FLOOD-ERA − Flood risk management strategies in European Member States


Bearbeitung

Department Ökonomie, Department Stadt- und Umweltsoziologie

Volker Meyer
Christian Kuhlicke


Status

BMBF − Germany
Defra − United Kingdom
Lebensministerium − Austria

Projektlaufzeit

10/2006 − 04/2008


Kurzbeschreibung

Ziel von FLOOD-ERA ist eine methodische Verbesserung der Bewertung unterschiedlicher Typen von Maßnahmen des Hochwasserrisikomanagements unter Berücksichtigung des Entscheidungskontextes. Dabei ist zunächst die Unterscheidung von strukturellen und nicht-strukturellen Maßnahmen (also von "technischem" Hochwasserschutz im klassischen Verständnis, z. B. in Form von Deicherhöhungen oder -rückverlegungen, im Gegensatz etwa zu Flächennutzungsänderungen und Warnsystemen) zentral. Das Projekt geht davon aus, dass in Abwägungs- und Entscheidungsprozessen für oder gegen bestimmte Maßnahmetypen Kontextfaktoren eine wichtige Rolle spielen, insbesondere auch die Risikowahrnehmung von Entscheidungsträgern. Die bisherige Forschung in diesem Feld lässt eine solche Annahme nahe liegend erscheinen, hat dieser Frage bislang aber kaum Aufmerksamkeit gewidmet. Im ökonomischen Sinne handelt es sich damit um zusätzliche Transaktionskosten, die bei der Bewertung der Effizienz bestimmter Maßnehmen mit einzubeziehen sind.

Die zu entwickelnde ganzheitliche Methodik soll in unterschiedlichen regionalen Fallstudien in Österreich, Großbritannien und Deutschland anhand exemplarischer Maßnahmen getestet werden.

Das UFZ ist hierbei vor allem in zwei inhaltlichen Bereichen tätig:

a) Untersuchung des Entscheidungskontextes und der Risikobewertung ausgewählter Entscheidungsträger.
Hierbei geht es aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive sowohl um die Personen mit ihrer Qualifikation und beruflichen Sozialisation selbst als auch um deren jeweilige institutionelle Handlungsbedingungen. Ziel ist es, die Gründe für die Auswahl bestimmter Maßnahmetypen sowie die Entscheidung gegen oder die Ausblendung anderer Maßnahmen (und damit auch die Bedeutung von Wissen, Erfahrungen und Befürchtungen) besser zu verstehen und erklären zu können.

b) Methoden der Bewertung der Effizienz von strukturellen und nicht-strukturellen Maßnahmen.
Hierbei sollen exemplarische Maßnahmen an der Vereinigten Mulde mit Hilfe von Methoden wie der Kosten-Wirksamkeits-Analyse sowie Kosten-Nutzen-Analyse ökonomisch bewertet werden. Weiterhin wird überprüft, inwieweit durch den institutionellen Kontext Transaktionskosten mit der Entscheidung über strukturelle bzw. nicht-strukturelle Maßnahmen verbunden sind sowie Methoden entwickelt und getestet werden, diese zumindest grob zu erfassen. Die ökonomische Bewertung soll somit durch die Berücksichtigung von Transaktionskosten erweitert werden.

Das Projekt wurde im April 2008 erfolgreich abgeschlossen. Der vollständige Projektbericht wird in Kürze verfügbar sein.

Kurzzusammenfassung der Ergebnisse

Ziel des Gesamtprojektes FLOOD-ERA war eine methodische Verbesserung der Bewertung insbesondere nicht-struktureller Maßnahmen des Hochwasserrisikomanagements (z.B. Flächennutzungsänderungen und Warnsysteme) aber auch struktureller Maßnahmen (z.B. Deiche) unter Berücksichtigung des Entscheidungskontextes. In diesem Zusammenhang war das UFZ zum einen konzeptionell an der Entwicklung von Methoden der Bewertung und der Kontextanalyse beteiligt, zum anderen wurde eine Fallstudie an der Vereinigten Mulde durchgeführt, bei der sowohl exemplarische Maßnahmen ökonomisch bewertet wurden als auch der Entscheidungskontext auf Basis von Interviews analysiert wurde.

Zentrale Ergebnisse:

  • Entwicklung von Bewertungsmethoden: Methoden zur Abschätzung von Kosten und Nutzen von strukturellen (Deichbau) und nicht-strukturellen Maßnahmen (Umsiedlung, Warnsystem) wurden (weiter-)entwickelt und in Bewertungsmethoden, wie Kosten-Nutzen-Analysen integriert. Zudem wurde eine vereinfachte Methode zur Erfassung von Transaktionskosten (Umsetzungskosten) entwickelt und angewandt.
  • Anwendung auf die Fallstudie: Exemplarische Maßnahmen in Grimma und Erlln wurden bezüglich ihrer Effektivität hinsichtlich des offiziellen Schutzziels (Schutz vor bis zu 100-jährlichem Hochwasser) und ihrer Effizienz bewertet. Die Beispiele zeigten u.a., dass das Schutzziel so definiert ist, dass es sich mit Deichen aber auch Umsiedlungen gut erreichen lässt, nicht jedoch mit kleineren Maßnahmen wie Warnsystemen. Alle ausgewählten Maßnahmen erscheinen jedoch kaum effizient, d.h. die Kosten übersteigen den zu erwartenden Nutzen, insbesondere bei der Umsiedlung, aber auch bei den strukturellen Maßnahmen.
  • Analyse des Entscheidungskontextes: Diesbezüglich zeigten auch die Interviews mit Entscheidungsträgern, dass die Effizienz von Maßnahmen offensichtlich nur ein zweitrangiges Entscheidungskriterium ist, was nicht zuletzt auf die umfangreiche Verfügbarkeit finanzieller Mittel zurückzuführen ist. Wesentlich wichtigeres Entscheidungskriterium ist die Erreichung des o.g. Schutzziels. Weitere wesentliche Gründe für die gegenwärtige Fokussierung auf strukturelle Maßnahmen sind zum einen die Organisationsstruktur des Hochwasserschutzes in Sachsen, und zum anderen das Schutzbedürfnis der lokalen Bevölkerung sowie deren Widerstand gegenüber Flächennutzungsänderungen oder Umsiedlungen, der zu hohen Transaktionskosten bei der Umsetzung dieser Maßnahmen führen würde. Zudem kann die Persönlichkeit der lokalen Entscheidungsträger eine wichtige Rolle spielen, da diese Entscheidungen sowohl in Richtung struktureller als auch nicht-struktureller Maßnahmen wesentlich beeinflussen können.