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UFZ-Newsletter Maerz 2016

10 UFZ-Newsletter | März 2016 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Am 1. Dezember 2015 war Deutschlands wohl bekann- tester Klimaforscher zu Gast im UFZ. Als Referent der 12. Helmholtz Environmental Lecture (HEL) ging er der Frage nach: „Ozean und Klimawandel – Warum wir ohne die Meere nicht überleben werden“.  (Foto: André Künzelmann, UFZ) Wo bestehen Lücken im Verständnis des Klimasystems? Es sind viele Dinge, an denen wir arbeiten müssen. Ich nenne jetzt mal als ein Beispiel die Wolken. Wolken sind relativ kleinräu- mig, in ihnen laufen sehr komplexe physi- kalische Prozesse ab. Phasenübergänge vom gasförmigen Zustand in den flüssigen bis hin in die Eisphase sind zu analysie- ren. Das alles in Modellen darzustellen ist natürlich sehr schwierig. Dann müssen wir die Stoffkreisläufe besser verstehen. Also zum Beispiel die Wechselwirkung zwischen dem physikalischen Klimasystem und dem Kohlenstoffkreislauf. Wir wissen ja zum Beispiel, dass nicht das ganze Kohlendioxid, das wir ausstoßen, in der Luft bleibt. Ein Teil geht in die Vegetation, ein Teil geht in die Meere. Und beides hat natürlich Auswirkun- gen auf die terrestrischen und auch auf die Meeres-Ökosysteme. Diese Dinge muss man verstehen. Und vor allem, wie diese Systeme auf das Klima rückwirken. Dazu brauchen wir Daten, Wissen und Modelle aus der terrestri- schen Umweltforschung und der Troposphä- renforschung. Eine ganz große Unbekannte im Hinblick auf den Meeresspiegelanstieg sind auch die kon- tinentalen Eisschilde – also Grönland und die Antarktis. Die fangen jetzt an zu schmelzen. Wir wissen aber nicht genau, wie schnell die abschmelzen können. Da haben wir bisher Herr Latif, Ende November 2015 hatten wir hier in Leipzig 17 Grad: Ist das noch normal? Sind das einfache Wetteranoma- lien oder Vorboten des Klimawandels? Sowohl als auch. Als Einzelereignis kann man natürlich nicht sagen, ob das was mit Klimaveränderung zu tun hat. Weil es aber nicht das erste Mal in den letzten Jahrzehn- ten war und wir eine Häufung dieser war- men Tage im November feststellen, muss man schon sagen: Dies ist ein weiteres Mosaiksteinchen, das den Klimawandel bei uns in Deutschland belegt. Sie waren an einem Positionspapier deutscher Klimaforscher maßgeblich beteiligt, in dem es um die Perspektiven der Klimaforschung 2015 bis 2025 geht. Worin sehen Sie die zentralen Herausfor- derungen? Wir haben da drei Themenblöcke benannt: Da ist zum einen das Verständnis vom Klima. Wir sind noch weit davon entfernt, das System wirklich im Detail zu verstehen. Dann müssen wir zusehen, dass wir die Kli- marisiken besser verstehen und wie man als Gesellschaft mit ihnen umgehen kann. Und das dritte ist die Frage der Klimaforschung in der demokratischen Gesellschaft. Welche Stellung nimmt eigentlich die Klimafor- schung ein? Dies gilt sowohl für den Blick nach innen als auch nach außen. nur wenige Messungen, deswegen müssen wir unser lückenhaftes Messsystem erwei- tern. Und natürlich auch unsere Modellpalet- te vergrößern, um dann die Prozesse besser darstellen zu können. Was ist das Handwerkszeug für langfris- tige Klimaprognosen? Sie brauchen zwei Dinge: Messungen, ohne die gar nichts geht. Sie müssen ja den gegenwärtigen Klimazustand definieren, um von ihm aus weiterzurechnen. Sie brau- chen die Messungen auch, um Modelle zu verifizieren. Und sie brauchen die Modelle selbst, um mit ihnen in die Zukunft blicken zu können. Egal wie schlecht oder gut sie sind, sie können nur mit Modellen in die Zukunft blicken. Sie weisen unermüdlich darauf hin, dass unser Planet ohne intakte Ozeane für Menschen unbewohnbar zu werden droht. Was ist denn die Rolle der Ozeane, warum sind diese für das Klimasystem so wichtig? Zwei Aspekte: Zum einen sind die Ozeane die träge Masse des Systems, sie nehmen sehr viel Wärme auf und geben diese dann langsam wieder in die Atmosphäre ab. Die Meere haben etwa 90 Prozent der Energie der letzten 40 Jahre aufgenommen, die durch den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre zurückgehalten wurden. Da- durch erwärmen sich die Ozeane. Aus die- sem Grund ist die Klimaerwärmung schon weiter fortgeschritten, als an der Oberfläche für uns sichtbar ist. Die Erwärmung selbst belastet natürlich auch die Ökosysteme. Al- len voran die tropischen Korallen, die keine große Temperaturtoleranz besitzen. Bei zwei Grad Erwärmung würden vermutlich fast alle tropischen Korallen sterben. Die Ozeane sind die träge Masse des weltweiten Klimasystems. Deshalb kommt ihnen auch eine überragende Bedeutung beim Klimawandel zu. Prof. Mojib Latif, einer der führenden Klimaforscher weltweit, warnt deshalb eindringlich vor Ozean- erwärmung, Meeresspiegelanstieg und Versauerung des Meerwassers. Als einer der bekanntesten Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel zog er auch die Zuhörer am UFZ in seinen Bann. Am Ende von Vortrag und Diskussion war klar: Ursachen und Folgen des Klimawandels sind komplex und vielgestaltig. Aber die Auswirkungen auf die Ozeane und das Ringen um deren Begrenzung ent- scheiden letztendlich über das Schicksal der Menschheit. Der Zustand der Meere bestimmt das Schicksal der Menschheit

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