Pressemitteilung vom 14. Mai 2012

Deutsches Zentrum für Integrative Biodiversität gegründet

Das Deutsche Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) hat am heutigen Montag in der ersten Mitgliederversammlung das Direktorat gewählt und nimmt damit offiziell seine Arbeit auf. Die an iDiv beteiligten mitteldeutschen Universitäten Halle, Jena, Leipzig und ihre Kooperationspartner, darunter das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ, hatten sich vor zwei Wochen gegen die drei verbliebenen Mitbewerber der Endrunde für die Förderung eines neuen Forschungszentrums zum Thema Biodiversität durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) durchgesetzt. Über einen Förderzeitraum von bis zu 12 Jahren wird iDiv mit jährlich sieben Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Gründung des Deutschen Zentrums für Integrative Biodiversität
von links nach rechts: Prof. Dr. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer, UFZ / Prof. Dr. Klaus Dicke, Rektor Friedrich-Schiller-Universität Jena / Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer, sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst - SMWK / Prof. Dr. Udo Sträter, Rektor Uni Halle / Prof. Dr. Beate Schücking, Rektorin Universität Leipzig / Prof. Dr. Christian Wirth, Botanischer Garten, Universität Leipzig / Prof. Dr. Kirsten Küsel, Institut für Ökologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena / Prof. Dr. François Buscot, Department Bodenökologie, UFZ
Foto: André Künzelmann/UFZ

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"Das ist ein großartiger Moment für die Forschung in Sachsen", hatte am Morgen Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer, sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst (SMWK), erklärt. iDiv biete die Chance, beim Zukunftsthema Biodiversität exzellent zu kooperieren. "Die Zusammenarbeit macht deutlich, dass wir hier in Mitteldeutschland hohe wissenschaftliche Expertise haben", sagte die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking, am Montag bei einer Pressekonferenz im Botanischen Garten der Universität Leipzig. Diese Kooperation über Bundesländergrenzen hinweg biete zugleich die Möglichkeit, weitere Projekte in dieser oder ähnlicher Konstellation auf den Weg zu bringen. Es gebe Schnittstellen der Biodiversitätsforschung unter anderem zum Umweltrecht, zur Bioinformatik und zur Medizin, die weiter ausgebaut werden müssten. Das neue Zentrum lege besonderen Wert darauf, dass seine Forschungsergebnisse in einem "exzellenten Wissenstransfer an die Öffentlichkeit gelangen", unterstrich die Rektorin.

Prof. Dr. Christian Wirth, Sprecher und Geschäftsführender Direktor von iDiv, sagte, die Exzellenz im mitteldeutschen Dreieck sei wichtig für den Zuschlag gewesen. Bereits seit zehn Jahren sei die Biodiversitätsforschung in Deutschland sehr erfolgreich. "Aber die Datensynthese ist dabei zu kurz gekommen", erklärte der Professor für Spezielle Botanik und Funktionelle Biodiversität der Universität Leipzig. Diesem Schwerpunkt widme sich unter anderem iDiv. So würden vier der insgesamt acht neu zu besetzenden Kernprofessuren die Forschungsergebnisse bündeln und die Integration der iDiv-Standorte intensivieren. "Wir müssen im Rennen um die besten Köpfe vorankommen, diese in die Region holen und die Stellen schnell besetzen", betonte Wirth auf die Frage nach den nächsten Vorhaben. iDiv werde als Synthesezentrum loslegen und zunächst seinen Sitz in der BioCity an Leipzigs Alter Messe haben. In der zweiten Antragsphase solle dort ein Neubau errichtet werden. Nach dem Auslaufen der Förderung solle iDiv dauerhaft an seinen Standorten bleiben.

Durch iDiv werde die bereits seit längerem bestehende Kooperation der drei Universitäten auf dem Gebiet der Biodiversität verstärkt, betonte die Prorektorin für Struktur und Finanzen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Birgit Dräger. "Hier wird eine Region, die forschungsstark ist, unterstützt", fügte sie hinzu. Der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Prof. Dr. Klaus Dicke, erklärte, die Biodiversitätsforschung in Jena sei "hochgradig vernetzt". "Das ist jetzt eine Angelegenheit, die uns fordert und die das mitteldeutsche Dreieck auf eine neue Stufe heben muss", sagte er. Als "kleine forschungspolitische Sensation" bezeichnete der Direktor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung UFZ, Prof. Dr. Georg Teutsch, das neue Biodiversitäts-Zentrum. "Das gab es in dieser Form noch nirgendwo", erläuterte er. Andere sogenannte kleine Fächer würden sich das sehr genau anschauen.

Biodiversität sei heute sehr wichtig, weil die Menschheit bisher nur zehn Prozent der Arten auf der Erde kenne, sagte Prof. Dr. Francois Buscot vom Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung UFZ. Viele Rätsel seien beispielsweise rund um den Einfluss der Biodiversität auf unsere Ökosysteme und ihre Funktion zu lösen. Auch den Schutz der Biodiversität durch zu entwickelnde Richtlinien habe sich iDiv auf die Fahnen geschrieben. "Wir benötigen noch viele Experimente, um die Komplexität der Biodiversität zu erfassen", so der Experte.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Christian Wirth
Institut für Biologie, Spezielle Botanik und Funktionelle Biodiversität
Telefon: +49 341 97-38591
cwirth@uni-leipzig.de

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg über 1.000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 31.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,4 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).