Pressemitteilung vom 6. Oktober 1999

Wissenschaftler rücken dem Bitterfelder Grundwasser zu Leibe

Feierliche Inbetriebnahme der Pilotanlage am 13. Oktober

Am 13. Oktober 1999 um 14.00 Uhr wird in Bitterfeld (Glück-Auf-Straße 8) eine Forschungs-Pilotanlage eingeweiht, mit deren Hilfe die Wissenschaftler des UFZ einen entscheidenden Schritt weiter kommen wollen auf einem Weg, an dessen Ende sauberes und ökologisch unbedenkliches Grundwasser im Raum Bitterfeld steht. Sie testen unterschiedliche Sanierungsverfahren mit dem Ziel, ein Verfahren zu empfehlen, das in Bitterfeld Anwendung finden kann. Aus Anlass der Einweihung findet um 15.00 Uhr ein Pressegespräch auf dem Bitterfelder Gelände statt.

Mit der Einweihung wird der Startschuss für einen Feldversuch gegeben, der alle bisherigen Dimensionen derartiger Forschungsprojekte am UFZ übersteigt. Die baulichen Dimensionen der Anlage sind beeindruckend - so wurden fünf Schächte in den Grundwasserleiter eingebracht, die jeweils einen Innendurchmesser von 3 Metern und eine Länge von bis zu 23 Metern aufweisen. Innerhalb der Schächte befinden sich riesige Edelstahlreaktoren, in denen mikrobiologische, katalytische und physikalisch-chemische Verfahren getestet, bilanziert und optimiert werden. Neben einem Labortrakt, in dem einmal bis zu 3 Leute die gesamten Routineanalysen abwickeln werden, gehört außerdem zur Anlage ein Präsentationsraum. Dort macht eine dreidimensionale Computeranimation es möglich, in das das sonst verborgene Innenleben der Reaktoren zu schauen

Hintergrund

Viele Grundwasservorkommen und -gewinnungsgebiete sind durch stoffliche Einträge in einem Ausmaß beeinträchtigt, das Sanierungsmaßnahmen erforderlich macht. So haben die über einhundert Jahre andauernden Aktivitäten des Braunkohlebergbaus und der chemischen Industrie den Boden und das Grundwasser im Raum Bitterfeld nachhaltig geschädigt. Während Bodenbelastungen sich im wesentlichen auf industrielle Standorte und Deponien beschränken, ist das Grundwasser in regionalem Ausmaß (ca. 25 km² bei geschätzten Volumen von 200 Mio m³) hochgradig mit komplexen Schadstoffgemischen kontaminiert (vor allem chlorierte Kohlenwasserstoffe).

Was ist SAFIRA?

SAFIRA - so der Name des Projektes - heißt SAnierungs-Forschung In Regional kontaminierten Aquiferen. Es ist ein Verbundprojekt, das vom UFZ 1995/96 konzipiert wurde und koordiniert wird und in dem außer den Wissenschaftlern der verschiedensten Bereiche des UFZ die Universitäten Tübingen, Kiel, Leipzig, Halle, Berlin, die University of Reading (GB) sowie TNO (Niederlande) beteiligt sind. SAFIRA hat das Ziel, neue Technologien und Methoden zu entwickeln und bereitzustellen, um modellhaft und an einem realen Standort den Einsatz von in situ-Reaktionsverfahren zu demonstrieren. Solche Verfahren bieten sich als Alternative zu konventionellen hydraulischen Sanierungsverfahren an, die sich häufig als wenig effektiv beziehungsweise zu teuer erweisen, wenn es sich um großflächige bzw. nicht genau zu lokalisierende oder schwer behandelbare Kontaminationen handelt. Neben der naturwissenschaftlich-technischen Realisierung sollen aber auch ökonomische und die mit einer eingeschränkten Flächenfolgenutzung verbundenen umweltplanerischen bzw. umweltrechtlichen Aspekte Berücksichtigung finden.

Den ersten Schritt im Verbundvorhaben (September 1996 bis Oktober 1997) bildete ein Vorprojekt, in dessen Rahmen die grundsätzliche technische Machbarkeit der Projektidee auf der Grundlage einer detaillierten Untersuchung der Standortbedingungen und daraus abgeleiteter Laborexperimente nachgewiesen wurde. Es wurden in diesem Zusammenhang mehrere Technologien identifiziert, die geeignet erschienen, in einer in situ-Reaktionszone einsetzbar zu sein und die das Potential besitzen, die am Standort vorhandenen Grundwasser-Schadstoffe entweder vollständig oder zumindest sehr wesentlich abzubauen. Im zweiten Schritt wurde eine mobile Testeinheit in Betrieb genommen (März 1998). In dieser on site-Anlage wurden erste Erfahrungen mit den verschiedenen Verfahren im halbtechnischen Maßstab gesammelt. Parallel dazu begann der Bau der Pilotanlage, in der nun die im Labor und im halbtechnischen Maßstab erfolgreich getesteten Verfahren unter realitätsnahen in situ-Bedingungen erprobt werden.

Der Forschungsbetrieb in der Pilotanlage wird vom BMBF gefördert.