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UFZ-Newsletter Maerz 2016

4 UFZ-Newsletter | März 2016 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Weltweite Belastung von Gewässern mit fäkalcoliformen Bakterien es deshalb wichtig, den Zug in die richtige Richtung umzuleiten“, sagt Borchardt. Die europäische Analogie Das ist der Punkt, an dem der Forscher immer wieder auf die europäischen Gewäs- ser schaut. „Rhein und Elbe beispielsweise waren stark verschmutzt, beim Rhein lag der Tiefpunkt etwa um das Jahr 1975“, sagt er. „Wir konnten und können uns in Deutschland die teure Sanierung leisten, aber anderswo reicht dafür das Geld nicht aus. Wichtig ist also, jetzt zu handeln und vor allem auch auf Prävention zu setzen.“ Es dürfe nicht der Weg sein, zunächst die Industrie ohne Rücksicht auf den Gewässerschutz aufzubauen und dabei zu hoffen, dass der Wohlstand so stark ansteigt, dass man anschließend eine Sanierung bezahlen kann. Von vornherein die Wasserqualität im Blick zu behalten, das müsse das Ziel sein – „und das europäische Beispiel zeigt ja, dass sich Wirtschaftswachstum und Industrialisierung auf der einen und guter Gewässerschutz auf der anderen Seite nicht ausschließen.“ es zwischen zehn und 25 Prozent und in Asien bis zur Hälfte, was allein fast 800.000 Kilometern entspricht. Gewaltig groß ist auch die Zahl der Menschen, die dadurch gefährdet sind: Zwischen 8 und 25 Millio- nen sind es in Lateinamerika, 32 bis 164 Millionen in Afrika und 31 bis 134 Millionen in Asien – „wobei die große Spannweite der Schätzungen zeigt, dass es noch eine Rechnung mit vielen Unbekannten ist“, wie es in der Vorstudie heißt. Aus den Daten zur Wasserqualität auch Rückschlüsse zu ziehen, welche Folgen sie für Menschen und Ökosysteme hat, war eines der zentralen Anliegen. „Aus meiner Sicht enthalten unsere Ergebnisse eine gute und eine schlechte Nachricht“, so fasst es Dietrich Borchardt zusammen: Schlecht sei, dass viele Millionen Menschen mit Wasser in Kontakt kommen, das potenziell gefähr- lich sei. „Die gute Nachricht wiederum ist, dass sehr viele Flusskilometer auf diesen drei Kontinenten noch unbelastet sind. Die Regenerationsfähigkeit der Ökosysteme ist also vielfach noch nicht überfordert. Jetzt ist Eine Gefahr stelle aber nicht nur die Indus­ trialisierung dar, sondern auch der Umgang mit Abwässern. „Ich sehe in vielen Län- dern starke Analogien zu dem, was in der Vergangenheit hier in Europa passiert ist“, sagt Dietrich Borchardt. Erst nach großen Epidemien im 18. und 19. Jahrhundert haben die Forscher dank der Erfindung des Mikros- kops Mikroorganismen entdeckt – und damit den Zusammenhang zwischen verseuchtem Trinkwasser und der Verbreitung von Cholera, Typhus und anderen tödlichen Krankheiten herstellen können. Die Konsequenz war der Versuch, den Trink- und Abwasserpfad zu trennen. Trotzdem kam es selbst zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch zu Seuchen, weil das Abwasser nicht ausreichend gereinigt wurde. „Die erste mechanische Kläranlage in Deutschland entstand 1880 in Frankfurt“, sagt Dietrich Borchardt, „die erste biologi- sche Anlage 1925 in Essen.“ Genau diese fehlende Trennung von Trink- und Abwasser drohe sich jetzt in vielen armen Ländern zu wiederholen – paradoxerweise angefeuert durch die ehrgeizigen Milleniumsziele der 1.000.000 100.000 10.000 1.000 100 10 0 Lateinamerika Afrika Asien FäkalcoliformeBakterien(logKBE/100ml) Statistische Verteilung der gemessenen Konzentrationen coliformer Bakterien Beim Vergleich der Ergebnisse der datengetriebenen Analyse (oben) und der modellgetriebenen Analyse (rechts) wird der Nutzen des im WWQA entwickelten Ansatzes deutlich: Die flächendifferenzierte Karte weist an- dere Gebiete mit hohen Belastungen aus als die räumlich aggregierte sta- tistische Analyse. Diese Diskrepanzen liefern wichtige Hinweise, wo die Validität der Messdaten aus den Monitoringnetzwerken oder die Model­ lierung durch regional verbesserte Eingangsdaten oder Prozessbeschrei- bungen verbessert werden muss. Laut der statistischen Verteilung der sehr begrenzten Daten (Karte S. 3) in der Zeitperiode 2000 bis 2010 liegt der Medianwert für Afrika über dem Grenzwert für hohe Belastung (1000 cfu /100 ml), wohingegen dieser für Lateinamerika und Asien darunter liegt. niedrige Belastung (≤ 200) moderate Belastung (200 < x ≤ 1000) hohe Belastung (> 1000) Februar 2008–2010 Fäkalcoliforme Bakterien (koloniebildende Einheit KBE/100 ml) Anmerkung zur Klassifikation: niedrig — allgemein geeignet für Kontakt (inklusive Waschen, Schwimmen und Baden; nicht als Trinkwasser geeignet) moderat — nur geeignet für Kontakt bei Bewässerung oder beim Fischen hoch — nicht für Kontakt geeignet Grafik:noonoxmedia

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