Pressemitteilung vom 25. Juli 2005

VolkswagenStiftung unterstützt Erfahrungstransfer aus Ostdeutschland nach Ostmitteleuropa

Internationales Forschungsprojekt zu den Auswirkungen des demographischen Wandels

Hannover/Leipzig. Die VolkswagenStiftung hat 361.000 Euro Fördermittel für ein dreijähriges Forschungsprojekt zur Untersuchung der Auswirkungen des demographischen Wandels in Großstädten bewilligt. Am Beispiel tschechischer und polnischer Städte soll überprüft werden, welche Erfahrungen aus den neuen Bundesländern übertragbar sind und wo Besonderheiten bestehen. Das Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) arbeitet dabei eng mit der Tschechischen und Polnischen Akademie der Wissenschaften sowie den Universitäten Gdañsk (Danzig) und London zusammen. Das Forschungsprojekt "Soziale und räumliche Konsequenzen des demographischen Wandels für ostmitteleuropäische Großstädte" ist eines von fünf neuen Projekten, das die Volkswagenstiftung mit ihrer Förderinitiative "Einheit in der Vielfalt? Grundlagen und Voraussetzungen eines erweiterten Europas" unterstützt.

Brno, Tschechischen Republik

Brno, Tschechischen Republik: Gebaut vor über hundert Jahren - inwieweit wird die Wohnbausubstanz der sich verändernden demographischen Realität gerecht?
Foto: Dr. Annegret Haase / UFZ

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Stadtumbau in Leipzig

Stadtumbau in Leipzig - Abriss und Umbau von Plattenwohnsiedlungen
Foto: André Künzelmann / UFZ

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Innenstadtviertel in Leipzig

Innenstadtviertel in Leipzig - Nebeneinander von unsaniertem und saniertem Altbau
Foto: Dr. Annegret Haase / UFZ

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Stadtregionen in Europa sind derzeit tief greifenden ökonomischen und sozialen Veränderungen ausgesetzt. Dabei kommt es zu einer Polarisierung. Einerseits gibt es Wachstumsregionen wie die Metropolen Süddeutschlands oder Norditaliens, in denen die Bevölkerungszahlen steigen und die Wirtschaft boomt. Anderseits gibt es Schrumpfungsregionen in früheren Industriegebieten wie Nordengland, dem Ruhrgebiet oder in Ostdeutschland. Dort sinken die Bevölkerungszahlen mit dramatischen Auswirkungen: ungenutzte Wohnungen, unausgelastete Infrastrukturen und große Brachflächen.

Städte in Ostmitteleuropa werden momentan noch weitgehend als Boomregionen mit wachsender Wirtschaft und Bevölkerung wahrgenommen. Doch auch in Tschechien und Polen ist der Strukturwandel bereits mit regionalen Schrumpfungserscheinungen verbunden, die durch tief greifende demographische Veränderungen zusätzlich verstärkt werden. Dazu zählen beispielsweise stark gesunkene Geburtenraten, mehr Singlehaushalte oder die Alterung der Bevölkerung – auch wenn sie bisher von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Alle diese Entwicklungen haben noch unbekannte Auswirkungen auf die Städte, ihre Wohnungsmärkte und ihre Nutzung. Am Beispiel von Städten wie Gdan'sk (Danzig) und Brno (Brünn) sollen diese Fragen nun genauer untersucht werden. "Uns interessieren vor allem die Städte in der sogenannten zweiten Reihe hinter den Hauptstädten – also Großstädte zwischen 100 000 und einer Million Einwohner" erzählt Dr. Annegret Haase vom UFZ. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr. Annett Steinführer vergleicht die Forscherin die Entwicklungen dort mit denen in Westeuropa und Ostdeutschland. Als Vergleichsstädte werden ihr beispielsweise das französische Lyon oder das deutsche Leipzig dienen. Welche Parallelen gibt es? Welche Besonderheiten zeichnen die Städte aus? Sind vielleicht sogar gesamteuropäische Muster erkennbar? "Zunächst werden wir die Daten aus den Volkszählungen in Polen und Tschechien auswerten, anschließend mit lokalen Experten darüber sprechen und schließlich stichprobenartig die Einwohner befragen: Weshalb leben sie dort? Wie sind sie mit ihrem Umfeld zufrieden? Wollen sie vielleicht wegziehen?" So sollen nicht nur die bisherigen Entwicklungen untersucht sondern auch Prognosen für die Zukunft erstellt werden.

Die Arbeitsgruppe Stadt- und Regionalforschung am UFZ untersucht bereits seit mehreren Jahren den Wandel in ostdeutschen Städten und ist auch an verschiedenen EU-Projekten beteiligt. Im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten stehen die Herausforderungen eines nachhaltigen Stadtumbaus – verbunden mit dem dauerhaften Rückgang der Bevölkerung und mit demographischen Umbrüchen. Ziel der Forscher ist es, Konzepte zu entwickeln, mit denen das Brachfallen von innerstädtischen Flächen und Gebäuden sowie die gleichzeitige Expansion der Siedlungs- und Verkehrsfläche im Umland verringert werden kann.
Tilo Arnhold

Weitere Information unter:

www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/22072005.pdf

Dr. Annegret Haase
UFZ-Department Stadt- und Umweltsoziologie
Telefon: 0341-235-2899

und

Dr. Christian Jung
Volkswagenstiftung
Telefon: 0511-8381-380 bzw. -381
E-mail: jung@volkswagenstiftung.de

oder über

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
Pressestelle
Tilo Arnhold / Doris Böhme
Telefon: +49 (0)341 235 2278
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