Pressemitteilung vom 6. September 2006

Helmholtz-Forscher mit japanischem Geopreis geehrt

Methanproduktion von Mikroorganismen in der tiefen Erdkruste / Auslöser ist bei Erdbeben freigesetzter Wasserstoff

Melbourne/Leipzig/Potsdam. Karin Bräuer vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) und Horst Kämpf vom GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) sind mit dem Geochemical Journal Award geehrt worden. Sie nahmen den Preis am 1. September auf der Goldschmidt-Konferenz im australischen Melbourne stellvertretend für eine deutsche Forschergruppe entgegen, an der neben den Helmholtz-Zentren UFZ Leipzig-Halle und GFZ Potsdam auch Wissenschaftler der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Hannover, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und des Institutes für Nichtklassische Chemie (INC) Leipzig beteiligt sind.

Karin Bräuer

Karin Bräuer vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) ist mit dem Geochemical Journal Award geehrt worden
Foto: André Künzelmann/UFZ

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Horst Kämpf

Vom GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) ist Horst Kämpf mit dem Geochemical Journal Award geehrt worden.
Foto: André Künzelmann/UFZ

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Der Geochemical Journal Award wird jährlich von der Geochemischen Gesellschaft Japans für die besten Publikation des Jahres vergeben. Die Geochemische Gesellschaft Japans wurde 1953 gegründet und zählt über 1000 Mitglieder. Der Preis wird jährlich auf der Goldschmidt-Konferenz überreicht. Der Chemiker Victor Moritz Goldschmidt gilt als einer der Begründer der modernen Geochemie.

Die deutschen Wissenschaftler erhielten die Ehrung für eine Publikation über die Methanproduktion von Mikroorganismen in der tiefen Erdkruste, die durch bei Erdbeben freigesetzten Wasserstoff ausgelöst wird. Die Wissenschaftler waren auf diesen Effekt bei einer Zeitreihenuntersuchung (Monitoring) der Gas- und Isotopenzusammensetzung des Quellgases der Wettinquelle, einer Mineralquelle im sächsischen Bad Brambach, gestoßen. Während des Beobachtungszeitraumes gab es zwischen August und Dezember 2000 eine Periode stärkerer Schwarmbeben, infolge dessen der Methangehalt im Quellwasser anstieg. Isotopenanalysen am Methan deuteten auf mikrobiell gebildetes Methan. Die Wissenschaftler vermuten daher einen Zusammenhang zwischen seismischer Aktivität und der Methanproduktion durch Mikroorganismen, die als Energiequelle Wasserstoff nutzen, der durch die Beben aus den Rissen des Granitgesteins freigesetzt wird. Die Untersuchungen wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Die Region im Dreiländereck Sachsen-Bayern-Böhmen gilt als eines der seismisch aktivsten Gebiete in Deutschland. Im Zeitraum einiger Tage bis mehrerer Wochen kann es dann im vogtländisch-böhmischen Grenzgebiet zu Tausenden von schwachen Erdstößen kommen. Die Spannungen entladen sich nicht in einem großen Einzelbeben, sondern in vielen kleinen Minibeben. Die Wissenschaftler nennen dieses Phänomen Schwarmbeben. Erdbeben entstehen in der Regel an Grenzen zwischen zwei tektonischen Platten. Von diesen tektonisch aktiven Plattengrenzen ist das Vogtland aber weit entfernt. Bereits im letzten Jahr hatten die Wissenschaftler um die Isotopenchemikerin Karin Bräuer vom UFZ einen Hinweis für das Entstehen dieser Schwarmbeben geliefert. Ihrer Hypothese zufolge sind ständig aufsteigende, CO2-dominierte Gase aus einem Magmenreservoir, das in etwa 25 bis 35 Kilometer Tiefe unter dem Egerbecken vermutet wird, die Ursachen für diese Erscheinung.

Weitere Links:

Karin Bräuer, Horst Kämpf, Eckhard Faber, Ulrich Koch, Horst-Michael Nitzsche and Gerhard Strauch:
Seismically triggered microbial methane production relating to the Vogtland—NW Bohemia earthquake swarm period 2000, Central Europe. Geochemical Journal, Vol. 39 (No. 5), pp. 441-450, 2005
www.terrapub.co.jp/journals

Preisträger des Geochemical Journal Awards
www.geochem.jp/english/about_e/prizes.html

DFG-Förderung
www.dfg.de/gepris/nachweise/204546.html
www.dfg.de/gepris/nachweise/204623.html

Erstmals Anzeichen für magmatische Aktivität in Mitteleuropa beobachtet - Wissenschaftler finden neue Erklärung für Schwarmbeben im Vogtland
(Pressemitteilung vom 22. September 2005)
www.ufz.de/index.php?de=6141

Wettinquelle
www.badbrambach.de/vistadt/wettin.php

Weitere fachliche Information über:

Dr. Karin Bräuer / Dr. Gerhard Strauch
Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ)
Telefon: 0345-558-5206, 0341-235-3982

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Dr. Horst Kämpf
GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ)
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