Baustein Kosten, Nutzen, Finanzierung

Kosten, Nutzen und Finanzierung von blau-grünen Infrastrukturen bilden die sozio-ökonomische Dimension der BGCC-Toolbox ab. Sie stellen oftmals Herausforderungen dar, die in der spezifischen Konstellation dieser Infrastrukturen liegen. Eine klimaangepasste Stadtentwicklung – gestützt auf den Einsatz blau-grün-grauer Infrastrukturen – stellt nicht nur eine planerische und technische Herausforderung dar, sondern ist als Transformationsaufgabe insbesondere auch eine sozio-ökonomische Herausforderung. Blau-grün-graue Infrastrukturen – bestehend aus wasserbezogenen (blau), vegetationsbasierten (grün) und technischen (grau) Systemen – bieten zwar vielfältige Vorteile mit Blick etwa auf Überflutungsvorsorge, Umgebungstemperatur, Biodiversität und Aufenthaltsqualität in Städten. Ihre konkrete Umsetzung berührt jedoch sozio-ökonomische Fragen, die bei der Planung und Finanzierung sorgfältig berücksichtigt werden müssen.
Die spezifischen Kosten solcher Infrastrukturprojekte variieren stark und hängen maßgeblich von ihrer konkreten technischen Ausgestaltung und den Rahmenbedingungen eines Vorhabens ab. Zwei Kostenarten sind im Zusammenhang mit der Einführung von blau-grünen Infrastrukturen grundsätzlich zu unterscheiden: Zum einen die gegenüber den tradierten zentralen Entwässerungssystemen häufig höheren Transaktionskosten, die im Rahmen von Planung, Abstimmung und Koordination der Akteure entstehen, zum anderen Kosten für die Ablösung und Ergänzung bereits vorhandener Stadtentwässerungsinfrastrukturen durch blau-grüne Infrastrukturen.
Zudem ist es wichtig, zwischen einer mikro- und einer makroökonomischen Perspektive zu differenzieren. Mikroökonomisch betrachtet geht es um Kosten (und den Nutzen) auf einzelnen Grundstücken bzw. der Ebene einzelner Infrastruktur-Bausteine, wobei Eigentümer*innen, Nutzer*innen und lokale Akteure im Fokus stehen. Hier treten regelmäßig spezifische Interessenlagen zutage, die Verhandlung und Kooperation zwischen den Beteiligten erfordern. Makroökonomisch betrachtet können blau-grüne Infrastrukturen z.B. den Boden- und Immobilienwert, die Aufenthaltsqualität in Quartieren und das Gemeinwohl insgesamt beeinflussen. Die makroökonomischen Effekte, wie verbesserte Lebensqualität, Klimaanpassung und erhöhte Resilienz, rechtfertigen öffentliche Maßnahmen und stellen zugleich Herausforderungen hinsichtlich einer gerechten Kosten- und Nutzenverteilung dar. Salopp formuliert: Wer bezahlt und wer profitiert?
Durch die flächendeckende Einführung blau-grüner Infrastrukturen verändern und verschieben sich Kosten, Kostenpositionen und Kostenträger. Kosten für den Unterhalt technischer Infrastrukturen beim Stadtentwässerungsbetrieb können etwa als Pflegekosten für städtische Parks beim Grünflächenamt anfallen.
Eine klimaangepasste Stadtentwicklung mittels blau-grüner Infrastrukturen geht weit über technische Fragestellungen hinaus und erfordert eine integrative Herangehensweise, die neben ökologischen auch ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigt und damit die Grundlage für eine nachhaltige und sozial ausgewogene Transformation legt.
 

Die BGCC-Toolbox bietet hierfür folgende Instrumente an, die wiederholt in der praktischen Anwendung ihren Nutzen erwiesen haben:

  • netWORKS 4-Infokarten: Tool zur Unterstützung partizipativer Planungsprozesse (weitere Informationen unter: https://networks-group.de/de/networks-4/infokarten.html)
  • Konstellationsanalyse: Methode zur Entwicklung von Kooperationsmodellen in der Implementierung blau-grün-grauer Infrastrukturen (Schramm, Engelbert; Trapp, Jan Hendrik; Stein, Christian; Rauchecker, Markus (2023): Aufbau und Erhalt blau-grün-grauer Infrastrukturen für die kommunale Klimaanpassung. Fallbeispiele, Konstellationen und Kooperationsmanagement. Hg. v. Forschungsverbund netWORKS. Berlin (netWORKS-Papers, 39). Online verfügbar unter https://repository.difu.de/jspui/handle/difu/583721.; ursprünglich entwickelt von: Schön, S., S. Kruse, M. Meister, B. Nölting, D. Ohlhorst (2007): Handbuch Konstellationsanalyse: Ein interdisziplinäres Brückenkonzept für die Nachhaltigkeits-, Technik- und Innovationsforschung. Oekom, München 2007.)

 

Beispiel einer Konstellationsanalyse (Schramm et al. 2024, S. 23)
Beispiel einer Konstellationsanalyse (Schramm et al. 2024, S. 23)