CLIMALERT − Methoden und Ergebnisse: Telefoninterviews

Im Januar und Februar 2018 wurde eine telefonische Umfrage unter Mitarbeiter*innen von Bauernverbänden und Behörden durchgeführt. Ziel der Befragung war es, zu erfahren, welche meteorologischen Informationen von mittelständischen Betrieben genutzt bzw. benötigt werden.

Für die Umfrage wurden ca. 50 Institutionen kontaktiert, um sie zum Thema „Wetter- und Klimavorhersagen in der Landwirtschaft“ zu befragen: zum einen alle regionalen Bauernverbände in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und zum anderen die Behörden (z. B. das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie – LfULG, der Deutsche Wetterdienst – DWD). Telefoninterviews wurden mit 28 Institutionen durchgeführt. Die Umfrage lieferte einen breiten Überblick über den Einfluss meteorologischer Informationen auf Entscheidungen in landwirtschaftlichen Prozessen. Im Folgenden werden die Antworten auf die fünf wichtigsten Fragen zusammengefasst.

Fotos Landwirtschaft

Ergebnisse

(1) Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidungen in der landwirtschaftlichen Praxis?

In der Landwirtschaft hängen Entscheidungen von vielen Faktoren ab. Es stellte sich aber heraus, dass gesetzliche Anforderungen bzw. Richtlinien und Entwicklungen auf dem Finanzmarkt (sowie finanzielle Subventionen) in der Regel den stärksten Einfluss haben. Darüber hinaus wurden die folgenden fünf Aspekte als wichtig beschrieben: die Struktur und technische Ausstattung des Betriebs, das Arbeitsklima (z. B. Engagement der Mitarbeiter*innen, kollegiale Zusammenarbeit), das Vertrauen der Verbraucher*innen in Agrarprodukte und die Verfügbarkeit von Arbeitskräften. Gleichzeitig wurde deutlich, dass Wettervorhersagen und andere Beobachtungsdaten (z. B. Luft- und Bodenfeuchtigkeit) eine wesentliche Rolle in Entscheidungsprozessen spielen. Die genannten Faktoren werden größtenteils als gegeben betrachtet und nicht als Produkte externer bzw. gesellschaftlicher Entscheidungen (wie z.B. die Gesetzgebung oder der Finanzmarkt).

(2) Welche meteorologischen Informationen bzw. Vorhersagen sind für landwirtschaftliche Betriebe am wichtigsten?

Auf die Frage hin, welche Informationen im landwirtschaftlichen Alltag besonders wichtig seien, nannten die Interviewten am häufigsten Vorhersagen zu Niederschlägen (einschließlich Schnee), Temperatur, Wind, Sonnenstunden, Luftfeuchtigkeit und Unwetter (z. B. lokale Hagelstürme). Auch Daten zu Bodentemperatur und -frost sowie Bodenfeuchtigkeit wurden als wichtig angesehen.

(3) Welche Wettervorhersagen (Anbieter) verwenden Landwirte?

Mitglieder der Bauernverbände berichteten, dass die Beschäftigten in der Landwirtschaft unterschiedliche Vorhersagen verwenden. Insbesondere digitale Anwendungen (z. B. Apps von „Agricultural Weathe“", „Proplanta“, „Weather.com“) spielen eine wichtige Rolle. Darüber hinaus nutzen sie das „Wetterfax“ des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die Prognosedaten regionaler Wetterstationen (z.B. den Leipziger Wetterdienst, den Wetterbericht des Thüringer Landesinstituts) und/oder eigene Wetterstationen. Es gibt jedoch auch Beschäftigte, für die traditionellere Medienformen (wie Radio, Fernsehen und Zeitungen) eine wichtige Rolle spielen.

(4) Was sind die Vor- oder Nachteile bestehender Wettervorhersagesysteme?

Nach Ansicht der Befragten sind die Vorteile der bestehenden Vorhersagesysteme: die Zuverlässigkeit der kurzfristigen Vorhersagen (1–3 Tage), die Aktualität sowie die regionale Aufschlüsselung der Vorhersagen, die Vielfalt und der Umfang der angebotenen Daten und deren schnelle Verfügbarkeit. Folgende Nachteile wurden genannt: Die Systeme sind nicht regional angepasst und die Vorhersagen manchmal zu ungenau, insbesondere bei lokal auftretenden Ereignissen (z. B. Hagel). Darüber hinaus seien Vorhersagen, die über drei Tage hinausgehen, wenig zuverlässig. Ein weiterer Nachteil sei, dass spezialisierte Informationsdienste gebührenpflichtig sind.

(5) Ist neben den kurzfristigen Wettervorhersagen von 1–3 Tagen auch eine langfristige Wettervorhersage (1–3 Monate) für landwirtschaftliche Betriebe relevant?

Nur fünf der 28 Befragten beantworteten diese Frage mit einem klaren „Nein“. Sie begründeten dies mit der Unsicherheit langfristiger Vorhersagen. Die Mehrheit der Befragten antwortete mit „Ja“. Als Vorteil gilt, dass Langzeitprognosen Wettertrends erfassen können. Die meisten „Ja“-Stimmen wurden jedoch von einem „Aber“ begleitet. So bestehe ein Vorteil nur dann, wenn die Vorhersagen zuverlässig sind. Langfristige Vorhersagen können zudem negative „Nebenwirkungen“ haben: Das Wissen über ungünstige Trends für die nächsten 1–3 Monate hat für die betroffenen Beschäftigten in der Landwirtschaft durchaus emotionale Auswirkungen.

Zusammenfassung

Die Umfrage hat gezeigt, dass meteorologische Informationen für die Arbeitsprozesse in der Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung sind. Niederschlagsvorhersagen sind dabei am wichtigsten. Beschäftigte in der Landwirtschaft nutzen häufig das Internet und Apps, die diese Informationen schnell und einfach bereitstellen. Darüber hinaus wurde klar, dass nicht alle benötigten Wetterdaten problemlos abgerufen werden können und dass mittel- und langfristige Prognosen, die über drei Tage hinausgehen, große Unsicherheiten aufweisen.