Pressemitteilung vom 19. April 2013

iDiv-Auftakt skizziert die Zukunftsaufgaben der Biodiversitätsforschung

Leipzig. Von mikroskopisch kleinen genetischen Codes unzähliger Spezies bis hin zu deren Zusammenspiel in den Ökosystemen unserer großen Erde: Biodiversität ist weit mehr als die Vielfalt (Diversität) von Arten. Zum iDiv-Auftakt-Symposium „Integrative Biodiversitätsforschung – eine junge Disziplin unter Zeitdruck“ rücken internationale Spitzenwissenschaftler auch die biologische Diversität von Genen, Eigenschaften, Funktionen und Ökosystemen in den Fokus. Sie werden den Rahmen der integrativen Biodiversitätsforschung abstecken und ihre Zukunftsaufgaben skizzieren. Zuvor wird mit einem Festakt und der Festrede von Prof. Dr. Klaus Töpfer die feierliche Eröffnung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena Leipzig begangen.

Prof. Klaus Töpfer bei seinem Festvortrag

Prof. Klaus Töpfer bei seinem Festvortrag "Biodiversität als Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung". Foto: Uni Leipzig

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„Biodiversität fasziniert uns und sichert unsere Lebensgrundlage. Doch obgleich wir begin-nen, Biodiversität als Dienstleister und Ressource der Zukunft zu begreifen, vernichten wir sie in rasantem Tempo“, erklärt iDiv-Direktor Prof. Dr. Christian Wirth, Professor für Spezielle Botanik und funktionelle Biodiversität an der Universität Leipzig. „Die Vielfalt schwindet, bevor wir sie vollständig inventarisiert, ihre Bedeutung erkannt, und für uns nutzbar gemacht haben.“ Die integrative Biodiversitätsforschung am iDiv wird sich zukünftig der Erfassung und Erforschung – und damit auch dem Schutz – dieser natürlichen Ressource widmen und dazu beitragen, die weltweite wissenschaftliche Expertise stärker zu vernetzen und damit auch besser nutzbar zu machen.

Das siebente nationale Forschungszentrum der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) verfolgt – mit einem Konsortium aus rund 75 exzellenten Wissenschaftlern von universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen der mitteldeutschen Region sowie aus ganz Deutschland – das Ziel, die biologische Vielfalt in all ihren Erscheinungsformen und auf allen Skalen zu analysieren. Verschiedenste Forschungsaktivitäten zur Biodiversität werden dazu gebündelt. „Ergänzend zu unserer Forschungsexpertise werden zukünftig acht exzellent ausgestattete Professuren dieses Vorhaben stützen. Beim internationalen iDiv-Berufungssymposium konnten wir dafür bereits erste Gespräche mit über 50 weltweiten Spitzenwissenschaftlern führen und sind sicher, diese Schlüsselpositionen hochrangig zu besetzen“, sagt Wirth. „So aufgestellt, möchten wir in naher Zukunft einen global relevanten Beitrag dazu leisten, die Ursachen für die Entstehung von Biodiversität besser zu verstehen, die Konsequenzen des Biodiversitätsverlustes für uns Menschen zu erforschen und die dringend notwendigen wissenschaftlichen Grundsteine für den Schutz biologischer Vielfalt zu legen.“ Die integrative Biodiversitätsforschung begründet einen neuen interdisziplinären Wissen-schaftszweig, der Natur-, Lebens- und Sozialwissenschaften sowie Informatik miteinander verbindet. Das Biodiversitätsforschungszentrum iDiv wird auf international sichtbarem Ni-veau das erste weltweit sein, das sich der Wissenschaft in seiner ganzen fachlichen Breite widmet. Im Mittelpunkt von fünf Forschungsfeldern (Biodiversitätstheorie, Interaktionsökologie, Evolution und Adaption, Biodiversitätsschutz und Biodiversitätssynthese) stehen vier Leitfragen: Wie viel Biodiversität beherbergt unser Planet? Wie entsteht und erhält sie sich im Laufe der Evolution? Welche Konsequenzen hat sie für das Funktionieren von Ökosystemen? Wie können wir sie effektiver schützen? Um die Beantwortung dieser Fragen voranzutreiben, wird auch das Synthesezentrum sDiv interdisziplinäre Zusammenarbeit und die kreative Weiterentwicklung des gesamten Forschungsgebietes befördern.

„Das von den drei Universitäten geplante Zentrum verfügt über das Potenzial, innerhalb we-niger Jahre zu einem international sichtbaren Standort der Biodiversitätsforschung zu wer-den“, sagte der frühere DFG-Präsident Prof. Dr. Matthias Kleiner anlässlich der Entscheidung des DFG-Hauptausschusses am 27.04.2012, den Zuschlag für das Zentrum zur Erforschung und zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen an das Konsortium des Universitätsverbundes Halle-Jena-Leipzig zu erteilen. Mit ihrem ausgeprägten Profil in den Biodiversitätswissenschaften und zahlreichen, auch international ausgerichteten Forschungsprojekten haben die drei beteiligten Hochschulen – sowie acht in Mitteldeutschland angesiedelte außeruniversitäre Forschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz Gesellschaft und der Max-Planck-Gesellschaft, die iDiv unterstützen, schon vor Jahren das wissenschaftliche Fundament für einen weltweiten Dreh- und Angelpunkt der Biodiversitätsforschung geschaffen. Einen Ausblick auf die am iDiv zu behandelnden Themen werden heute (Freitag) sieben hochrangige internationale Wissenschaftler mit ihren Impulsvorträgen geben. Katrin Henneberg

Das Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig hat seinen Sitz in Leipzig und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit dem 1.10.2012 für bis zu zwölf Jahre mit jährlich sieben Millionen Euro unterstützt. iDiv ist eine zentrale Einrichtung der Universität Leipzig im Sinne des § 92 Abs. 1 SächsHSFG und wird zusammen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena betrieben sowie in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ. Alle vier Einrichtungen haben die Biodiversitätswissenschaften in ihren Strategiekonzepten verankert. Sprecheruniversität und administrativer Sitz des Zentrums ist die Universität Leipzig.
Mit iDiv soll in Mitteldeutschland eine Drehscheibe der internationalen Biodiversitätsfor-schung entstehen. Die exzellente Expertise der drei Universitäten wird durch acht außeruni-versitäre Einrichtungen gestützt und bereichert: das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das Max-Planck-Institut für Biogeochemie (MPI BGC), das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie (MPI CE), das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA), das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB), das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), das Leibniz-Institut Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz SMNG), und das Leibniz-Institut DSMZ - Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Braunschweig. Um eine vielschichtige Wissenschaftskommunikation zum Thema Biodiversitätsforschung zu fördern, unterstützt die Klaus Tschira Stiftung den Aufbau einer Kommunikationsabteilung für das iDiv.

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg über 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 34.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).