Ermittlung der Effizienz von Wiedervernetzungsmaßnahmen zur Sicherung der biologischen Vielfalt

Projektleitung: Dr. Reinhard Klenke
Bearbeitung: Dr. Reinhard Klenke
Förderung durch: BfN - Bundesamt für Naturschutz (FKZ 3508 82 0900)
Projektlaufzeit: 01. Februar 2008 - 15. November 2010
Kooperationspartner: Institut für Landschaftsplanung und Ökologie (ILPÖ) der Universität Stuttgart

Effizienz von Wiedervernetzungsmaßnahmen

Die Abschätzung und Minderung der biologischen Wirkung von Landschaftszerschneidungen, die z.B. durch geplante Autobahnen, Straßen und Eisenbahnen verursacht wird, ist ein integrierter und obligatorischer Bestandteil der EU-Eingriffsregelung sowie der entsprechenden Regelungen in der deutschen Landschaftsplanung. Dabei werden immer häufiger Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen, wie z.B. die Integration von Grünbrücken, eingesetzt und auf ihre Wirksamkeit überprüft. Allerdings hat sich die Forschung in der Vergangenheit hauptsächlich auf Maßnahmen zur Verringerung der Zerschneidungswirkung für mobile Wirbeltierarten konzentriert. Im Gegensatz dazu sind die Auswirkungen entsprechender Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen für flugunfähige und sich langsam bewegende wirbellose Tiere und vor allem auch auf die Überlebensfähigkeit ihrer Populationen bisher nicht gut untersucht und verstanden.

In dem Projekt benutzen wir zwei Ansätze, um die Effizienz der verschiedenen Maßnahmen zur Lebensraumvernetzung für wenig mobile Wirbellosenarten zu bewerten. Beide Ansätze werden in den selben Untersuchungsgebieten in verschiedenen Landschaften Deutschlands untersucht.

In einem "wissenschaftlichen Ansatz" wird die Habitateignung multivariaten statistischen Modellen modelliert, während die Durchlässigkeit der Landschaftsmatrix mit Hilfe von sog. Least Cost Path-Methoden untersucht wird. In einem "angewandten Ansatz" der landschaftsökologischen Planung wird die Habitateignung auf der Basis von Expertenwissen und vorliegenden typischen Planungsdaten, wie z.B. Vegetationseinheiten, den Flächen zugewiesen. Die Durchlässigkeit der Landschaft wird dagegen mit einem individuenbasierten Ausbreitungsmodell untersucht.

In beiden Fällen werden Metapopulationsmodelle verwendet, um die Überlebenschancen der Populationen unter verschiedenen Wiedervernetzungs-Szenarien zu beurteilen. So wird z.B. verglichen, wie sich die Integration einer großen oder von mehreren kleinen Grünbrücken nach einer massiven Zerschneidung durch eine Verkehrstrasse auswirken, oder ob nicht die Verbesserung von Qualität oder Größe vorhandener Habitatfragmente und die Einbringung zusätzlicher Trittsteinbiotope einen nachhaltigeren Effekt haben. Dabei werden auch die vorhandenen Möglichkeiten und Kosten bewertet.

Ziel des Projektes ist es auch "Daumenregeln" zu entwickeln, nach denen in der Planungspraxis verfahren werden kann. Deshalb versuchen wir geeignete Methoden bzw. Arbeitsabläufe zu entwickeln, die mit einem Mindestmaß an Daten auskommen.


Störung der Vernetzungsbeziehungen zwischen Flächen

Vernetzungsbeziehungen zwischen Habitatinseln vor und nach Zerschneidung durch Straßen mit verschiedenen Kombinationen von Wiedervernetzungsmaßnahmen (Grünbrücken, Tunnel) (Grafik: R. Klenke)