Pressemitteilung vom 20. Januar 2011

Radiowellen-Technologie vom UFZ in der Umwelttechnik

UFZ präsentiert Sanierungstechnologien auf der TerraTec 2011

Leipzig. Seit den 1990er Jahren befassen sich Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) damit, welches Potenzial in Radiowellen steckt und wie dieses insbesondere in der Umwelttechnik praktisch genutzt werden kann. So ist am UFZ eine Technologie-Plattform entwickelt worden, die die Sanierung von Böden, die Reinigung von verunreinigten Abluftströmen oder die Trocknung von Biogas zum Zwecke der Einspeisung in das Erdgasnetz ermöglicht. Perspektivisch könnte diese Methode auch für Trockenlegung, Schadstoffbeseitigung und Holzschutz in Gebäuden genutzt werden. Gemeinsam ist allen Verfahren die direkte Erwärmung unterschiedlichster Materialien in Kombination mit weiteren Schritten wie Schadstoffabsaugung, oxidativer Schadstoffbeseitigung oder Freisetzung von gebundenen Stoffen. Das UFZ-Team arbeitet dabei praxisnah mit unterschiedlichen Industrieunternehmen zusammen.

Anlage Radiofrequenz-Erwärmung

Einsatz einer Pilotanlage zur Radiowellen-Bodensanierung in Kopenhagen, Dänemark. Dort sind in einem Schadensfall chlorierte Kohlenwasserstoffe bei einer chemischen Reinigung ausgetreten.
Foto: Dr. Frank Holzer/UFZ

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Nutzungsbedingungen Bildmaterial

Die direkte Erwärmung unterschiedlicher Materialien mit Mikrowellen hat sich in den letzten Jahren in vielen Bereichen der Technik etabliert. Um tiefer in das Material eindringen zu können, nutzen die Wissenschaftler am UFZ dagegen Radiowellen mit einer größeren Wellenlänge. So kommen beispielsweise anstelle von 2,4 Gigahertz bei der Mikrowelle hier Wellen mit einer Frequenz von etwa 13 Megahertz zum Einsatz. Da die Energie so effektiver an die zu erwärmenden Bereiche in Böden, Schüttbetten oder anderen Stoffen gelangen kann, könnte dieses Verfahren wesentlich schneller und kostengünstiger als bisherige Technologien arbeiten. So ist gegenwärtig eine Pilotanlage zur Radiowellen-Bodensanierung in Kopenhagen im Einsatz, um einen Schadensfall mit chlorierten Kohlenwasserstoffen, die bei einer chemischen Reinigung ausgetreten sind, mit einer so genannten thermisch unterstützten Bodenreinigung zu behandeln. Ein dänisches Unternehmen will die am UFZ entwickelte Methode auf Lizenzbasis nutzen.

In einem kürzlich begonnenen Forschungsprojekt in Kooperation mit einer mittelständischen Firma soll untersucht werden, ob es durch geschickte Kombination von Schadstoffbindung in einem Festbett, Radiowellen-Erwärmung und katalytischer Oxidation gelingt, mit organischen Verbindungen wie Lösungsmitteln verunreinigte Gasströme effizient zu reinigen.

Am UFZ wird gerade im Technikumsmaßstab erprobt, ob diese Technik geeignet ist, die Reinigung von Biogas auf Erdgasqualität - dazu müssen beispielsweise Wasser und Kohlendioxid entfernt werden - zu unterstützen. Und mit der Behandlung von Gebäudeteilen sind die Forscher gerade dabei, ein weiteres praktisch außerordentlich relevantes Anwendungsfeld zu erschließen. "Nach erfolgreicher Klärung von anwendungsspezifischen Fragestellungen könnte sich ein ganzes Spektrum an Verfahrensvarianten im Umweltbereich auftun", erklärt Dr. Ulf Roland vom UFZ die Bedeutung der Forschungsvorhaben, die teilweise auf der Umweltmesse TerraTec präsentiert werden.

Verfahren auf der Grundlage der Radiowellen-Technologie sind nur einige von mehreren Techniken, die das UFZ vom 25. bis 27. Januar 2011 auf der Umweltfachmesse TerraTec in Leipzig vorstellt. Organisiert wird der Messestand vom Terra-, Aqua- und Sanierungskompetenzzentrum Leipzig (TASK), das Umwelttechnologien und Konzepte aus dem UFZ und von weiteren Partnerinstitutionen präsentiert. Unter dem Motto "Umwelttechnologien: Entwicklung, Anwendung und Wissenstransfer" wird gezeigt, wie am UFZ ganzheitliche Lösungsansätze für die drängenden Umweltfragen unserer heutigen Zeit entwickelt werden. Der Forschungs- und Entwicklungsprozess wird dabei begleitet von Technologieanwendungen unter Realbedingungen sowie notwendigen Wissens- und Technologietransfermaßnahmen, um so den Weg in die Praxis zu ebnen.

Weiterhin stellt das UFZ auf der TerraTec ein Entscheidungsunterstützungssystem zur Entwicklung von Nutzungsstrategien für großflächig kontaminierte Standorte (Megasites), den Biosensor ARSOlux®, mit dem der Arsengehalt im Trinkwasser einfach bestimmt werden kann, sowie die TASK-Demonstrationsplattform vor. Mithilfe dieser Plattform erhalten Anbieter von innovativen Verfahren und Methoden der Altlastenerkundung und Sanierung die Möglichkeit, die Anwendbarkeit und Leistungsfähigkeit von Produkten unter Realbedingungen nachzuweisen.

Gerade in Wachstumsregionen wie Asien und Lateinamerika stehen eine Reihe von Ländern (z.B. China, Vietnam, Brasilien, Mexiko) vor großen technischen Herausforderungen bei der Revitalisierung von Industrie- und Gewerbestandorten. Aufgrund des Bevölkerungswachstums, insbesondere in städtischen Zentren, besteht eine große Nachfrage an Siedlungsflächen, die in der Regel nur durch Umnutzung bestehender, häufig stark belasteter Standorte gewonnen werden können. Flankiert durch eine in den letzten Jahren zunehmend verschärften Umweltgesetzgebung sind dadurch hohe Anforderungen an Erkundungs- und Sanierungsmethoden zu erfüllen, um die für den Wohnungsbau geforderte Qualität von Boden und Grundwasser herzustellen. Die dazu benötigten Technologien, gerade auch für großräumige und komplizierte Standorte, stehen in der Regel nicht im ausreichenden Umfang zur Verfügung, oder sind auf den Märkten noch unbekannt. Hier rechnen Politik und Wirtschaft mit einem erheblichen Exportpotenzial für Umwelttechnologien aus Deutschland. Das Terra-, Aqua- und Sanierungskompetenzzentrum Leipzig (TASK) plant dafür den Aufbau von internationalen Demonstrationsstandorten, um den Entscheidungsträgern vor Ort die Leistungsfähigkeit deutscher Technologien zu demonstrieren sowie die ersten Kontakte zwischen Entwicklern und potenziellen Anwendern herstellen.
Tilo Arnhold

Mehr dazu finden Sie hier:

TerraTec 2011:

Halle 2, Stand A12

Weitere Informationen

Anwendung von Radiowellen in der Umwelttechnik
Dr. Ulf Roland
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Tel: 0341-235-1762 ulf.roland@ufz.de
http://www.ufz.de/index.php?de=2538

Terra-, Aqua- und Sanierungskompetenzzentrum Leipzig (TASK)
Martin Bittens
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Tel: 0341-235-1682
www.task-leipzig.info

oder

Tilo Arnhold
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
presse@ufz.de
0341-235-1635

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg ungefähr 1.000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 17 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).