Field work 1
Field work 2

Entwicklung einer neuen Strategie für die integrierte Stechmückenkontrolle

Der Einsatz von Pestiziden, sowohl gegen die Larven wie gegen die adulten Tiere, stellt nach wie vor die häufigste Strategie zur Bekämpfung von Stechmücken dar. In manchen Fällen wird dieser durch weitere Maßnahmen begleitet wie das gezielte Besprühen von Mücken in Gebäuden („Residual Indoor Spraying“) oder die Verwendung von insektizidbehandelten Bettvorhängen und Mückenschutzmitteln. Infolge der drastischen Umweltschäden nach dem Einsatz langlebiger Pestizide wie z. B. DDT in der Mitte des 20. Jahrhunderts werden heute in der Stechmückenkontrolle überwiegend schnell abbaubare Substanzen eingesetzt, um Bioakkumulation sowie Probleme durch langfristige Kontaminationen zu vermeiden. Dies geht jedoch mit einer kurzen Wirkungszeit einher und macht häufig wiederholte Anwendungen mit all den zuvor beschriebenen Umweltproblemen nötig.

Als Alternative wurden biologische Ansätze zur Stechmückenkontrolle entwickelt, die sich zumeist auf die Einführung eines Räubers konzentrieren. Üblicherweise entwickeln sich Stechmücken allerdings überwiegend in temporären Gewässern, in denen sie ihren effizienten Räubern entkommen, da diese stabile Bedingungen über einen ausreichenden Zeitraum benötigen, um sich etablieren zu können [1]. Stattdessen zeigten Meyabeme Elono et al. (2010), dass die Abundanz von Mückenlarven in deutschen Feuchtgebieten deutlich besser durch die Anwesenheit von kleinen Krebstieren, die als Konkurrenten um Nahrung und Raum wirken, als durch die Präsenz von Räubern erklärt wird [2]. Die meisten Stechmückenarten gelten als schwache Konkurrenten, welche besonders schnell junge Tümpel besiedeln und ihre Larvalentwicklung abschließen, bevor der Konkurrenzdruck durch andere Arten der gleichen trophischen Ebene zu stark wird. Erst später minimiert das Auftreten größerer Räuber schließlich die Abundanzen sowohl der Mückenlarven als auch ihrer Konkurrenten.

Weiterhin zeigten Liess et al. (2002) an Wasserflöhen (Daphnia magna), dass nach einer Pestzidbehandlung die Populationsgröße zeitweilig ihren Ausgangswert aufgrund der reduzierten intraspezifischen Konkurrenz deutlich übersteigen kann [3]. In weiteren Experimenten ließ simulierte Prädation nach einer gepulsten Kontamination die überlebenden Tiere schneller wachsen [4], während ein zusätzlicher interspezifischer Konkurrent die Erholung der Populationsgröße deutlich verzögerte [5]. 2011 zeigten Dueqesne et al. in einem Experiment mit Mikrokosmen, dass die Dichte der Makrozooplankton-Gemeinschaft die Besiedlung von Tümpeln durch Stechmücken erheblich beeinflusst. In Tümpeln mit einer voll etablierten Gemeinschaft an der Grenze der Umweltkapazität wurde die Eiablage vollständig unterdrückt [6].

Unter Berücksichtigung all dieser Ergebnisse erscheint die Förderung einer Makrozooplankton-Gemeinschaft ein vielversprechender Ansatz in der Stechmückenkontrolle. In deutschen Feuchtgebieten brachten Kröger et al. (eingereicht) Zooplankton in junge Tümpel aus, welche sie zuvor in benachbarten Gewässern gesammelt hatten, und verglichen die Ergebnisse mit einer Behandlung mit dem biologischen Larvizid B.t.i. B.t.i. führte unmittelbar zu einem starken Einbruch der Larvendichten, aber durch eine schnelle Wiederbesiedlung erholten sich die Populationen innerhalb von 2 -3 Wochen wieder. Die Behandlung mit Konkurrenten führte zu einem langsameren, aber stetigen Rückgang der Mückenlarven, der nach 3 Wochen sein Maximum erreichte. In anthropogenen Tümpeln in Kamerun erzielten Meyabeme Elono et al. (eingereicht) ähnliche Ergebnisse und zeigten, dass die besten Resultate nach einer kombinierten Behandlung zuerst mit B.t.i. und direkt anschließend mit dem Besatz von Makrozooplankton erreicht werden.

[1] Chase J.M., Knight T.M. (2003): Drought-induced mosquito outbreaks in wetlands. Ecol Lett 6 (11), 1017-1024.

[2] Meyabeme Elono A.L., Liess M., Duquesne S. (2010): Influence of competing and predatory invertebrate taxa on larval populations of mosquitoes in temporary ponds of wetland areas in Germany. J Vector Ecol 35 (2), 419-427.

[3] Liess M. (2002): Population response to toxicants is altered by intraspecific interaction. Environ Toxicol Chem 21 (1), 138-142.

[4] Liess M., Foit K. (2010): Intraspecific competition delays recovery of population structure. Aquat Toxicol 97, 15-22.

[5] Foit K., Kaske O., Liess M. (2012): Competition increases toxicant sensitivity and delays the recovery of two interacting populations. Aquat Toxicol 106-107, 25-31.

[6] Duquesne S., Kroeger I., Kutyniok M., Liess M. (2011): The Potential of Cladocerans as Controphic Competitors of the Mosquito Culex pipiens. J Med Entomol 48 (3), 554-560.

Africa

Neue Veröffentlichungen

Meyabeme A, Duquesne S, Liess, M. 2010

Influence of competing and predatory invertebrate taxa on larval populations of mosquitoes in temporary ponds of wetland areas in Germany. Journal of Vector Ecology 35 (2): 419-427.

Duquesne S., Kroeger I., Kutyniok M., Liess M. 2011

The Potential of Cladocerans as Controphic Competitors of the Mosquito Culex pipiens. J. Med. Entomol. 48 (3): 554-560.

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