Pressemitteilung vom 24. Juni 2010

20 Jahre Messfahrten auf der Elbe

Wasserqualität hat sich seit Wende deutlich verbessert

Magdeburg. Mit einer Jubiläumsmessfahrt haben Umweltpolitiker und Wasserfachleute am 21. Juni an die erste deutsch-deutsche Messfahrt auf der Elbe vor 20 Jahren erinnert. Im Mai 1990 fuhr die "Tümmler" von der Mulde-Mündung bis nach Schnackenburg, um die Wasserqualität zu messen. Neben den Messdaten ergab sich aus dieser ersten gemeinsamen Messfahrt eine kontinuierliche länderübergreifende Zusammenarbeit, mit dem Ziel, die Qualität eines der wichtigsten mitteleuropäischen Flüsse zu verbessern. Die Elbe war vor 1989 einer der am stärksten verschmutzten Flüsse Europas. An der Jubiläumsmessfahrt nahm auch das UFZ-Forschungsschiff "ALBIS" teil.

Das UFZ-Forschungsschiff Albis auf der Elbe

20 Jahre nach der ersten deutsch-deutschen Messfahrt wurde dieses historische Ereignis auf der Elbe bei Magdeburg nachgestellt. Im Mittelpunkt des Interesses die "Albis", das Forschungsschiff des UFZ.
Foto: Sven Schulz/Flussgebietsgemeinschaft Elbe

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Probennahme auf dem UFZ-Forschungsschiff Albis auf der Elbe

Martina Barbarowski (r.) und Heike Goreczka entnehmen auf dem Forschungsschiff "Albis" Wasserproben der Elbe - in Erinnerung an die erste Messfahrt vor 20 Jahren.
Foto: Sven Schulz/Flussgebietsgemeinschaft Elbe

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1989 wurde der fischkritische Sauerstoffgehalt von 3 mg/l für fünf Monate unterschritten. Häufige Fischsterben waren die Folge. Heute liegen die Sauerstoffgehalte mit durchschnittlich 10 mg/l dauerhaft nahe der so genannten Sättigungskonzentration. Die erste sprunghafte Verbesserung des Elbe-Wassers nach der Wende geht auf den Zusammenbruch der Industrie und Änderungen in der Landwirtschaft zurück, ab Mitte der 90er Jahre dann auf den zunehmenden Bau von Kläranlagen in Tschechien und den neuen Bundesländern. In der Folge ging zum Beispiel die Belastung mit organischen Stoffen um rund 60 Prozent und mit Schwermetallen wie Quecksilber um rund 90 Prozent zurück. Im Fluss entwickelte sich wieder eine ökologische Vielfalt. Gegenwärtig sind wieder 48 Fischarten in der mittleren Elbe zwischen Roßlau und Magdeburg nachweisbar - gegenüber 37 Arten im Jahr 1991. Heute werden die Umweltdaten der Elbe nach einem umfangreichen, international abgestimmten Messprogramm an sieben Messstellen in der Tschechischen Republik und an zwölf Stellen in Deutschland ermittelt.

Inzwischen sind viele deutsche Flüsse in einem guten chemischen Zustand, vom Erreichen der ökologischen Ziele sind die meisten dennoch entfernt. Eine Studie, die federführend vom UFZ und in Zusammenarbeit mit ecologic im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) erarbeitet wurde, zeigt die aktuellen Ergebnisse des Gewässermonitorings in Deutschland und bestätigt weitgehend die Prognose der bereits 2004 durchgeführten Bestandsaufnahme und Risikoanalyse: Die anspruchsvollen Umweltziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) werden die meisten deutschen Gewässer bis zum Ende des ersten Bewirtschaftungszyklus im Jahr 2015 nicht fristgerecht erreichen können.

Zwar hat Deutschland im Gewässerschutz in den zurückliegenden Jahrzehnten schon viel erreicht. Insbesondere durch den Aus- und Neubau von Kläranlagen hat sich die Wasserqualität der Oberflächengewässer deutlich verbessert. Dennoch sind viele Wasserkörper in keinem "guten Zustand". Als eine Hauptursache für die Verfehlung der Ziele der WRRL wurde in Deutschland die starke Verbauung der Oberflächengewässer (z.B. durch Wehre, Dämme, Ufer- und Sohlbefestigungen, Begradigungen) identifiziert. In ihnen abgelagerte kontaminierte Altsedimente können zu sekundären Belastungsquellen für die Gewässer werden. Eine weitere Ursache ist die Belastung mit Nährstoffen (Stickstoff und Phosphor) und Pflanzenschutzmitteln aus diffusen Quellen - vorrangig aus der Landwirtschaft: Sie ist in erheblichem Maße auch für die erhöhten Belastungen des Grundwassers durch Nitrat verantwortlich. Die hohen Nährstoffbelastungen im Binnenland gelangen über die Flüsse ins Meer und sind dort für die Eutrophierung verantwortlich.
Tilo Arnhold

Mehr zum Thema "Die ehrgeizigen Ziele der Wasserrahmenrichtlinie: Es ist noch viel zu tun" lesen Sie in der Juni-Ausgabe des UFZ-Newsletters auf S. 8-10:
/export/data/2/78582_ufz_newsletter_06_2010_.pdf

Weitere Informationen

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Prof. Dr. Dietrich Borchardt
Tel. 0391-810-9757
Prof. Dr. Dietrich Borchardt

PD Dr. Markus Weitere
Tel. 0391-810-9600
Department Fließgewässerökologie

Martina Baborowski
Tel. 0391-810-9630
Martina Baborowski

oder

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Pressestelle
Tilo Arnhold
Telefon: (0341) 235 1269
presse@ufz.de

Weiterführende Links

Forschungsschiff ALBIS
www.ufz.de/index.php?de=10375

Schadstoffbelastung nach dem Elbe-Hochwasser 2002
www.ufz.de/hochwasser

Internationales Messprogramm Elbe 2010 der IKSE
www.ikse-mkol.org/index.php?id=582

Interdisziplinäre Forschungsplattform für Auenökologie Mittelelbe / TERENO
www.ufz.de/index.php?de=10816

Flusslandschaften - Forschung an der Elbe (5. UFZ-Magazin, 2000):
www.ufz.de/index.php?de=15544

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