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UFZ-Newsletter Oktober 2015

4 UFZ-Newsletter | Oktober 2015 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ sie dann wieder zurückgingen, definierten die Forscher als sogenanntes „Peak rate year“ – also das Jahr mit der maximalen Steigerungsrate bei Ernte, Produktion oder Fang natürlicher Nahrungsmittel. Bei der Sojabohne lag die maximale Zunahme der globalen Ernteproduktion beispielsweise im Jahr 2009, bei Milch im Jahr 2004. „Aus US-Studien ist auch bekannt, dass bei Mais, Weizen oder Reis der Ernteertrag pro Hektar auf mehr als einem Viertel der Anbaufläche sinkt“, ergänzt Seppelt. Andere Fakten weisen in eine ähnliche Richtung: Bei der Kultivierung von Ackerflächen, dem Einsatz von Stickstoff-Dünger und der Fläche künst- lich angelegter Bewässerungsfelder liegen die höchsten Zuwachsraten schon etliche Jahre zurück. „Wir können die Nutzung nicht ohne Ende steigern“, warnt Seppelt. Viele Agrarflächen würden schon jetzt sehr intensiv genutzt. unzureichender Lagerung oder ungenügen- der Transportmöglichkeiten. „Eine drastische Reduzierung der Verluste würde das Welt- ernährungsproblem mindern“, sagt Stefan Klotz. Sinnvoll und obendrein gesünder wäre auch, die Ernährung umzustellen: Immer noch wird sehr viel Fleisch verzehrt – und ein Kilogramm Rindfleisch verbraucht in der Produktion deutlich mehr Fläche als ein Kilo Brot. Anbau kommt an Grenzen Eine Produktionssteigerung der Nahrungs- mittel ist aber auch deswegen unrealistisch, weil die Produktion vieler nachwachsender Ressourcen nicht in der gleichen Geschwin- digkeit gesteigert werden kann, wie in den vergangenen Jahrzehnten. Unbegrenzt nutz- bar – wie gemeinhin angenommen – sind sie schon gar nicht. Eine von Ralf Seppelt und Stefan Klotz geleitet Wissenschaftlergruppe aus dem UFZ sowie den Universitäten Yale und Wisconsin analysierte die Produktions- und Förderraten von 27 global erneuerbaren und nicht erneu- erbaren Ressourcen. Erstmals untersuchten sie dabei 20 erneuerbare Güter wie Mais, Reis, Weizen oder Soja, die laut Welternäh- rungsorganisation FAO rund 45 Prozent der weltweiten Kalorienzufuhr ausmachen, sowie wichtige Tiererzeugnisse wie Fisch, Fleisch, Milch oder Eier. Bei 18 dieser nachwachsen- den Ressourcen stellten die Forscher fest, dass die jährlichen Zuwachsraten ihre Spit- zenwerte schon vor einigen Jahren hatten. Dieser Zeitpunkt, zu dem die Produktions- raten ihren Höhepunkt erreichten, bevor Bioenergie bietet Chancen Verschärft wird die Diskussion durch die Bioenergie, weil sie in der öffentlichen Wahrnehmung zusätzlich Flächen für den In- tensivanbau von Mais und Raps beansprucht. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn Bioenergie ist mehr als Mais und Raps von der Fläche. Tatsächlich basieren in Europa 56 Prozent der erneuerbaren Energie auf Holz. Nichtsdestotrotz gibt es gerade vor dem Hintergrund der immer knapper wer- denden Ressource Land intelligente Lösun- gen, Reststoffe aus der Landwirtschaft für Bioenergie zu nutzen. Das gilt zum Beispiel für Stroh. „Von den insgesamt 30 Millionen Tonnen Stroh, die jährlich in Deutschland anfallen, könnten zwischen 8 und 13 Milli- onen Tonnen nachhaltig als Energieträger genutzt werden“, sagt Bioenergieexpertin Prof. Daniela Thrän. Es kann über Strohöfen oder Strohheizkraftwerke in Wärme und Strom verwandelt werden; es lässt sich in Biogasanlagen dank des Einsatzes besonde- rer Bakterien verwenden, man kann daraus Strohholzpellets machen oder man setzt es ein, um Bioethanol zu gewinnen. Eine weite- re Möglichkeit für die Bioenergie ist auch der Anbau schnell wachsender Baumarten wie Pappeln und Weiden an Gewässerrandstrei- fen, die, obwohl geschützt, zum Leidwesen der Naturschützer immer wieder unter den Pflug geraten. „Die Hölzer bieten einige ökologische Vorteile“, sagt Daniela Thrän. Sie brauchen kaum Dünger und nur wenige Pestizide, die Störungen durch Landwirte bis zur Ernte sind selten und sie können auch als Erosionsschutz dienen. Der Anbau entlang von Fließgewässern hätte folglich sowohl für Landwirte als auch Naturschützer Vorteile. Das könnte hilfreich sein, denn gerade in einer zunehmend ausgeräumten Agrar- landschaft geht die Artenvielfalt zurück. Wie UFZ-Untersuchungen beispielsweise in Sachsen-Anhalt belegen, sind dort seit 2002 die Bestände vieler Vogelarten in der PEAK RATE YEAR Quelle: Adaptiert nach Seppelt, R. et al. (2014). Ecology and Society 19(4): 50. doi: 10.5751/ES-07039-190450 Ein internationales Wissenschaftlerteam hat die globalen Produktions- und Förderraten erneuerbarer und nicht erneuerbarer Ressourcen untersucht. Ihr Fazit: Verschiedene Schlüsselressourcen haben ihren Peak bereits überschritten. Ackerland Dünger (N) Eier Fischfang Fleisch Holz Mais Milch Ölpalmen Reis Sojabohnen Weizen 1925 1950 1975 2000 2025 Relative Wachstumsrate in Prozent im Jahr der maximalen Ertragszunahme2,6 5,1 7,6 Foto:©rootstocks/iStockphoto.com Zwischen 30 und 50 Prozent der erzeugten Kalorien weltweit gehen auf dem Weg in den Mund verloren. Diese Verluste wären minimierbar, z. B. durch Änderung des Konsumverhaltens in den reichen Ländern bzw. Optimierung von Lagerung und Transport in den armen Ländern. 19251950197520002025 Relative Wachstumsrate in Prozent im Jahr der maximalen Ertragszunahme2,65,17,6

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