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UFZ-Newsletter Oktober 2014

sich mit der Frage, wie sich die potenziellen Übeltäter von harmloseren Kandidaten un- terscheiden lassen. Dabei interessieren sie sich vor allem für die Rückstände, die solche Substanzen im Boden oder im Grundwasser hinterlassen. „Ideal wäre es, wenn die Pestizide komplett von Bakterien abgebaut würden, sobald sie ihren Job erledigt haben“, sagt der Experte. Allerdings klappt das nicht bei allen Subs- tanzen gleich gut. Je nach chemischer Struk- tur werden manche schnell zersetzt, andere langsamer und wieder andere so gut wie gar nicht. Je mehr Rückstände eine Substanz im Boden hinterlässt, umso kritischer wird sie traditionellerweise gesehen. Allerdings ist Rückstand nicht gleich Rück- stand. Matthias Kästner und seine Kollegen haben eine neue Untersuchungsmethode entwickelt, die eine differenziertere Ein- schätzung erlaubt. blick in den boden Dabei markieren die Forscher die jeweili- gen Pestizide mit einer nicht-radioaktiven, schweren Kohlenstoff-Variante, dem soge- nannten Isotop 13 C. In einer Bodenprobe können sie dann das Schicksal der Verbin- dungen und ihrer Abbauprodukte genau verfolgen. Manche der Pestizide lagern sich nur locker an den Humus des Bodens an oder werden darin eingeschlossen, andere binden dage- gen fest daran. Im ersten Fall können sie viel leichter wieder freigesetzt werden als im zweiten, giftig aber können sie in beiden Varianten sein. Allerdings haben die For- scher auch noch eine dritte Kategorie von Rückständen nachgewiesen. Diese entsteht, wenn Bakterien das Pestizid zerlegen und den darin enthaltenen Kohlenstoff in ihre eigenen Zellen einbauen. „Für Substanzen, bei denen das passiert, können wir Entwar- nung geben“, sagt Matthias Kästner. Denn von den so verwerteten Resten geht keine Gefahr mehr aus. Pestizide wie das Unkrautvernichtungsmittel 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure (2,4-D) schei- nen demnach weniger problematisch zu sein, als man lange angenommen hatte. Derzeit sind die UFZ-Forscher mit Kooperationspart- nern dabei, zahlreiche weitere Substanzen mit der neuen Methode zu bewerten. Sowohl bei Firmen als auch beim Umweltbundesamt ist das Interesse an diesen Ergebnissen groß. Denn ganz ohne Pestizide wird die Mensch- heit wohl zumindest in näherer Zukunft nicht auskommen. „Pestizide sind wichtig für unsere moderne Landwirtschaft und den Schutz von Lebensmitteln und Saatgutvor- räten“, betont Matthias Kästner. Man müsse aber genau abwägen, welche Substanzen man verwenden wolle: „Bioabbaubarkeit sollte dabei ein oberstes Gebot sein“. Sein Kollege Matthias Liess hat noch eine weitere Forderung für die Zukunft: „Genau wie Medi- kamente sollte man auch Pestizide nur dann einsetzen, wenn es wirklich nötig ist“. Klingt selbstverständlich, wird aber in der Praxis oft genug vergessen. Nicht nur auf vietnamesi- schen Reisfeldern. Kerstin Viering Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Juli 2014 5 UFZ-Ansprechpartner: Prof. Dr. matthias liess leiter Dept. Systemökotoxikologie e-mail: matthias.liess@ufz.de Prof. Dr. matthias kästner leiter Dept. Umweltbiotechnologie e-mail: matthias.kaestner@ufz.de PD Dr. Josef Settle Dept. biozönoseforschung e-mail: josef.settele@ufz.de ss realitätsnaher werden. So lautet eine Forderung der Leipziger wissenschaftler. Entscheidende Erkenntnisse erhoffen sie sich von einem der weltweit größten Fluss-Experi- wurde. In 47 jeweils 14 Meter langen künstlichen Fließrinnen testen die Forscher dort die Reaktionen von wasserlebewesen auf Pestizide unter deutlich realeren Bedingungen

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