Pressemitteilung vom 13. Juli 2006

Das Salz in der Suppe

Neues UFZ-Magazin stellt ganze Bandbreite der Umweltforschung vor

Halle/Saale. Zur Langen Nacht der Wissenschaft wird erstmals das neue UFZ-Magazin öffentlich präsentiert. Auf 132 Seiten stellt das Heft die Bandbreite des Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ). Die Themen reichen dabei von Stadtschrumpfung bis hin zum Klimawandel. Die 12. Ausgabe der Heftreihe widmet sich der vernetzten Forschung und zeigt deshalb, wie Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen gemeinsam an der Lösung von Umweltproblemen arbeiten.

Der See Genezareth

Der See Genezareth, die wichtigste Trinkwasserquelle Israels und Palästinas, droht zu versalzen.
Foto: Christian Siebert/UFZ

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Dr. Stefan Geyer beim Ziehen von Wasserproben

Dr. Stefan Geyer vom UFZ (links) beim Ziehen von Wasserproben in Ein Boqeq am Rande des Toten Meeres.
Foto: Christian Siebert/UFZ

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Neben praktischen Lösungen stehen stets auch wissenschaftliche Ansprüche im Vordergrund. "Eine doppelte Aufgabe, deren Lösung voraussetzt, dass die bislang naturwissenschaftlich dominierte Umweltforschung mit den Human-, Sozial- und Rechtswissenschaften mehr und mehr vernetzt wird", so Prof. Georg Teutsch, wissenschaftlicher Geschäftsführer des UFZ. "Umweltforschung muss den Blickwinkel der Betrachtung ändern. Sie darf sich nicht an den klassischen naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie, Chemie, Geografie oder Geologie orientieren, sondern muss sich von den Umweltproblemen leiten lassen und lernen, mit Komplexität, Unsicherheit und Handlungsbezug umzugehen."

Beispiel Jordangraben

Hohes Bevölkerungswachstum und expandierende Landwirtschaft sorgen dafür, dass schon heute mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser mehr haben. Tendenz steigend. Besonders die niederschlagsarmen Regionen der Erde, wie der Nahe Osten, sind davon betroffen. Seit dem Sechstagekrieg 1967 wird der territoriale Streit zwischen Israel und Palästina zunehmend auch einer um das knappe Wasser. Denn eine der bedeutendsten Ressourcen der Region sind die unter der Westbank liegenden Grundwasservorkommen sowie der See Genezareth im Norden Israels. Durch den gestiegenen Bedarf werden diese Ressourcen außerdem so übernutzt, dass sich die Wasserqualität zunehmend verschlechtert. Forscher des UFZ versuchen deshalb, zusammen mit Kollegen von anderen Helmholtz-Zentren und den lokalen Universitäten ein Management für diese Wasserressourcen aufzubauen. Das bedeutet nicht nur eine gerechte Verteilung sonder auch ein Entschärfen der Situation. Dazu gehört die Wiederverwertung von Abwässern für die Landwirtschaft oder der Anbau von Pflanzen, die weniger Wasser verbrauchen. Neben den vielen Natur- und Ingenieurwissenschaftler sitzen inzwischen auch die Soziologen und Ökonomen des UFZ mit im Boot, denn es ist wichtig, auf die komplizierte politische Situation, verschiedene Religionen sowie Traditionen Rücksicht zu nehmen und dadurch Vertrauen zu schaffen.

Neue Methoden für uralte Probleme

Aber auch die klassischen Disziplinen leisten einen wichtigen Beitrag. Knapp die Hälfte des Trinkwassers für Israel und Palästina werden aus dem See Genezareth gepumpt. Das sind mehr als 400 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Doch der einzige Süßwassersee droht zu versalzen. Woher das Salz kam, war lange unbekannt. Jetzt ist es Wissenschaftlern des UFZ gelungen, die Salzquellen zu lokalisieren und zu quantifizieren. Mit Hilfe der Seltenen Erden konnten die Forscher einen Mindesteintrag von 20.000 Tonnen nachweisen. Seltene Erden sind chemische Elemente der dritten Nebengruppe wie Cer oder Neodym. Sie kommen im Wasser in Konzentrationen von Billionstel Gramm pro Liter vor. Aufgrund dieser extrem geringen Konzentration zeigen sie kleinste Veränderungen und Prozesse wesentlich deutlicher als Hauptelemente wie beispielsweise Kalzium oder Natrium. Neben dieser neuen Methode kamen auch bewährte Isotopenverfahren zum Einsatz. Stabile Isotope führten die Forscher zur Ursache des aus dem tiefen Untergrund aufsteigenden Salzwassers. Es handelt sich um die Überreste eines eingedunsteten urzeitlichen Meeres. Eine wichtige Erkenntnis, denn gezieltes Pumpen kann nun helfen, den Zutritt des Salzwassers in den See Genezareth zu verringern.

Die wissenschaftlichen Untersuchungen im Jordangraben sind ein Beispiel von 24 für das Zusammenarbeiten von Umweltforschern verschiedenster Disziplinen, die im neuen UFZ-Magazin vorgestellt werden. Das Heft ist auf dem Internetseiten des UFZ zu finden oder kann als gedrucktes Exemplar gegen Portoersatz kostenfrei bestellt werden.

Publikation als pdf zum Download unter:

UFZ-Magazin - 12. Ausgabe

Weitere fachliche Informationen über:

Dr. Stefan Geyer (UFZ-Department Hydrogeologie)
Tel. 0345-558-5217
Dr. Stephan Weise (UFZ-Department Isotopenhydrologie)
Tel. 0345-556-5435

oder über

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
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