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UFZ-Newsletter Dezember 2015

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Dezember 2015 7 UFZ-Ansprechpartnerinnen: Dr. Irina Lehmann, Dr. Gunda Herberth Dept. Umweltimmunologie e-mail: irina.lehmann@ufz.de, gunda.herberth@ufz.de Vitamin-D-Spiegel im Blut werdender Mütter und dem Auftreten von Nahrungsmittelall- ergien in den ersten beiden Lebensjahren der Kinder. Das Ergebnis ist deutlich: Kinder von Müttern mit hohen Vitamin-D-Spiegeln während der Schwangerschaft entwickeln häufiger Nahrungsmittelallergien als Kinder von Müttern mit niedrigen Werten. „Ein hohes Vitamin-D-Niveau bei Schwangeren trägt also zu einem erhöhten Risiko für die ungeborenen Kinder bei, im Kleinkindalter an einer Nahrungsmittelallergie zu erkran- ken“, sagt Lehmann. Und nicht nur das: Hohe Vitamin-D-Spiegel im Blut der Mutter führen beim Kind zu einer funktionellen Veränderung von Genen, die im Zusammenhang mit der Entwicklung von Asthma stehen. Diese sogenannte epigeneti- sche Veränderung führt dazu, dass die Gene stärker aktiviert werden. „Die Entstehung von Allergien hängt natürlich nicht allein vom Vitamin-D-Spiegel ab“, sagt Lehmann. „Er scheint aber durchaus eine Rolle zu spie- len. Schwangeren würden wir die Einnahme von Vitamin-D-Ergänzungspräparaten mit dem Ziel, das Allergierisiko ihres Kindes zu senken, daher nicht unbedingt empfehlen.“ Beispiel Zucker. Dringen Krankheits- erreger in unseren Körper ein, wird das Immunsystem alarmiert: Mithilfe von Entzündungsprozessen und einer Kaskade von Abwehrmechanismen versucht der Körper, die Eindringlinge außer Gefecht zu setzen. Gerät unser Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht, kann das aber auch schon dazu führen, dass das Immunsystem auf den Plan gerufen wird. Und zwar einfach so, ohne jegliche feindliche Übernahme. Der Körper kämpft dann gegen einen Feind, den Im Frühjahr 2006 startete das UFZ gemein- sam mit der Kinderklinik des Städtischen Kli- nikums „St. Georg“ Leipzig und dem Institut für Klinische Immunologie und Dermatologie der Universität Leipzig die Mutter-Kind-Stu- die LiNA. Ihr Ziel ist es, Risiken zu erfassen, die bei Kindern zu Allergien führen. Dabei geht es am UFZ vornehmlich um die Rolle von Umweltfaktoren, etwa Chemikalien in der Luft von Innenräumen, und um Lebenstil- faktoren wie Lärm und Stress – aber auch um den aus dem Gleichgewicht gebrachten Stoffwechsel. Epidemiologische Studien zeigen, dass es zwischen dem Ungleichge- wicht im Stoffwechsel von Schwangeren bzw. Neugeborenen und dem Allergie- und Krank- heitsrisiko der Kinder eindeutige Zusammen- hänge gibt. Bestimmte Zucker und Vitamine können es dabei ganz schön in sich haben. Beispiel Vitamin D. Auf den ersten Blick gehört es zu den Guten, weil es Knochen, Muskeln und Nerven stärkt und in der kalten Jahreszeit vor Infektionen schützt. Unser Körper nimmt Vitamin D mit der Nahrung auf und kann es unter der Einwirkung von Sonnenlicht auch selbst produzieren. Es gibt Studien, die einen Mangel an Vitamin D als möglichen Auslöser allergischer Erkrankun- gen sehen. „Vor etwa 15 Jahren gab es aber auch erste Hinweise, dass hohe Vitamin-D- Spiegel die Entstehung von Allergien begüns- tigen können“, sagt Umweltimmunologin Dr. Irina Lehmann. „Wir wollten herausfin- den, ob dies bereits in einer ganz frühen Entwicklungsphase der Fall sein kann, also ob der Vitamin-D-Spiegel von Schwangeren das Allergierisiko der Kinder beeinflussen kann.“ Dafür fahndeten die UFZ-Forscher nach einem Zusammenhang zwischen dem es gar nicht gibt. „Das kann sogar bereits bei Neugeborenen der Fall sein, ausgelöst zum Beispiel durch erhöhte Zuckerkonzentratio- nen“, sagt Lehmanns Kollegin Dr. Gunda Her- berth. „Und das ist gar nicht gut. Denn eine entzündliche Immunantwort begünstigt unter anderem die Entstehung von Atemwegs­ erkrankungen im frühen Kindesalter.“ Hohe Konzentrationen anderer Stoffwech- selprodukte wie Eiweißbausteine oder Abbauprodukte von Fetten hemmen dagegen die Entstehung von Entzündungen. „Wir vermuten, dass das Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Stoffwechselproduk- ten für das Entstehen bzw. Nichtentstehen entzündlicher Prozesse mitverantwortlich ist“, sagt Herberth. Man kann sich das so ähnlich vorstellen, wie zu zweit oder in der Gruppe auf einem Bein zu stehen – man kann sich dann gegenseitig stützen und fällt nicht so schnell um. Beginnt dann aber einer zu straucheln, kann es so oder so ausge- hen. „Wir müssen verstehen, was unseren Stoffwechsel aus dem Lot bringt, wo die wichtigen Dreh- und Angelpunkte sind, und wie Umweltschadstoffe und insbesondere Chemikalien in unseren Stoffwechsel und die Regulation des Immunsystems eingreifen“, sagt Lehmann. „Nur so können wir in Zukunft die Entstehung von Allergien und anderen entzündlichen Erkrankungen vermeiden und besser vorsorgen.“ Nicole Silbermann Mehr als 600 Mütter und deren Kinder nehmen seit fast zehn Jahren an der Leipziger Mutter- Kind-Studie LiNA teil – von der 34. Schwanger- schaftswoche bis zum 18. Geburtstag der Kinder um das Jahr 2024. www.ufz.de/LiNA (Foto: underdogstudios, fotolia.com) Wenn der Stoffwechsel das Gleichgewicht verliert Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Dezember 20157

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