CLIMALERT − Ergebnisse

Climalert: Ergebnisse

Informationsbedarf deutscher Landwirtwirtschaftsbetriebe

Trotz der Vorbehalte der Landwirte gegenüber meteorologischen Informationen und ihrer Zuverlässigkeit geben die Ergebnisse der Interviewanalyse einen klaren Überblick darüber, welche Informationen die Landwirte in jeder Anbauphase benötigen. Im Folgenden haben wir den Informationsbedarf zusammengefasst und die spezifischen Anforderungen der Landwirte an Inhalt, Darstellung und Nutzerfreundlichkeit der zu entwickelnden Anwendung herausgearbeitet.

In einem ersten Schritt hatten wir den Bedarf an meteorologischen Daten für den Anbau von drei verschiedenen Kulturpflanzen untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass der Informationsbedarf und die wetterbedingten Risiken für alle drei Kulturen ähnlich sind. Die wichtigsten Unterschiede bestehen in den Zeitpunkten des Pflügens und des Säens. Die folgende Tabelle fasst zusammen, welcher Informationsbedarf besteht und welche Risiken auftreten. Sie enthält Informationen, die bei Entscheidungen zur Zeit der Aussaat, der Düngung, beim Pflanzenschutz und zur Zeit der Ernte helfen können. Die Kenntnisse über den Informationsbedarf sowie über die wetterbedingten Risiken helfen zu verstehen, wie das CLIMALERT-Tool von Endbenutzer*innen verwendet werden kann und welchen Anforderungen es somit gerecht werden muss.

Tabelle: Informationsbedarf und Risiken in den verschiedenen Anbauphasen (129.2 KB)

Meteorologische Informationen sind von großer Bedeutung. Genauso wichtig sind jedoch die Qualität und die Nutzerfreundlichkeit des CLIMALERT-Tools. Die Landwirte äußerten im Wesentlichen vier Forderungen: verlässliche Informationen, klare Kommunikation derselben, regionale Informationen und bessere Möglichkeiten für den Informationsaustausch, auch zwischen den Anbietern. Jedes dieser Themen wird in den folgenden Abschnitten ausführlicher behandelt.

Verlässliche Informationen:

Die meisten Landwirte machen ihre Entscheidungen nicht vom Wetter abhängig, wenn die Regenwahrscheinlichkeit nicht über einem bestimmten Prozentsatz liegt. „Also hier in dem Trockengebiet ist es wirklich so, wenn hier nicht 80−85% Regenwahrscheinlichkeit kommt [im Wetterbericht vorhergesagt wird] dann haben Sie auch nichts“ (I5). Andere meinen, dass ein Regenradar viel hilfreicher sei als ein Prozentsatz. Als hilfreiche Radare wurden z.B. Bayer, Wetter.com und Wetteronline genannt.

Auf die Frage hin, welche Informationen eine ideale Anwendung bereitstellen sollte, gaben die Landwirte an, dass sie sich verlässliche Vorhersagen für 2−5 Tage und, falls möglich, auch länger wünschen:

  • „Laut Statistik ist die Genauigkeit von längerfristigen Prognosen bei ungefähr 60% einzusetzen. Also ich möchte schon 90% für zwei Tage haben“ (I10).
  • Ein Landwirt äußerte, er hätte als gern „ (…) alles was über drei Tage stabil hinaus vorausgesagt wird“ (I5).
  • „Eigentlich alles, was mit Feuchtigkeit zu tun hat. Also wie es regnet. (…) eine Tendenz plus fünf Tage. Alles andere glaube ich sowieso nicht, weil statistisch ist ja (…) jeden Tag die Wahrscheinlichkeit [der Prognose] 30% schlechter“ (I6).
Klar kommunizierte Informationen:

Diejenigen, bei denen das UFZ meteorologische Messstationen installiert hat, sind an einem leichten Zugang zu den ermittelten Daten interessiert. Zum Beispiel würde einer der Befragten, bei dem das UFZ die Sonneneinstrahlung misst, gern mehr darüber wissen und erfahren, wie diese seine Ernte beeinflussen kann.

Regionale Prognosen:

Im Allgemeinen wünschen sich die Landwirte regionale Wettervorhersagen. Derzeitige Vorhersagen werden als zu unzuverlässig empfunden, da sie nicht regional spezifisch sind. Ein Landwirt sagte, wichtig wäre „(…) eine regionale App, die wirklich viele Gebiete abbildet und nicht, ich sage mal, ganz Sachsen-Anhalt oder Nord Sachsen-Anhalt. (…) Also es ist wirklich entscheidend für uns, so genaue Informationen wie möglich auf unser Gebiet begrenzt, das wirklich nicht sehr groß ist, [zu bekommen]. (…) 100x100 km, so das Raster, das wäre schon optimal“ (I5).

Bessere Möglichkeiten zum Austausch:

Einer der Interviewten schlug die Entwicklung einer Plattform vor, auf der Landwirte berichten können, was sie oder andere landwirtschaftliche Betriebe bei unterschiedlichen Wetterereignisse getan und was sie daraus gelernt haben. Er betonte, dass es nicht darum gehe zu sagen, was man tun solle, sondern vielmehr darum, was verschiedene Personen getan haben und welche Ergebnisse ihre Handlungen hatten. Er wies zudem auf die Notwendigkeit eines besseren Austauschs zwischen Akteuren wie Forschungsinstituten (z.B. das UFZ) und dem Deutschen Wetterdienst (DWD) hin. Auch ein anderer Befragter schlug vor, dass sich die CLIMALERT-Anwendung nicht darauf konzentrieren sollte, den Landwirten zu sagen, was zu tun sei, sondern vielmehr darauf, ihnen die Gelegenheit zu geben, ihr Wissen zu teilen.

Die gewonnenen Informationen werden bei der Entwicklung der mobilen CIMALERT-Anwendung berücksichtigt. Eine erste Version soll Endbenutzern ab Herbst 2019 zum Testen zur Verfügung stehen.