Baustein Kosten, Nutzen, Finanzierung

Baustein Kosten - Nutzen - Finanzierung

Ziel: Transparente Auseinandersetzung mit den sich im Zuge der Implementierung von blau-grünen Infrastrukturen verändernden Kostenstrukturen, ihrem Nutzen und Finanzierungsoptionen.

Coaches: Jan Hendrik Trapp und Dr. Stefan Schneider (Difu)

Kosten, Nutzen und Finanzierung von blau-grünen Infrastrukturen bilden die sozio-ökonomische Dimension der Coaching-Toolbox ab. Aus den transformationsbedingten Veränderungen ergeben sich oftmals Herausforderungen, die in der spezifischen Konstellation aus Akteuren, benötigten Ressourcen, technischen Bausteinen und Regelbeziehungen innerhalb dieser Infrastrukturen liegen.
Blau-Grüne Infrastrukturen bieten in Kombination mit grauen, technischen Infrastrukturen zwar vielfältige Vorteile mit Blick etwa auf Überflutungsvorsorge, Umgebungstemperatur, Biodiversität und Aufenthaltsqualität in Städten. Ihre konkrete Ausgestaltung bestimmt jedoch maßgeblich die zu erwartenden Kosten- und Nutzeneffekte, so dass diese bereits bei der Planung und Finanzierung sorgfältig berücksichtigt werden müssen.
Die spezifischen Kosten solcher Infrastrukturprojekte variieren stark und hängen neben der konkreten technischen Umsetzung insbesondere auch von den Rahmenbedingungen eines Vorhabens ab. Zwei Kostenkategorien sind im Zusammenhang mit der Einführung von blau-grünen Infrastrukturen grundsätzlich zu unterscheiden: Zum einen die gegenüber den tradierten zentralen Entwässerungssystemen häufig höheren Transaktionskosten, die im Rahmen von Planung, Abstimmung und Koordination der Akteure entstehen, zum anderen Kosten für die Ablösung und Ergänzung bereits vorhandener Stadtentwässerungsinfrastrukturen durch blau-grüne Infrastrukturen.
Zudem ist es wichtig, zwischen einer mikro- und einer makroökonomischen Perspektive zu differenzieren. Mikroökonomisch betrachtet geht es um Kosten (und den Nutzen) auf einzelnen Grundstücken bzw. der Ebene einzelner Infrastrukturbausteine. Dabei stehen EigentümerInnen, NutzerInnen und lokale Akteure im Fokus. Hier treten regelmäßig spezifische Interessenlagen zutage, die Verhandlung und Kooperation zwischen den Beteiligten erfordern.
Makroökonomisch betrachtet können blau-grüne Infrastrukturen z.B. den Boden- und Immobilienwert umliegender Grundstücke, die Aufenthaltsqualität in Quartieren und das Gemeinwohl insgesamt beeinflussen. Die makroökonomischen Effekte, wie verbesserte Lebensqualität, Klimaanpassung und erhöhte Resilienz, rechtfertigen öffentliche Maßnahmen und stellen zugleich Herausforderungen hinsichtlich einer gerechten Kosten- und Nutzenverteilung dar. Salopp formuliert: Wer bezahlt und wer profitiert?
Durch die flächendeckende Einführung blau-grüner Infrastrukturen verändern und verschieben sich die Kostenhöhe, Kostenarten und die Kostenverursachung. Kosten für den Unterhalt technischer Infrastrukturen beim Stadtentwässerungsbetrieb können beispielsweise sinken, während sich dafür etwa die Pflegekosten für städtische Parks beim Grünflächenamt erhöhen.
In nutzerfinanzierten Bereichen können sich daraus unmittelbare Auswirkungen auf den persönlichen Geldbeutel der Menschen in einer Stadt ergeben. Für manche könnte dies zum Problem werden, wenn der eigene Finanzierungsbeitrag signifikant steigt.
Eine klimaangepasste Stadtentwicklung mittels blau-grüner Infrastrukturen geht deshalb weit über technische Fragestellungen hinaus und erfordert eine integrative Herangehensweise, die neben ökologischen auch ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigt und damit die Grundlage für eine nachhaltige und sozial ausgewogene Transformation legt.
Die Coaching-Toolbox bietet hierfür zwei leistungsfähige Instrumente an, die wiederholt in der praktischen Anwendung ihren Nutzen erwiesen haben:
  • netWORKS 4-Infokarten: Tool zur Unterstützung partizipativer Planungsprozesse (weitere Informationen unter: https://networks-group.de/de/networks-4/infokarten.html)
  • •Konstellationsanalyse: Methode zur Entwicklung von Kooperationsmodellen in der Implementierung blau-grün-grauer Infrastrukturen (Schramm, Engelbert; Trapp, Jan Hendrik; Stein, Christian; Rauchecker, Markus (2023): Aufbau und Erhalt blau-grün-grauer Infrastrukturen für die kommunale Klimaanpassung. Fallbeispiele, Konstellationen und Kooperationsmanagement. Hg. v. Forschungsverbund netWORKS. Berlin (netWORKS-Papers, 39). Online verfügbar unter https://repository.difu.de/jspui/handle/difu/583721.; ursprünglich entwickelt von: Schön, S., S. Kruse, M. Meister, B. Nölting, D. Ohlhorst (2007): Handbuch Konstellationsanalyse: Ein interdisziplinäres Brückenkonzept für die Nachhaltigkeits-, Technik- und Innovationsforschung. Oekom, München 2007.)

Darüber hinaus werden im Rahmen des Coaching weitere bereits verfügbare Tools je nach Bedarf für die Beantwortung spezifischer Fragestellungen genutzt und dafür ggf. adaptiert (z.B. der RegenRechner der Berliner Regenwasseragentur ( https://regenwasseragentur.berlin/kosten-regenwasserbewirtschaftung/) die Arbeitshilfe „Orientierende Kostenschätzung für Entsiegelungsmaßnahmen“, ebenfalls von der Berliner RWA ( https://www.berlin.de/sen/uvk/umwelt/bodenschutz-und-altlasten/vorsorgender-bodenschutz/vorsorgender-bodenschutz-nichtstofflich/entsiegelungspotenziale/ ) oder das Stadtgrün-Bewertungstool „GartenLeistungen“ des IÖW ( https://www.gartenleistungen.de/publikationen/infografiken-und-factsheets/). Falls erforderlich können auch eigene methodische Ansätze (weiter)entwickelt werden, um Orientierungshilfe durch Schätzungen mit vertretbarem Aufwand zu bieten.