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UFZ-Newsletter Oktober 2015

6 UFZ-Newsletter | Oktober 2015 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Impuls gesetzt und die Helmholtz-Gemein- schaft hat jüngst eine Stadtforschungsinitia- tive ins Leben gerufen. Wo liegen die Gründe? Die liegen vor allem im Wandel wirtschaft- licher Strukturen, dem Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungs- bzw. Wissens- gesellschaft. Und der findet vor allem in den großen Städten statt, wo sich die Orte der Innovationen befinden – mit Forschungsein- richtungen, Universitäten, großen IT- und Dienstleistungsunternehmen. Im Zuge dessen erfahren (Groß)Städte einen neuen Bedeutungsgewinn, der sich vor allem in den Städten der westlichen Welt in neuem Wachstum, Reurbanisierung und Aufwertung niederschlägt. Länder in Asien oder Afrika dagegen erleben die erste Welle der Urbani- sierung. Der Unterschied ist, dass sie in den meisten Ländern des globalen Südens – mit Ausnahme Chinas – ohne Industrialisierung stattfindet. Dafür entstehen dort einige der größten städtischen Agglomerationen, die Megacities. Laut UN-Post-Agenda-2015-Bericht sind es „die Städte, wo der Kampf um eine nachhaltige Entwicklung gewonnen oder verloren wird“. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen? „Zukunftsstadt“ heißt das aktuelle deut- sche Wissenschaftsjahr. Wieso spielt die Zukunft der Stadt gegenwärtig eine so große Rolle in der Öffentlichkeit, der Politik und der Wissenschaft? Die Sicht auf Städte hat sich fundamental gewandelt. In den 1990er Jahren sah man die Entwicklung der Großstädte sehr pessi- mistisch, denn sie waren durch Abwande- rung, Ausbluten und Verlust an Urbanität geprägt. Da wurde in der Stadtforschung und in den Medien von deren „Tod“, „Ende“ oder „Verschwinden“ gesprochen. Etwa seit der Jahrtausendwende erleben wir mit dem neuen Wachstum der Kern- und Innenstädte eine Renaissance und damit verbunden eine optimistische, ja teils euphorische Sicht- weise. Jetzt wird die Stadt als Ort gesehen, wo die großen Herausforderungen gelöst werden sollen – die Stadt als „Laboratorium der Zukunft“. Entsprechend hat die Stadt auch in der Wissenschaft an Aufmerksam- keit gewonnen: „Zukunftsstadt“ ist ja nicht nur ein Wissenschaftsjahr, sondern auch eine nationale Forschungsplattform der Bundesregierung; im aktuellen Forschungs- rahmenprogramm der EU spielt das Thema eine Rolle, etwa in der Joint Programming Initiative „Urban Europe“; die Fraunhofer- Gesellschaft hat mit ihrem „Morgenstadt- Projekt“ vor einigen Jahren einen wichtigen Vor dem Hintergrund weiterer Urbanisierung, Globalisierung, demografischen Verände- rungen und Klimawandel sehen sich Städte so vielen Anforderungen gegenüber, die nahezu alle Arbeits- und Lebensbereiche der Menschen betreffen: Wohnen/Arbeiten, Mobilität/Verkehr, Energie/Stoffkreisläufe, Kommunikation, Natur, soziale Gerechtig- keit. Ich sehe die größte Herausforderung darin, dass Städte dazu beitragen, den Klima- wandel zu bremsen und sich gleichzeitig an die klimabedingten Veränderungen und Extremereignisse wie Hochwasser, Dürre oder Hitze anzupassen. Die alten Industriemetropolen des Westens und Osteuropas sind diejenigen Städte, die die meisten Treibhausgase emittieren. Hier beruhen Produktion sowie Energie- und Wärmeversorgung noch fast ausschließlich auf fossilen Energieträgern. Das muss sich relativ rasch ändern. Denn wenn wir es ernst nehmen, haben wir für den Umbau Der Stadtsoziologe Prof. Dr. Dieter Rink, stellvertre- tender Leiter des Departments Stadt- und Umweltso- ziologie am UFZ, beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit nachhaltiger Stadtentwicklung, Stadtökologie und Stadtnatur, Suburbanisierung und Schrumpfung sowie Partizipation und Governance.  (Foto: André Künzelmann, UFZ) „Wenn wir so langsam weitermachen wie bislang, ist das ein Jahrhundertprojekt.“

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