umweltperspek tiven der ufz - newsletter | april 2018 i n t e r v i e w privathaushalten. dieser umverteilungsmechanismus der eeg-umlage ist politisch so gewollt: privathaushalte sollen stärker belastet, industrieunternehmen entlastet werden. solange man das so beibehält, wird man immer wieder die erneuerbaren energien als sündenbock benutzen, um völlig überhöhte strompreise zu verlangen und um dann zu behaupten, die energiewende sei teuer. man jubelt aber den verbrauchern gleichzeitig kohleabwrackprämien und kosten für überdimensionierte netze unter, ohne das zu benennen. und das macht es dann sehr viel teurer, als es ursprünglich mal gedacht war oder sein müsste. woher kommt die diskrepanz, dass zwar die meisten deutschen für die energiewende sind, aber bei konkreten maßnahmen vor der eigenen haustür dagegen protestieren? es gibt sicherlich bestimmte vorbehalte gegen überdimen- sionierte netzausbauten. diese sollte man auch grundsätz- lich ernst nehmen. allerdings ist es so, dass den bürgern auch regelrecht eingeredet wird, dass die energiewende schlecht und teuer sei, dass sie jede menge nachteile mit sich bringe. es gibt kampagnen gegen die energiewende. und naturschützer, die sich plötzlich so nennen, weil sie vermeintliche argumente gegen die energiewende ins feld führen. wenn man genauer hinschaut, sind es oft bezahlte lobbyisten. die mythen und gespensterdebatten werden wie graffitis an die wände der städte gesprüht, und man schenkt ihnen immer mehr glauben. die kampagnen der energiewendegegner sind enorm erfolgreich. wie kann man dagegen angehen? wende sind ungleich höher, da atomarer müll und klima-, gesundheits- und umweltkosten durch fossile energien enorme belastungen verursachen. bürger sind gefordert, informationen zu hinterfragen und für die energiewende zu kämpfen. auch unternehmen müssen sich deutlicher für die energiewende einsetzen. und natürlich die politik, die gespensterdebatten entlarven muss und nicht einseitig politik für die fossile industrie und atomunternehmen machen darf. jeder kann jede menge tun! haben sie manchmal angst, dass die gewinnen, die uns erzählen, der himmel sei grün? dass die gewinnen können, sieht man derzeit an donald trump. er trifft ja seine entscheidungen wie etwa zum ausstieg aus dem pariser abkommen auf grundlage von studien, von denen belegt ist, dass sie nicht wissen- schaftlich fundiert sind. die hat er per internet den leuten im wahlkampf zugänglich gemacht und er hat die wahl trotzdem gewonnen. trump hat derzeit eine große macht über unseren planeten. das ist schon besorgniserregend. dieses beispiel macht leider schule. in etlichen ländern gewinnen populisten, wenn sie den menschen erzählen, der himmel sei grün. es gibt da einen abnutzungseffekt, es wird den menschen zunehmend egal – und da muss die wissenschaft laut werden und eben sagen, der himmel ist nicht grün. die wissenschaft ist gefordert, das an erkennt- nissen stärker in die gesellschaft einzubringen, was die gesellschaft seit der aufklärung vorwärtsbringt. es war in der vergangenheit selbstverständlich, dass das immer so geht. jetzt kommt eine zeit, in der das nicht mehr automa- tisch der fall ist. die wissenschaft ist hier sehr gefordert, eine aktive rolle einzunehmen. da sind wir alle gefordert: wissenschaftler, die fakten öffentlich machen müssen. die kosten einer nicht-energie- da s i n t e r v i e w f ü h r t e s t e f f e n r e i c h e r t. die helmholtz environmental lecture (hel) ist eine öffentliche veranstaltungsreihe des ufz, in der seit 2009 herausragende persönlichkeiten aus politik, wirtschaft und wissenschaft zu wichtigen ökologischen, sozio-ökonomischen und sozialen fragen stellung beziehen und sie dann mit dem plenum – durchaus auch kontrovers – diskutieren. bisherige gastredner: klaus töpfer, hans joachim schellnhuber, achim steiner, jochen flasbarth, angelika zahrnt, frank schirrmacher †, ernst ulrich von weizsäcker, ottmar edenhofer, stephan kohler, thilo bode, matthias horx, michael braungart, hartmut rosa und stefan juraschek. 21