Pressemitteilung vom 7. Mai 2007

Eröffnung des Wildbienen-Lehrpfads im Schullandheim Halle-Franzigmark

Halle. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, Biodidaktiker der Universität Halle sowie Mitarbeiter des Schullandheims Franzigmark bei Halle haben am Rande eines DBU-Projektes zur Umweltbildung „Vom Computer zur Natur“ einen Wildbienenlehrpfad entwickelt. Sie wollen auf die faszinierende Welt dieser kleinen, fleißigen Insekten aufmerksam machen und gleichzeitig vermitteln, dass Wildbienen unersetzliche und unverzichtbare Bestandteile der Natur sind. Möglich gemacht wurde die Umsetzung der Idee durch die finanzielle Unterstützung der MITGAS Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH. Eröffnet wurde der Lehrpfad am 6. Mai 2007 anlässlich des Tages der offenen Tür im Schullandheim Halle Franzigmark (Franzigmark 6, 06193 Morl bei Halle/S.).

Wilbienen-Paar

Wilbienen-Paar

Lebenslauf der Biene

Lebenslauf der Biene

Zahlreiche der etwa 500 in Mitteleuropa heimischen Arten sind stark gefährdet oder bereits ausgestorben. Trotz dieser dramatischen Situation sind vielen Menschen die Lebensweise der Wildbienen und die Ursachen ihrer Gefährdung unbekannt. Es ist den meisten auch nicht bewusst, dass wir ohne Bienen auf einen großen Teil unserer Nahrungsmittel verzichten müssten.
Die meisten Pflanzen werden durch Insekten bestäubt - eine wichtige Rolle kommt dabei den Wildbienen zu. Zu ihnen gehören die Rote Mauerbiene, Nordische Blattschneiderbiene, Gemeine Trauerbiene, Glockenblumen-Sägehornbiene, Winzige Furchenbiene und viele andere Arten. Sie sind meist viel weniger bekannt als die Honigbiene, obwohl einige von ihnen wesentlich bessere Bestäuber sind. Honigbienen kommen nur dank künstlicher Haltung in Bienenstöcken in so großer Zahl vor. Die Imkerei steckt in Deutschland jedoch aufgrund von Parasiten wie der Varroa-Milbe und anderen Krankheiten in einer Krise. Vor allem zur Blütezeit von Obstbäumen macht sich der Mangel an Bienen in unseren ausgeräumten Agrarlandschaften immer stärker bemerkbar. Auch weltweit ist die Vielfalt von Bienen und der von ihnen bestäubten Blütenpflanzen während der letzten 25 Jahre signifikant zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Rahmen des EU-Forschungsprojektes ALARM (koordiniert vom UFZ) entstand und 2006 in der renommierten amerikanischen Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde (siehe auch UFZ-Pressemeldung Juli 2006, http://www.ufz.de/index.php?de=10111).

Der Wildbienenlehrpfad soll dazu beitragen, Wissen und Kenntnisse über die nützlichen Insekten, über ihre Lebensweise, Bedeutung, die Ursachen ihrer Gefährdung sowie Möglichkeiten des Schutzes insbesondere an Schülerinnen und Schüler zu vermitteln.

Der Lehrpfad

Das Schullandheim, auf den Porphyrkuppen über der Saale gelegen, ist ein idealer Standort für den Lehrpfad, da er mit seinen Trockenrasen, Streuobstwiesen und großen Vielfalt von Kultur- und Wildpflanzen natürliche Lebensräume für Wildbienen bietet.
Die Tafeln wurden in Zusammenarbeit von der Helmholtz-Wissenschaftlerin Dr. Karin Ulbrich und Studentinnen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gestaltet. Die Grafiken wurden ausgeführt von Carola Schmidt (künftige Gymnasial-Lehrerin für Kunsterziehung und Geografie). Janina Grunert (künftige Gymnasial-Lehrerin für Biologie, Geografie und Ethik) entwarf die Texte.

  1. Vielfalt: In Mitteleuropa gibt es über 500 Arten, bis auf Honigbienen und Hummeln leben alle solitär, das heißt, jedes Weibchen legt eigene Brutzellen an und versorgt sie mit Pollen und Nektar.
  2. Lebensraum: Wildbienen brauchen strukturreiche Lebensräume mit Nistplätzen, Nahrungspflanzen und Baumaterial. Sie nisten je nach Art in Totholz, Pflanzenstengeln, Sandhängen, Lehmmauern, leeren Schneckenhäusern oder im Boden.
  3. Aussehen und Körperbau werden am Beispiel der Roten Mauerbiene Osmia rufa (auch Osmia bicornis) erklärt, die in Deutschland noch fast überall anzutreffen und einer der besten Obstbaumbestäuber ist. Für viele unbekannt: Mauerbienen sind „Bauchsammler“ – die Pollenkörner werden mit der haarigen Bauchbürste aufgenommen.
  4. Fortpflanzung: Nach dem Schlupf erfolgt die Paarung, und kurz darauf Nestbau, Eiablage und Verproviantierung der Brutzellen.
  5. Der Lebenszyklus der Roten Mauerbiene Osmia rufa wird gezeigt vom Ei über Larvenstadien bis zum Schlupf der adulten Biene, die nach der Nistperiode abstirbt.
  6. Natürliche Feinde sind Vögel, Spinnen, Milben, Hornissen, Kröten und andere.
  7. Gefährdeter Lebensraum: Auswirkungen unserer modernen Lebensweise infolge intensiver Landnutzung und Zerschneidung der Landschaft durch Baumaßnahmen sind dargestellt, aber auch ein „bienenfreundlicher“ Gärtner.
  8. Bedeutung und Schutz: Für uns Menschen leisten Bienen vor allem den „Service“ der Bestäubung von Kulturpflanzen, besonders von Obstbäumen. Ohne sie müssten wir auf einen großen Teil unserer Nahrungsmittel verzichten. Sie sind unersetzliche Bestandteile ihrer Lebensräume – mit den Bienen würden auch die von ihnen bestäubten Pflanzen aussterben.

Wir können sie in unseren Gärten schützen, indem wir sie „bienenfreundlich“ gestalten durch strukturreiche Lebensräume, vielfältige Kultur-und Wildpflanzen und Aufstellen von Nisthilfen.

Kontakt

Dr. Karin Ulbrich
Department Biozönoseforschung
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
Telefon: 0345/5585-315
E-mail: karin.ulbrich@ufz.de

oder über

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
Pressestelle
Tilo Arnhold / Doris Böhme
Telefon: +49 (0)341 235 2278
E-mail: presse@ufz.de