TEEB Climate Issues Update

Im September 2009 wurde ein Kurzbericht zu den aus TEEB-Sicht wichtigen Aspekten der Klimadebatte veröffentlicht, um die Diskussionen der Kopenhagener Klimakonferenz zu unterstützen.
Das Climate Issues Update beschäftigt sich mit einigen wichtigen Aspekten an der Schnittstelle von Klima- und Biodiversitätspolitik um deutlich zu machen, dass Ökosysteme ein hohes Klimaschutzpotenzial haben, das augenblicklich nicht genutzt wird.
So können Investitionen in die Wiederherstellung und Erhaltung der mit einem Wert von mehreren Billionen Dollar bezifferten Ökosysteme dieser Erde - von Wäldern und Mangroven bis zu Feuchtgebieten und Flusseinzugsgebieten - können eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Stärkung der Widerstandsfähigkeit anfälliger Wirtschaftssysteme gegenüber Klimaschwankungen und -änderungen spielen.
Dem Bericht zufolge werden die biologische Vielfalt - die `ökologische Infrastruktur’ unseres Planeten - zunehmend von den Auswirkungen steigender Treibhausgasemissionen bedroht. Dabei seien natürliche Ökosysteme einer der wichtigsten, noch nicht mobilisierten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel.

Zentrale Ergebnisse:

Ökonomische Bedeutung des Walderhaltes

Der Sachstandsbericht weist darauf hin, dass eine Finanzierungsvereinbarung für den Bereich Wälder für die Regierungen hohe Priorität habe muss. Schätzungsweise fünf Milliarden Tonnen bzw. 15 Prozent des weltweiten Ausstoßes von Kohlendioxid - dem wichtigsten Treibhausgas - werden jährlich von den Wäldern absorbiert oder 'sequestriert’, die somit einen zentralen Beitrag zur Abschwächung des Klimawandels leisten. Dies könnte auch als 'grüner Kohlenstoff’ bezeichnet werden.
Investitionen in Maßnahmen auf Ökosystemebene, z. B. zur Reduzierung der Emissionen aus der Entwaldung und Waldschädigung in Entwicklungsländern ("Reduced Emissions from Deforestation and forest Degradation", REDD), könnten aber nicht nur zur Bewältigung des Klimawandels beitragen, sondern auch eine wirksame Armutsbekämpfungs- und Anpassungsmaßnahme sein. Wälder stellen auch Leistungen wie etwa Trinkwasser, die Stabilisierung des Bodens, Nährstoffe für die Landwirtschaft, Möglichkeiten für Ökotourismus sowie Nahrung, Fasern und Brennstoffe bereit - die allesamt eine wichtige Pufferfunktion erfüllen, um anfällige Bevölkerungsgruppen vor den Auswirkungen des bereits in Gang befindlichen Klimawandels zu schützen.
Der Bericht weißt darauf hin, diese weiter gehenden Vorteile in ein waldbezogenes Emissionshandelspaket einzubeziehen, um das positive Echo des Abkommens von Kopenhagen möglichst weit in die Zukunft zu tragen. Damit könnte der Weg für eine neue `Grüne Wirtschaft’ im 21. Jahrhundert bereitet werden, in der Naturgüter bzw. naturbezogene Güter fester Bestandteil der allgemeinen Wirtschafts- und Politikplanung sind. Laut Aussage des TEEB-Berichts können die Regierungen schon jetzt Schritte zur Einbeziehung der Ökosystemleistungen in ihre volkswirtschaftliche Gesamtrechnung unternehmen, um "zu messen, was sie managen". Zur Unterstützung wird eine Aktualisierung des Handbuchs der Vereinten Nationen zur integrierten umweltökonomischen Gesamtrechnung aus dem Jahr 2003 und die Einbeziehung des Waldkohlenstoffs vorgeschlagen.
Die genaue Höhe der erforderlichen Investitionen zur Erhaltung und Stärkung der Kohlenstoffspeicherungs- und Anpassungsleistungen der Ökosysteme in einer vom Klimawandel bedrohten Welt ist zwar noch nicht bekannt, doch die aktuellen Zwischenergebnisse von TEEB weisen darauf hin, dass die ökologische Infrastruktur der Erde ein vorzügliches Renditepotenzial bietet. So könnten beispielsweise allein durch eine 45-Milliarden-US-Dollar-Investition in Schutzgebiete naturbezogene Leistungen im Wert von 5 Billionen US-Dollar pro Jahr gesichert werden.

Notstand der Korallenriffe: Ökologisch wie ökonomisch

Der Bericht stellt auch einige der Konsequenzen heraus, mit denen wir rechnen müssen, wenn es den Regierungen nicht gelingt, den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. So deutet sich in naher Zukunft ein `Korallenriff-Notstand’ an.. So zeigen zahlreiche Untersuchungen und Prognosen, dass es bei atmosphärischen CO2-Konzentrationen von mehr als 350 ppm zu einer irreversiblen Schädigung der Korallenriffe kommen kann. Das hängt nicht nur mit steigenden Temperaturen zusammen, sondern auch mit der zunehmenden Versauerung der Meere. Die Konzentrationen liegen bereits jetzt über diesem Grenzwert und steigen weiter an. Ein Einpendeln der CO2-Konzentrationen auf einem Niveau von 450 ppm (etwa 16 Prozent über den aktuellen Werten) könnte innerhalb weniger Jahrzehnte zur vollständigen Vernichtung dieses wichtigen Ökosystems führen, das Ökosystemdienstleistungen in Milliardenhöhe pro Jahr liefert und gleichzeitig die Existenzgrundlage von einer halben Milliarde Menschen darstellt.
Damit könnte mit den Korallenriffen einer der produktivsten Naturschätze der Erde verloren gehen, der für den Schutz der Küsten vor künftig zunehmenden Sturmfluten und anderen durch den Klimawandel bedingten extremen Wetterereignisse eine Schlüsselrolle spielt. Die Ökosystemleistungen der Korallenriffe - die vom Küstenschutz bis zu Fischzuchtanlagen reichen - haben einen Wert von bis zu 170 Milliarden US-Dollar pro Jahr; die Existenz von rund einer halben Milliarde Menschen hängt von ihnen ab, und über ein Viertel aller in der Meeresumwelt vorkommenden Fischarten sind auf die Korallenriffe angewiesen.

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