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UFZ-Newsletter Oktober 2015

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Oktober 2015 3 tivisch mehr oder weniger Menschen zu versorgen sind. Die Wissenschaftler definieren dafür ins- gesamt zwölf globale Landnutzungsmuster, sogenannte Archetypen. Dazu zählen etwa Weidewirtschaftssysteme, degradierte Wälder und Agrarsysteme in den Tropen oder Ödland in den Entwicklungsländern. Mit brauner Farbe sind auf der Karte zum Beispiel jene Regionen erfasst, die als extensive Anbauflächen weltweit rund elf Prozent der Landflächen ausmachen. Dazu zählen vor allem Teile Chinas, Osteuropas und Indiens. Diese Gegenden sind laut Aussage der Wissenschaftler wichtig, weil sie klassische Yield-Gap-Regionen sind. Gemeint sind damit Flächen, auf denen Landwirte die Erträge durchaus noch steigern könnten. Noch werden dort wenig Dünger und Pestizide ausgebracht, ist die Infrastruktur schwach ausgebaut und Land- wirtschaft noch wenig vom Staat gefördert. Doch es gibt auch jene auf der Karte rot markierten Regionen, in denen eine Steige- rung ungleich schwieriger ist. Dazu zählen weite Teile Westeuropas wie zum Beispiel Deutschland oder der mittlere Westen der USA. Sie zählen zum Nutzungstyp „Intensive Landwirtschaft“ – mit hohem Stickstoffein- satz, großem Investitionsvolumen und hoher Rendite aus der Agrarproduktion. Ziel der Wissenschaftler ist es, aufgrund der Analyse dieses komplexen Gefüges aus ökonomischen, soziologischen und biologischen Faktoren wissenschaftlich fundierte Aussagen treffen zu können, was sich konkret unternehmen lässt, um nega- tive Folgen der Landnutzung zu verhindern. Zeigen lässt sich das am Beispiel Lateiname- rika/Südostasien. Dort ist im Nutzungstyp „Degradierte Forst- und Weidesysteme der Tropen“ die Bodenerosion extrem hoch. Weil die sozio-ökonomischen Daten zeigen, dass die Landwirtschaft eine wichtige Rolle für die Volkswirtschaft in den dortigen Staaten spielt, ist es erforderlich, Maßnahmen gegen die Erosion zu entwickeln. Damit ließen sich Erträge und Rendite aus der Landwirtschaft erhöhen, ohne der Umwelt zu schaden. Intensivierung ist nicht die Lösung Global wächst der Druck, mehr produ- zieren zu müssen. Derzeit ist jeder achte Mensch nicht ausreichend ernährt, insge- samt hungern 800 Millionen Menschen. Weiteren zwei Milliarden Menschen fehlen lebenswichtige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Null Hunger bis 2030, so lautet eines der wichtigsten Ziele der Nach- haltigkeitsagenda (Sustainable Develop- ment Goals), die die Generalversammlung der Vereinten Nationen Ende September verabschiedete. Doch muss deswegen, wie die Weltbank fordert, die Produktion von Lebensmitteln bis zum Jahr 2050 um 70 Pro- zent gesteigert werden? UFZ-Ökologe Dr. Stefan Klotz hat seine Zweifel: „Statistiken zufolge werden auf der Welt täglich pro Kopf rund 5.000 Kiloka- lorien produziert, also deutlich mehr, als ein durchschnittlich arbeitender Mensch mit rund 2.500 jeden Tag verbraucht“. Den Anbau weiter zu intensivieren, sei deshalb kein Ausweg. Hinzu komme, dass in den Industrieländern bis zu einem Drittel der Nahrung weggeschmissen werde. In den Entwicklungsländern verkommen viele Nahrungsmittel wegen fehlender Kühlketten, Weltkarte der globalen Landnutzung (Quelle: Tomáš Václavík, UFZ) Weidesysteme (13 %) – überdurchschnittlich großer und steigender Anteil an Weideland · hoher Anteil der Landwirtschaft am Bruttosozialprodukt · unterdurchschnittliche Bevölkerungsdichte, aber steigende Bevölkerungszahlen Bewässerungsfeldbau (2 %) – weit überdurch- schnittlicher Anteil an Ackerland und dazugehörigem Energieeinsatz · hohe Reiserträge · großer Anteil der Landwirtschaft am Bruttosozialprodukt · weit über- durchschnittliche Bevölkerungsdichte und steigende Bevölkerungszahlen Intensive Landwirtschaft (5 %) – weit überdurch- schnittlicher, aber abnehmender Anteil an Ackerland · weit überdurchschnittlicher Energieeinsatz (Dünger, Pflanzenschutzmittel) · kleiner Anteil der Landwirt- schaft am Bruttosozialprodukt · gute Erreichbarkeit und politische Stabilität · gemäßigtes Klima Grenzertragsstandorte in entwickelten Ländern (9 %) – hohes Bruttosozialprodukt · geringe Bevölkerungsdichte · geringe bis keine Ackererträge, aber etwas Weideland Wüsten und Ödland in Entwicklungs- und Schwellenländern (11 %) – hohe Temperaturen, wenig Niederschlag · wenig bis kein Weide- und Ackerland · geringes Bruttosozialprodukt 6.000 km0 3.000 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ UFZ-Newsletter | Oktober 20153

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