Pressemitteilung vom 17. März 2000

UFZ-Experten an der Theiss vom 21. bis 23. März

Vom 21. bis 23. März verschafften sich UFZ-Wissenschaftler einen Überblick über das Ausmass der ökologischen Zerstörungen

Die Kenntnis über das UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle als Kompetenzzentrum für die Sanierung und Renaturierung belasteter sowie die Erhaltung naturnaher Landschaften veranlasste das ungarische Umweltministerium zu einer Anfrage im UFZ, inwieweit sich die Leipziger, Hallenser und Magdeburger Wissenschaftler bei der Sondierung und Bewältigung der ökologischen Auswirkungen des Dammbruches bei Baia Mare auf die Szamos und Theiss einbringen könnten.

UFZ-Experten an der Theiss

In diesem Zusammenhang führte ein vierköpfiges UFZ-Expertenteam am Nachmittag des 21. März Gespräche u.a. mit dem ungarischen Regierungsbeauftragten für die Theißkontamination Dr. János Gönczy im Budapester Umweltministerium. Ziel dieser Zusammenkunft war es, den Kooperationsbedarf zu sondieren. Dabei wurden Möglichkeiten einer bi- oder multinationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Flussgebietsmanagements ebenso erörtert wie Kooperationen im Bereich des Schadstoff- und Wirkungsmonitorings sowie bei der Aus- und Bewertung der analytischen, biologischen und ökotoxikologischen Untersuchungsergebnisse bis hin zu Modellierungen.

Am 22. März führten die Experten eine Fahrt an die Theiß bei Szólnok durch. Die Wissenschaftler haben sich dort vor Ort einen ersten Eindruck vom Ausmaß der Katastrophe gemacht und erstes Probenmaterial für sondierende Untersuchungen im Forschungszentrum gesammelt. Die Vielschichtigkeit der künftigen und zum Teil bereits sichtbaren Auswirkungen des verheerenden Dammbruchs wurden bei der Zusammenstellung des Expertenteams durch das UFZ berücksichtigt. So besitzt Dr. Stefan Klotz als Leiter der Sektion Biozönoseforschung langjährige Erfahrungen auf dem Gebiet der Bioindikation des menschlichen Einflusses auf ökosysteme. Dabei geht es ihm primär nicht um das bloße Feststellen von Schadstoffbelastungen oder Schadstoffmengen, sondern um Aussagen zu biologisch-ökologischen Auswirkungen derartiger Belastungen. Herr Klotz beschäftigt sich insbesondere mit der Regenerationsfähigkeit von Lebensgemeinschaften und ist an Forschungsprojekten in Auen beteiligt.

Dr. Wolf von Tümpling, Leiter der Abteilung Gewässerchemie, hat in der ersten Hälfte der 90er Jahre ökologische Folgen des Goldbergbaus bezüglich der Quecksilberbelastungen sowohl in Brasilien als auch in Equador untersucht und im Rahmen des deutsch-tschechischen BMBF-Projektes zur Schadstofferfassung in der Elbe wesentliche Beiträge zur Bewertung der ermittelten Schwermetallkontaminanten beigetragen.

Dr. Christoph Hafner, Agrarbiologe, und Frau Dr. Mechthild Schmitt, Chemikerin, bearbeiten in der Sektion Chemische ökotoxikologie Fragestellungen zur Wirkung von Schadstoffen auf biologische Systeme. Sie verfügen über langjährige Erfahrung im Wirkungsmonitoring von terrestrischen und aquatischen ökosystemen sowie mit biologischen Testverfahren auf organismischer, suborganismischer und metabolischer Ebene. Neben akuten Schadstoffeffekten sind insbesondere im Freiland Wirkungen chronischer Belastungen auch im Hinblick auf das Regenerationspotential von ökosystemen von besonderem Interesse ihrer Forschung. Die Sektion Chemische ökotoxikologie kooperiert bereits seit vielen Jahren mit der Universität Gödöllö in Ungarn.