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UFZ-Newsletter Mai 2015

10 UFZ-Newsletter | Mai 2015 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ viel weiter gekommen. Was nützen Gesetze und institutionen, wenn die Umsetzung ins konkrete Lebensmittelrecht fehlt? Und das ist das eigentlich Tragische: Es wird zu wenig getan, obwohl es relativ einfach wäre. Was könnte denn gemacht werden? Es könnten beispielsweise schädliche Zusatz- stoffe einfach verboten werden. Futtermit- telhersteller könnten gesetzlich verpflichtet werden, ihre Futtermittel zu kontrollieren. Der Einsatz von antibiotika könnte reduziert werden. Lebensmittelhersteller – nicht der Einzelhandel – könnten zu Überprüfungen ihrer Produkte verpflichtet werden. Liefer- ketten müssen sicher und nachvollziehbar sein. Der globale Handel und die globale Lebensmittelproduktion sind alles andere als transparent. Warum wird nichts gemacht? Weil kein Politiker angst haben muss, dass er wegen Pferdelasagne, Dioxineiern oder herr Bode, haben sich die investitio- nen in den Verbraucherschutz für den Verbraucher gelohnt? Sind lebensmittel heute so sicher wie noch nie? Zu sagen, Lebensmittel seien so sicher wie noch nie, ist nicht richtig. Denn Sicherheit wird in jeder Phase anders definiert. Hatten wir es früher mit Lebensmittelvergiftungen aufgrund kontaminierten Trinkwassers zu tun, sind es heute Risiken, die von Lebens- mitteln ausgehen, von denen man in der Regel nicht sofort stirbt, die aber langfris- tige Schäden verursachen. Von mehr als 300 in der EU zugelassenen Zusatzstoffen („E-Nummern“) gilt die Hälfte als gesund- heitlich umstritten. Warum sind zum Beispiel in vielen Produkten immer noch schädliche azofarbstoffe, obwohl es schon völlig unge- fährliche Ersatzstoffe gibt? Der anspruch, der sich aus dem neuen europäischen Le- bensmittelschutzrecht ableitet, ist, vorbeu- gend vor Gefahren zu schützen. Wenn dieser Maßstab angesetzt wird, dann sind wir nicht zu viel antibiotika in Fleischprodukten nicht wieder gewählt wird. Und weil niemand interesse daran hat. Der Lebensmittelmarkt wird beherrscht von einer übermächtigen und allgegenwärtigen Wirtschaftslobby. Was kann ich als „mündiger“ Verbrau- cher tun? Nicht viel. Die Schutzmöglichkeiten bei Lebensmitteln sind sehr gering. Sie können die Qualität eines Lebensmittels nicht selber feststellen. Der Preis allein ist kein hinreichender indikator. Teures muss nicht unbedingt gut sein und Billiges nicht zwangsweise schlecht. in der Debatte wird der Verbraucherschutz jedoch individuali- siert: „Warum sind Sie so blöd oder geizig?“ „Geben Sie doch mehr Geld für bessere Eier aus!“ aber das Bioei schützt Sie auch nicht. Biolebensmittel zu kaufen ist keine Garantie für Sicherheit. Die Verbraucher erhalten keine klaren informationen über die Qualität von Produkten. Die brauchen sie aber für Seit der BSE-Krise vor mehr als zehn Jahren hat sich in der EU und in Deutschland viel getan, um den Verbraucher- schutz zu verbessern: Ein europäisches „Grundgesetz“ des Lebensmittelrechts (EU-Verordnung 178/2002) wurde beschlossen und in ein neues nationales Lebensmittelrecht übertragen (Lebensmittel- und Futtermittelgesetz- buch – LFGB). Eine europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wurde etabliert. In Deutschland und in anderen EU-Mitgliedstaaten wurden Verbraucherministerien geschaffen. Die behördliche Risikobewertung von Lebensmitteln in Deutschland wurde umfassend neuorganisiert. Es wurden das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) errichtet. Am 20. Oktober 2014 hielt der gründer und geschäftsführer von foodwatch, Dr. Thilo Bode, im Rahmen der Helmholtz Environmental Lecture (HEL) am UFZ einen öffentlichen Vortrag zum Thema: „Recht- los im supermarkt – sind unsere Lebensmittel sicher?“. Eine gute gelegenheit, ihm für den UFZ-Newsletter ein paar Fragen zu stellen.  (Foto: André Künzelmann, UFZ) „ich WüNSche mir, DASS Die WiSSeNSchAFT Viel STärker iN Die ÖFFeNTliche DeBATTe eiNSTeiGT.“

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