T I T E LT H E M A gesammelt und gespeichert werden kann – und „blau grün“, weil der Niederschlag mithilfe sogenannter multi funktionaler blau grüner Wasserinfrastrukturen in den Quartieren bleiben soll. Die technischen Möglichkeiten für diesen nachhaltigen Umgang mit Regenwasser sind vielfältig: Sie reichen von großflächigen Versickerungs mulden über verschiedene kiesartige Rigolen Typen wie beispielsweise Mulden und Baumrigolen bis hin zu Speichermöglichkeiten in Zisternen oder auf Retentions gründächern. „Wir wollen das Regenwasser für die Be wässerung in den trockenen Sommermonaten speichern bzw. zwischenspeichern und damit Bäume, Sträucher und Wiesen als Teil blau grüner Infrastrukturen zum Beispiel in den Innenhöfen der Wohnblöcke am Leben halten“, sagt Roland A. Müller. Ein intaktes Stadtgrün hat viele positive Begleiterscheinungen: Grünflächen regu lieren das Stadtklima, filtern Staub und mindern Lärm, bieten den Menschen Raum für Erholung, erhöhen die biologische Vielfalt und sorgen insgesamt für eine höhere Lebensqualität der Stadtbevölkerung. „Dies alles macht das Projekt ‚Leipziger BlauGrün‘ zu einem interessanten Reallabor“, bilanziert Müller. Das Projekt Das Projekt „Leipziger BlauGrün – Blau grüne Quartiers entwicklung in Leipzig“ wird mit rund 2,8 Millionen Euro über die BMBF Fördermaßnahme „Ressourcen effiziente Stadtquartiere für die Zukunft (RES:Z)“ gefördert. In RES:Z werden bundesweit zwölf inter und transdisziplinäre Vorhaben unter Beteiligung von mehr als 20 Modellkommunen unterstützt. Leipzig ist die einzige ostdeutsche Modellstadt. Beteiligt sind am Projekt „Leipziger BlauGrün“ die Stadt Leipzig, die Kommunalen Wasserwerke Leipzig, die Stadtwerke Leipzig, die Leipzig 416 Management GmbH, das Fraunhofer Institut für Grenzflächen und Bioverfah renstechnik, die Universität Leipzig, die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, die Unter nehmen Tilia GmbH, Optigrün und DHI Wasy GmbH sowie das Umweltbundesamt. 6 Wasser im Quartier halten Wie das Management des Niederschlagswassers im Quar tier „Leipzig 416“ gestaltet werden könnte, ist die zentrale Frage, auf die der Umweltbiotechnologe Dr. Manfred van Afferden Antworten finden will. Er erstellt Wasserbilanzen auf Basis einzelner Häuserblöcke, von denen im Quartier mehr als 20 geplant sind. „Wenn bekannt ist, wie ein Häuserblock abflusslos gestaltet werden kann, kann ich das auch auf das gesamte Viertel übertragen“, erklärt er. Der UFZ Forscher modelliert dafür ausgehend von historischen Niederschlagsvergleichswerten in Leipzig die Abflussmenge von den Dächern sowie von möglichen Gestaltungseinheiten im Innenhof eines Häuserblocks wie etwa Tiefgarage, Wege, Radstellplatz, Spielplatz, Bäume, Rasenfläche oder Blumenbeete. Unterm Strich bleiben so bei unterschiedlichen Niederschlagsszenarien Abflussmengen, die im Innenhof versickern oder gespei chert werden müssen. Doch das ist nicht die einzige Herausforderung, vor der er steht: So soll zum einen der Innenhof auch in trockenen Sommern grün bleiben; Bäu me, Sträucher und Wiesen sollten deswegen bewässert werden können. Zum anderen ist die Flächenkonkurrenz im Innenhof groß: Pflanzen, Sandkästen, Sitzgelegenheiten und Fußwege müssen dort genauso ihren Platz finden wie unterirdische Bauwerke, zum Beispiel Tiefgaragen, Retentions, Versickerungs und Speicheranlagen. Diese engen jedoch die Optionen der Bepflanzung ein und be grenzen damit naturnahe Gestaltungsmöglichkeiten. Das zeigt sich etwa bei einem möglichen Einsatz von Zister nen: „Um vor allem für trockene Sommermonate Bewäs serungswasser zu sammeln, werden große Zisternen benötigt. Doch diese beanspruchen in den Innenhöfen einen erheblichen Flächenanteil und nehmen damit den Platz für andere Nutzungen weg“, sagt van Afferden. Mehr verspricht er sich von Grundwasserbrunnen, die entweder für jeden einzelnen Häuserblock oder als zentrale Brunnen angelegt werden, die mehrere Blöcke des Quartiers beliefern können. Voraussetzung: Um den Grundwasserleiter nicht überzustrapazieren, darf nur die Wassermenge entnommen werden, die im Block als Niederschlagswasser versickert ist. Notwendig für eine ausgeglichene Wasserbilanz im Häuserblock sind zudem Gründächer: „Wir brauchen Gründächer, denn sie halten Regenwasser zurück und schaffen damit Freiräume im Innenhof“, sagt er. Wie die begrünten Dächer konkret aussehen sollten, sei aber noch offen.