. Große Küstenabschnitte des Nordbeckens sind aus diesem Grund mittlerweile gesperrt, in Ein Gedi ähnelt der zentrale Campingplatz einem Schweizer Käse, die nahe Küstenstraße muss gerade aufwendig verlegt werden. Mittlerwei- le gibt es auf der Westseite des Toten Meeres etwa 4.000 solcher Sinkholes – jeden Tag kommt eines hinzu. Im Verhältnis dazu, wie viele solcher gefährlichen Stellen es gibt, ist das Wissen um Entstehung und Voraussage der Löcher relativ gering. Das Forscherteam hat deshalb begonnen, die Sinkholes mit dem Oktokopter im Abstand von einigen Monaten abzufotografieren. Der israelische Geologe Eli Raz verdeutlicht den Teilnehmern der Winterschool, dass die Mineralkomposition des inzwischen teilweise trocken gefallenen Seesedimentes – vorwiegend Tonminerale und leicht lösliche Minerale wie Aragonit, Gips und Steinsalz – eine natürliche Voraussetzung für die Bildung der Sinkholes ist. Entscheidender jedoch ist das hindurchströmende Grundwasser. Deshalb ist die UFZ-Forschung auch ausgerichtet auf das Geflecht unterirdischer Wasserwegsamkeiten: Was sind die systematischen Zusam- menhänge zwischen lokalem Wasserdargebot, rezenter Tektonik, Geochemie und Mikrobiologie? Und wie funktioniert deren zeitliches Zusammenspiel, um daraus regionale Grundwasserbewegungen zu bestimmen?  (Foto: André Künzelmann, UFZ) UFZ-Ansprechpartner: Dr. Christian Siebert Dept. Catchment Hydrology e-mail: christian.siebert@ufz.de Quelle:UFZ,Bildmontage:noonoxmedia Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | März 20155

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