Pressemitteilung vom 28. Juni 2012

Helmholtz fördert Leipziger und Hallenser Forschung im Polarmeer und am Toten Meer

Berlin/Leipzig/Halle, 28. Juni 2012 – Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert ab 1. Juli 2012 elf neue Helmholtz-Virtuelle-Institute mit insgesamt 30 Millionen Euro. Darin forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Helmholtz-Zentren mit Partnern aus Universitäten und anderen renommierten Forschungsinstituten aus dem In- und Ausland an einem gemeinsamen Thema. Die Virtuellen-Institute werden mit jährlich bis zu 600.000 Euro über drei bis fünf Jahre aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds gefördert, dazu kommen Eigenmittel der Zentren, so dass die Forschungsvorhaben insgesamt mit bis zu 900.000 Euro jährlich finanziert werden können.
Das Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ist dabei an zwei virtuellen Instituten beteiligt: PolarTime untersucht mit Unterstützung der Leipziger UFZ-Ökosystemmodellierer biologische Rhythmen und Uhren in polaren Planktonorganismen. DESERVE untersucht mit Unterstützung der Hallenser UFZ-Hydrologen die durch u.a. den Klimawandel bedingten Gefahren und Risiken im Einzugsgebiet des sich zur Zeit rasch verändernden Toten Meers. Hier stehen die Zusammenhänge von Klima, Wasser und Boden im Mittelpunkt der Forschung.



Sink Holes am Toten Meer Wissenschaftler des UFZ nehmen Proben in den Sink Holes am Ufer des Toten Meeres nahe Ein Gedi um Grundwasseraustrittsstellen zu untersuchen.
Foto: André Künzelmann/UFZ
„DESERVE (Dead Sea Research Venue): Prozessstudien zum Erdsystem unter den einzigartigen Bedingungen des Toten Meeres“ befasst sich mit drei großen Herausforderungen: Umweltrisiken, Wasserverfügbarkeit und Klimawandel. Zum einen geht es um ein besseres Verständnis der Entstehung geophysikalischer Phänomene wie Einsturzlöcher (Sinkholes) oder ausgetrockneten Flussläufen (Wadis) mit gelegentlichen Sturzfluten (Flash Floods) durch Gewitter. Zweites großes Thema ist der Wasserhaushalt der Region, beispielweise Wasserverfügbarkeit und -versalzung sowie deren Auswirkungen auf die Wüstenbildung. Die Untersuchungen sollen Entwicklungsprognosen für die nächsten zehn bis 50 Jahre ermöglichen. Grundlage dafür sind Langzeitmessungen (geo)-physikalischer Parameter wie Verdunstung, Wasserzuflüsse und Erdkrustenbewegung. Detailstudien wechselwirkender Prozesse in Atmosphäre (Luft), Hydrosphäre (Wasser) und Lithosphäre (Boden) sowie Simulationen zur Vorhersage und Abwehr geophysikalischer Risiken sollen dabei entwickelt werden. DESERVE baut auf die Helmholtz-Expertise in den Disziplinen „Atmosphäre und Klima“, „Erdkruste“ und „Wasser“ am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dem Deutschen GeoForschungszentrum Potsdam (GFZ) und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) auf. Weiterer Schwerpunkt ist die Förderung und Ausbildung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unter anderem mit Mentoring-Programmen sowie der Förderung von Start-Ups. Beteiligt sind außerdem Partner-Einrichtungen aus Israel, Jordanien, palästinensischen Gebieten und Deutschland. Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert DESERVE in den nächsten fünf Jahren mit circa drei Millionen Euro.

„Die Virtuellen-Institute schaffen eine stärkere Vernetzung der Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft mit den Universitäten sowie anderen wichtigen Partnern aus der Wissenschaft und nutzen die daraus entstehenden Synergien“, sagte Prof. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. „Mit der Förderung werden neue Forschungskooperationen aufgebaut und strategisch wichtige Forschungsthemen verfolgt und langfristig entwickelt. Die dadurch entstehenden Kompetenzzentren tragen zur Stärkung der Universitäten im deutschen Wissenschaftssystem bei und sind die Basis für international wettbewerbsfähige Verbünde der Helmholtz-Gemeinschaft.“

Mit den Virtuellen-Instituten wird an vielen Stellen die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Helmholtz-Zentren neu initiiert oder ausgebaut. Viele Helmholtz-Virtuelle-Institute stellen inzwischen den Kern größerer Kooperationsnetzwerke dar. Auch internationale Forschungsinstitute sind an Helmholtz-Virtuellen-Instituten als Partner beteiligt, was die Expertise auf dem jeweiligen Forschungsfeld aber auch die internationale Sichtbarkeit weiter erhöht. Im Rahmen der bisherigen fünf Ausschreibungsrunden wurden bzw. werden mit insgesamt fast 100 Millionen Euro 99 Virtuelle-Institute gefördert, an denen 326 Hochschulpartner von 61 verschiedenen deutschen Hochschulen beteiligt sind. Davon flossen bzw. fließen rund 56 Millionen Euro an die Hochschulen.

Helmholtz-Virtuelle-Institute verfügen über eine eigene Führungs- und Managementstruktur und erarbeiten besondere Konzepte zur Qualifizierung ihrer wissenschaftlichen Nachwuchskräfte. Sie können zur Vorbereitung größerer Verbünde wie etwa der Helmholtz-Allianzen genutzt werden. Sie werden aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds finanziert, den die Helmholtz-Gemeinschaft eingerichtet hat, um Entwicklungen anzustoßen, die die Leistungsfähigkeit der Forschung verbessern.

Janine Tychsen


Weitere Informationen

DESERVE: Dead Sea Research Venue (koordiniert vom Karlsruher Institut für Technologie/ KIT)
UFZ-Ansprechpartner:
Dr. Stefan Geyer
Tel. 0345 558 5217
http://www.ufz.de/index.php?de=21171

PolarTime: Biological timing in a changing marine environment: Clocks and rhythms in polar pelagic organisms (koordiniert vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung/ AWI)
UFZ-Ansprechpartner:
Prof. Dr. Volker Grimm
Tel. 0341 235 1711
http://www.ufz.de/index.php?de=3679
und
Dr. Karin Johst
Tel. 0 341 235 1709
http://www.ufz.de/index.php?de=3732


oder

Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1635

www.ufz.de/index.php?de=640

Links

Alles eine Frage der Zeit? Die innere Uhr polarer Planktonorganismen als Forschungsschwerpunkt eines neuen virtuellen Helmholtz-Instituts

http://www.awi.de/de/aktuelles_und_presse/pressemitteilungen/detail/item/polartime_new_virtual_helmholtz_institute/?cHash=1590b590ce0b6a421696e03abfb853b2


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg über 1.000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 31.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,4 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).