Pressemitteilung vom 4. März 2013

Warum sich Unternehmer für biologische Vielfalt interessieren sollten

Naturkapital Deutschland – TEEB DE veröffentlicht Broschüre

Leipzig/Berlin. Die Leistungen der Natur sind Grundlage zahlreicher wirtschaftlicher Leistungen. Wer an dauerhaftem wirtschaftlichem Erfolg interessiert ist, muss also auch an Naturschutz Interesse haben. Umfragen in Unternehmen zeigen jedoch, dass die wirtschaftliche Bedeutung der biologischen Vielfalt als gering eingeschätzt wird. „Naturkapital Deutschland – TEEB DE“ will mit der neuen Broschüre „Die Unternehmensperspektive – Auf neue Herausforderungen vorbereitet sein“ das Bewusstsein speziell in Unternehmen für das eigene Abhängigkeits- und Verantwortlichkeitsverhältnis zur Natur fördern. Die Broschüre wird am 5. März im Rahmen des 5. Nationalen Forums zur biologischen Vielfalt im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin vorgestellt.


Cover Naturkapital Deutschland – TEEB DE (2013): Die Unternehmensperspektive – Auf neue Herausforderungen vorbereitet sein. Berlin, PricewaterhouseCoopers; Leipzig, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ; Bonn, Bundesamt für Naturschutz
Bildverwendung unter Lizenz: CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/)
Auf rund 200 Millionen Euro pro Jahr schätzen Experten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) die jährlichen Gesundheitskosten, die allein durch die fortschreitende Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie in Deutschland entstehen. Die Pollen der Pflanze, die vor allem durch verunreinigtes Saatgut von Sonnenblumen verbreitet wird, sind extrem allergen und fliegen erst sehr spät im Jahr, was die Beschwerdesaison für Pollenallergiker verlängert. Die Kosten entstehen z.B. durch Therapien und krankheitsbedingte Fehlzeiten. 12 Milliarden Euro werden laut EU-Kommission jährlich für die Vermeidung und Beseitigung der Folgen aller gebietsfremder Arten in der EU ausgegeben.

Der leichtfertige Umgang mit gebietsfremden Arten ist nur ein Beispiel in der Broschüre, das zeigt, dass die Störung natürlicher Ökosysteme durch den Menschen negative Folgen – auch für die Wirtschaft – mit sich bringen. Die internationale TEEB-Studie weist auf Analysen hin, die schätzen, dass weiteres Nichtstun beim Schutz funktionierender Ökosysteme ab 2050 jährlich bis zu sieben Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kosten wird.

Dass unternehmerisches Handeln nicht nur gesellschaftliche Kosten durch Beeinträchtigung ökosystemarer Leistungen mit sich bringen kann, sondern auch von diesen Leistungen abhängt, will Naturkapital Deutschland – TEEB DE mit seiner neuen Broschüre veranschaulichen. Wie zuvor schon die internationale TEEB-Studie auf globaler Ebene liefert die Broschüre Belege für die Bedeutung der Natur für die Wirtschaft, benennt Chancen und Risiken für unternehmerisches Handeln und zeigt Wege auf zur Erhaltung der biologischen Vielfalt auf. Die Broschüre wurde unter Koordination des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) von der Unternehmensberatungsgesellschaft PriceWaterhouseCooper erstellt.

„Unternehmen, die sich nicht frühzeitig auf die neuen Herausforderungen einstellen, werden im Wettbewerb ins Hintertreffen gelangen“ meint Prof. Bernd Hansjürgens, Leiter der Naturkapital Deutschland-Studie. „Die Spielregeln ändern sich, weil Politik, Gesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen die Notwendigkeit erkennen, den Wert der Natur und ihrer Leistungen anzuerkennen und in Form veränderter Regulierung, Konsumentenverhalten und Angebotsbedingungen angemessen zu berücksichtigen.“ (Kommentar auf www.naturkapital-teeb.de) [http://www.naturkapital-teeb.de/presse/aktuelle-meldungen/meldung/article//Unternehmen-und-biologische-Vielfalt-auf-neue-Herausforderungen-vorbereitet-sein.html].

Einige Unternehmen haben dieses Bewusstsein und Handlungsansätze bereits als Marketinginstrument erkannt und heben sich so durch ein positives Image von der Konkurrenz ab. So legte der Sportartikelhersteller Puma kürzlich die Umweltkosten der eigenen Wertschöpfungskette von 145 Millionen Euro jährlich offen. Der Großteil der Umweltbelastung entstehe dabei bei den Zulieferbetrieben im Ausland in Form von Wasserverschmutzung und Rodung von Weideflächen für Rinder zur Lederproduktion. Das Unternehmen will diese Kosten nun transparent schrittweise reduzieren.

Eine umfassende Orientierung des Unternehmens auf strikte Nachhaltigkeitskriterien steht auch im Zentrum des Outdoor-Artikelherstellers VAUDE. Die Geschäftsführerin Antje von Dewitz erwartet vom Gesetzgeber jedoch auch striktere Regeln für alle, z.B. in der Chemikalienregulierung, um von den eigenen Ansätzen stärker profitieren zu können. „Ein gesetzliches Verbot umweltschädlicher Stoffe wäre die wirksamste Maßnahme, um die Entwicklung unschädlicher Alternativen in der Chemieindustrie zu beschleunigen“, sagt von Dewitz im Interview auf www.naturkapital-teeb.de.
Sebastian Tilch




Weitere Informationen über:

Prof. Dr. Bernd Hansjürgens

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

Telefon: Tel: 0341 235 1233

E-mail: bernd.hansjuergens@ufz.de

http://www.ufz.de/index.php?de=1643

oder über

Sebastian Tilch (Pressereferent)

Tel: 0341/235-1062

Mobil: 0151-1672 7713

E-Mail: sebastian.tilch@ufz.de


Ergänzende Links:

- Informationen zur Veranstaltung am 5. März: http://www.nationalesforum-biologischevielfalt.de/home

- Broschüre als pdf-Dokument: http://www.naturkapital-teeb.de/publikationen/projekteigene-publikationen.html

- Interviewmit VAUDE-Geschäftsführerin Antje von Dewitz: http://www.naturkapital-teeb.de/presse/interviews/interview-mit-antje-von-dewitz.html



„Naturkapital Deutschland – TEEB DE“ ist die nationale Fortführung der internationalen Studie TEEB (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity). Sie wurde vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) in Auftrag gegeben, um den vielfältigen Wert der Natur und der so genannten Ökosystemleistungen in Deutschland bzw. die Folgen des Verlustes der Artenvielfalt auch ökonomisch zu untersuchen und sichtbarer zu machen. Die Studienleitung liegt im Zeitraum 2012-2015 am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Weitere Informationen unter www.naturkapital-teeb.de.


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg über 1.000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 31.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,4 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).