Pressemitteilung vom 3. Juli 2013

Einzigartige Mikrobenvielfalt in Äthiopien erforschen

DSMZ und UFZ unterzeichnen Kooperationsvertrag mit Institute of Biodiversity Conservation in Addis Ababa

Braunschweig/Leipzig. Vertreter des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) unterzeichneten ein Memorandum of Understanding mit dem Institute of Biodiversity Conservation (IBC) in Addis Ababa. Ziele der Kooperation sind der Erfahrungsaustausch und Know-how Transfer zwischen Wissenschaftlern und Studenten zur verbesserten Aus- und Weiterbildung sowie die Unterstützung von Forschungsvorhaben, um die mikrobielle Artenvielfalt Äthiopiens zu sichern und für zukünftige Arbeiten zu erschließen. Die Vertragsunterzeichnung fand am Rande eines Trainingsworkshops im Juni 2013 in Addis Ababa statt, an dem neben den deutschen Experten auch Wissenschaftler aus der Biodiversitätsforschung unterschiedlicher Regionen Äthiopiens teilnahmen.

Wissenschaftler des IBC bei der Probenahme im Geothermalgebiet Dallol

Wissenschaftler des IBC bei der Probenahme im Geothermalgebiet Dallol in Äthopien
Foto: IBC Microbial sub directorate team

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Äthiopien gilt als eines der größeren Biodiversitätszentren weltweit. Es hat aufgrund seiner geographischen Lage und seiner drei Klimazonen besondere Ökosysteme und extreme Standorte, die einer reichhaltigen Flora und Fauna Lebensraum bieten. Darunter befinden sich auch viele endemische Arten, die weltweit nur hier vorkommen. Die Zusammenarbeit zwischen dem DSMZ in Braunschweig, dem UFZ und den äthiopischen Wissenschaftlern am IBC möchte neuartige mikrobielle Bioressourcen zugänglich machen. Die beiden deutschen Institutionen sind Partner im Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung - iDiv, welches deutschlandweit und international die besten Köpfe dieser noch jungen Wissenschaftsdisziplin vernetzt und den Aufbau weltweiter Datenbanken, Synergien und fachlichen Austausch befördert.

Im Fokus der gemeinsamen Forschungsarbeiten steht zunächst das ‚Rift Valley‘, der Große Afrikanische Grabenbruch in Äthiopien. Hier befindet sich ‚Dallol‘, eines der außergewöhnlichsten Geothermalgebiete der Erde mit einer großen Anzahl von heißen Salzwasserquellen und Vulkanseen. An diesem „heißesten Platz der Erde“ wurden bisher die höchsten durchschnittlichen Jahrestemperaturen weltweit registriert. „Das Gebiet ist sehr schwer zugänglich. Ein Mangel an gut trainierten Experten und modernsten Laboratorien machte es bisher fast unmöglich, die Artenvielfalt an Mikroorganismen dort zu erfassen“, berichtet der äthiopische Wissenschaftler und Leiter der Arbeitsgruppe Umweltgenomik am UFZ, Dr. Tesfaye Wubet, der die Zusammenarbeit initiierte. „Mit den Forschungszentren DSMZ und UFZ haben wir für diese Projekte exzellente wissenschaftliche Partner für das IBC gefunden."

„Die extremen Bedingungen im ‚Rift Valley‘, die salzhaltigen Seen und Substrate mit hohen pH-Werten oder Schwefelkonzentrationen bilden die Basis für das Vorkommen von Mikroben, die noch auf ihre Beschreibung warten. Auch ein Großteil der Mikroorganismen an einheimischen Kulturpflanzen in Äthiopien entlang der Höhengradienten (+ 4000 bis -130m) sind noch unbeschrieben“, sagt Prof. François Buscot, Leiter des UFZ-Departments Bodenökologie. „Das UFZ wird die äthiopischen Kollegen bei der Erforschung der mikrobiellen Artenvielfalt an Mikroorganismen vor allem durch innovative molekularbiologische Methoden unterstützen, die die Gesamtheit des Genoms eines Biotops erfassen.“ „Die DSMZ verfügt über eine langjährige Kompetenz in der Mikrobiellen Biodiversitätsforschung und stellt die Expertise zur Isolierung, Identifizierung und Langzeitkonservierung von komplizierten Mikroorganismen zur Verfügung“, informiert Prof. Jörg Overmann, Direktor des Leibniz-Instituts DSMZ. „Neben einer der modernsten Technologieplattformen zur schnellen Sequenzierung mikrobieller Genome im Hochdurchsatz stehen außerdem 32.000 Kulturen und Biomaterialien als Referenzen aus der umfangreichen zertifizierten Sammlung der DSMZ bereit. Im Rahmen unserer Forschungsarbeiten haben wir innovative Ansätze zur Erforschung und nachhaltigen Nutzung der mikrobiellen Diversität in Böden, Seen und Mee-ren entwickelt, die auch in Äthiopien eingesetzt werden können."

Über die Projektarbeit hinaus möchten die Partner ihre Zusammenarbeit in der Ausbildung und Weiterbildung äthiopischer Wissenschaftler und Studenten vorantreiben. Einen wichtigen Schwerpunkt stellen dabei kulturbasierte Methoden, genomische und metagenomische Analysen, sowie Capacity Building zur Erhaltung der Artenvielfalt in Äthiopien dar. Dies umfasst auch Struktur- und Weiterbildungsmaßnahmen.
Susanne Thiele

Weitere Informationen

Prof. Dr. Jörg Overmann
Geschäftsführender Direktor
Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
Tel.: +49-(0)531-2616-352
FAX: +49-(0)531-2616-418
joerg.overmann@dsmz.de

Professor Dr. François Buscot
Leiter des Departments Bodenökologie
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
Stellvertretender Direktor von iDiv
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung
Tel.: +49 345-5585-221
Fax: +49 345-5585-449
francois.buscot@ufz.de

oder über

Susanne Thiele
Pressestelle DSMZ
Tel. 0531/2616-300
susanne.thiele@dsmz.de

Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1630
susanne.hufe@ufz.de

Das Institute of Biodiversity Conservation (IBC) in Addis Ababa wurde 1976 gegründet und hat eine lange Erfolgsgeschichte auf den Gebieten der Konservierung der Biodiversität Äthiopiens, ihrer nachhaltigen Nutzung sowie dem Management des Zugangs zu den geneti-schen Ressourcen und dem damit verbundenen gerechten Vorteilsausgleich.
www.ibc.gov.et

Das Leibniz-Institut DSMZ–Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und mit seinen umfangreichen wissenschaftlichen Services und einem breiten Spektrum an biologischen Materialien seit Jahrzehnten weltweiter Partner für Forschung und Industrie. Als einem der größten biologischen Ressourcenzentren seiner Art wurde der DSMZ die Übereinstimmung mit dem weltweit gültigen Qualitätsstandard ISO 9001:2008 bestätigt. Als Patenthinterlegungsstelle bietet die DSMZ die bundesweit einzigartige Möglichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags aufzunehmen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die sammlungsbezogene Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Die Sammlung mit Sitz in Braunschweig existiert seit 42 Jahren und beherbergt mehr als 32.000 Kulturen und Biomaterialien. Die DSMZ ist die vielfältigste Sammlung weltweit: neben Pilzen, Hefen, Bakterien und Archaea werden dort auch menschliche und tierische Zellkulturen sowie Pflanzenviren und pflanzliche Zellkulturen erforscht und archiviert.
www.dsmz.de

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg über 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 34.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).