Pressemitteilung vom 23. Juni 2011

Potenziale von Großwohnsiedlungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung nutzen

Vorrangiger Forschungsbedarf zu den Zukunftschancen ostdeutscher Großwohnsiedlungen definiert

Leipzig/Berlin. Mit einem Positionspapier wenden sich Forscher und Stadtplaner an die Politik. Die Unterzeichner rufen in ihrem Appell dazu auf, die Entwicklungschancen von ostdeutschen Großwohnsiedlungen als Bestandteil der Städte wieder stärker in das Blickfeld zu rücken. Mit rund einer Million Wohnungen machen Großwohnsiedlungen derzeit im Osten Deutschlands etwa ein Sechstel des gesamten Wohnungsbestandes aus. Die Entwicklungspfade der Siedlungen sind weit heterogener als dies in der öffentlichen Debatte wahrgenommen wird.

Großsiedlung Leipzig-Grünau

Großsiedlung in Leipzig-Grünau. Im Osten Deutschland gibt es ungefähr eine Millionen Wohnungen in Großsiedlungen. Damit stellen sie etwa ein Sechstel des gesamten ostdeutschen Wohnungsbestandes.
Foto: UFZ

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Gerade vor dem Hintergrund der energiepolitischen Ziele und der aktuellen Diskussion um die Förderung der Gebäudesanierung sei es wichtig, die jeweiligen Chancen dieser Stadtgebiete aufzugreifen. Die Wissenschaft und die Politik müssen sich den sehr komplexen Fragen stellen, die die Zukunftschancen der ostdeutschen Großwohnsiedlungen aufwerfen, statt sich einseitig auf die Steuerung und Begleitung des Stadtumbaus mit Fokus auf den Abriss von Wohnbauten zu begrenzen.

Diese Forderung wird in dem Positionspapier "Zukunftschancen ostdeutscher Großwohnsiedlungen - Vorrangiger Forschungsbedarf" in 10 Thesen präzisiert. Entstanden ist dieses Papier als Ergebnis einer Tagung in Leipzig, die vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) veranstaltet wurde. Am vergangenen Freitag wurde es erstmals auf der Fachkonferenz "Große Wohnsiedlungen - Wohnen mit Zukunft" des Kompetenzzentrums Großsiedlungen e.V. in Berlin-Hellersdorf über 100 Experten aus Stadtpolitik und Wohnungswirtschaft vorgestellt.

Die 10 Thesen umfassen demographische, soziale, wohnungswirtschaftliche, infrastrukturelle und politische Aspekte und fordern deren integrierte, komplexe Betrachtung. Die Unterzeichner rufen zu einer sachlichen Bestandsaufnahme auf, um langfristig eine nachhaltige Entwicklung der Städte mit ihrem unterschiedlichen Wohnungsbestand zu unterstützen. "Hierfür bieten wir unsere Expertise an, um einen breiten gesellschaftlichen Dialog zum Thema zu befördern."

White Paper "Zukunftschancen ostdeutscher Großwohnsiedlungen - Vorrangiger Forschungsbedarf"
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Weitere Informationen

Prof. Dr. Sigrun Kabisch, Dr. Katrin Großmann
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Tel.: 0341-235-1257
Prof. Dr. Sigrun Kabisch

Dr. Heike Liebmann, Dr. Matthias Bernt
Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS)
Dr. Heike Liebmann
Dr. Matthias Bernt
Tel. 03362-793-230, -275

Tilo Arnhold
UFZ-Pressestelle
Tel.: 0341/235-1635
press@ufz.de

Weiterführende Links

Fachkonferenz "Große Wohnsiedlungen - Wohnen mit Zukunft" (17. Juni 2011)
www.gross-siedlungen.de

Tagung "Zukunftschancen ostdeutscher Großwohnsiedlungen" (4. März 2011)
www.ufz.de/index.php?de=14570

Nationale Stadtentwicklungspolitik
www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de

Stadtkarrieren in peripherisierten Räumen. Entwicklungsdynamiken und Handlungsoptionen
www.irs-net.de/profil/forschungsabteilungen/

Publikation "Governance im Stadtumbau"
www.irs-net.de/aktuelles/meldungen-detail.php?id=146

Polnische und deutsche Großwohnsiedlungen gestern, heute und morgen
www.ufz.de/index.php?de=21377

Zukunftschancen von Großwohnsiedlungen unter den Bedingungen des Klimawandels
www.ufz.de/index.php?de=17940

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg ungefähr 1.000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 17 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).

Das Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) hat den Auftrag, die Probleme und Möglichkeiten der Entwicklung von Städten und Regionen im nationalen und internationalen Zusammenhang sozialwissenschaftlich zu erforschen. Kernthemen sind die dynamischen Wechselbeziehungen zwischen gesellschaftlicher und räumlicher Entwicklung, die räumlichen Dimensionen sozialen Handelns sowie die Wirkungen der Globalisierung und des europäischen Einigungsprozesses auf Städte und Regionen. Ein grundlegendes Theorem ist die soziale Konstruktion von Räumen.

Das IRS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Ihr gehören zurzeit 87 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie zwei assoziierte Mitglieder an. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 16.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind ca. 7.800 Wissenschaftler, davon wiederum 3.300 Nachwuchswissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,4 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr.