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UFZ-Newsletter Oktober 2014

2 UFZ-Newsletter | Oktober 2014 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ nicht leicht zu vermitteln“, gibt Josef Settele zu. Er und seine Kollegen kooperieren daher mit dem vietnamesischen Fernsehen und integrieren ihre Botschaften zum Insekten- schutz in populäre Seifenopern. Inmitten der dramatischen Verwicklungen einer Herz- Schmerz-Geschichte fängt der Film dann ein, was das Spritzen eines Reisfeldes für die Umwelt bedeutet. Oder erzählt, dass blüten- reiche Feldränder nicht nur Bienen, sondern auch die winzigen Feinde der Schädlinge anlocken. Vielleicht lässt der eine oder an- dere Zuschauer die Spritze künftig ja doch häufiger im Schuppen. Problematische waffen Südostasiens Reisfelder sind aber bei weitem nicht die einzigen Lebensräume, in denen Pestizide unerwünschte Neben- wirkungen entfalten. Zwar hat sich bei der Entwicklung der Wirkstoffe in den letzten Jahrzehnten einiges getan. Langlebige Chemikalien wie das berüchtigte DDT, die sich in der Umwelt anreichern und sogar bis in die entlegensten Regionen des Planeten vordringen, dürfen heute zum Beispiel nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Doch auch mit ihren modernen Nachfolgern gibt es immer wieder Probleme. „Das ist auch nicht weiter verwunderlich“, meint Setteles UFZ-Kollege, der System-Ökotoxiko- loge Prof. Matthias Liess. „Pestizide sind ja darauf ausgelegt, zu töten“. Den Bauern in Vietnam geht es nicht anders als ihren Kollegen in anderen Teilen der Welt. Ehe sie einen guten Teil ihrer Ernte in den gefräßigen Mäulern von Insekten verschwin- den sehen, greifen viele doch lieber zur chemischen Abwehrwaffe. „Gerade in Asien werden sehr viele Pestizide eingesetzt“, sagt Agrarbiologe Dr. Josef Settele vom UFZ. Er und seine Kollegen untersuchen, welche Folgen das für die Ökologie der Reisfelder hat – und kommen dabei zu überraschen- den Ergebnissen. „Wer auf Pestizide ver- zichtet, erntet nicht weniger“, resümiert der Forscher. „Manchmal sogar mehr“. Das klingt erst einmal paradox. Schließlich ist auf den Feldern Südostasiens ein durch- aus ernstzunehmender Gegner unterwegs. Die Braune Reiszikade entwickelt nicht nur einen großen Appetit auf Reispflanzen, sondern überträgt auch für die Gewächse schädliche Viren. Die Eier dieser Tiere entwickeln sich allerdings gut geschützt in den Blattscheiden, so dass Chemikalien sie kaum erreichen können. Dafür wirken die Gifte umso besser gegen Schlupfwes- pen und andere natürliche Zikaden-Feinde. Nach der Spritzaktion schlüpft daher eine neue Schädlingsgeneration, die weitgehend unbehelligt heranwachsen kann. Bis ihre Gegenspieler aufs Feld zurückkehren, hat sie schon reichlich Schaden angerichtet. Pestizide, die einen Schädling fördern, statt ihn zu dezimieren? „Das ist den Landwirten Zwar bemühen sich die Hersteller um Rezep- turen, die möglichst nur auf die tatsächlich angepeilten Gegner zielen. Und in einigen Fällen ist das auch durchaus gelungen. Der Wirkstoff Floricamid zum Beispiel wirkt sehr selektiv gegen Blattläuse. Und das Gift des Bakteriums Bacillus thuringiensis schädigt vor allem Mücken und gefräßige Schmetterlinge. Die überwiegende Mehr- zahl der anderen Mittel aber ist bei weitem nicht so spezifisch. Ein Wirkstoff, der die Fotosynthese hemmt, schädigt eben nicht nur Unkräuter, sondern alle grünen Pflanzen. Und ein typisches Insektengift wirkt auf das Nervensystem aller möglichen Organismen. Die hochwirksamen Neonicotinoide, die unter anderem gegen Blattläuse, Kartof- felkäfer oder Apfelwickler zum Einsatz kommen, bringen zum Beispiel auch Bienen in Schwierigkeiten. Zwar sind sie für diese wichtigen Bestäuber erst in hohen Konzen- trationen tödlich. Doch schon in geringen Mengen bringen sie ihr körpereigenes Navigationssystem durcheinander, so dass die Tiere nach dem Pollensammeln nicht mehr zum Stock zurück finden. Wenn aber seine Mitglieder orientierungslos durch die Fremde irren, ist ein Bienenvolk dem Unter- gang geweiht. „Solche nicht direkt tödlichen Wirkungen sind sehr schwer nachzuweisen“, sagt Matthias Liess. „Sie können aber weit- reichende ökologische Folgen haben“. Er und seine Kollegen haben diese Effekte Die Verfügbarkeit von Pestiziden ist in vielen asiatischen Ländern unendlich, weshalb ihr bedenkenloser Einsatz weit verbreitet ist. Internationale Forscherteams haben es sich zur Aufgabe gemacht, in den Köpfen von Landwirten und Behörden einen Prozess des Umdenkens anzustoßen und erarbeiten mit ihnen gemeinsam Alternativen. (Foto: André Künzelmann/UFZ) Die Verfügbarkeit von Pestiziden ist in vielen asiatischen Ländern unendlich, weshalb ihr bedenkenloser Einsatz weit verbreitet ist. Internationale Forscherteams haben es sich zur Aufgabe gemacht, in den Köpfen von Landwirten und Behörden einen Prozess des Umdenkens anzustoßen und erarbeiten mit ihnen gemeinsam Alternativen. (Foto: André Künzelmann/UFZ) wAS vom SPritZeN übrig bleibt

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