PD Dr. Josef Settele,Koordiniernder Leitautor Kapitel 2 des IPBES-Assessments zu Bestäubern; Foto: André Künzelmann/UFZ

Ein guter Bericht, der viele Akteure einbezieht

Interview mit PD Dr. Josef Settele, Koordiniernder Leitautor Kapitel 2 des IPBES-Assessments zu Bestäubern und wissenschaftlicher Mitarbeiter im UFZ-Department Biozönoseforschung.

Herr Settele, wieso wählten die Staatenvertreter im IPBES-Plenum die Bestäuberthematik für das erste thematische Assessment aus? Ist es wirklich das dringendste Problem bzgl. der Biodiversität, das wir weltweit haben?

IPBES wollte mit dem ersten Bericht ein in erster Linie ein Beispiel liefern, um zu zeigen, was möglich ist. Das war mit dem Bestäuberthema relativ gut machbar. Es ist ein aktuelles Thema, das leicht öffentlich zu vermitteln ist – Bienen sind positiv besetzt – und haben zudem große ökonomische und soziale Relevanz. Die Bedeutung der Bestäubung für die Nahrungsproduktion leuchtet jedem ein. Ein wesentlicher Faktor war aber auch, dass der Wissensstand bereits recht hoch ist. Die Forschung zur Bestäubung erfuhr in den letzten zehn Jahren einen enormen Schub. Eine Stichwortsuche im Web of Science nach „Pollination oder Pollinator“ ergibt derzeit über 160 000 wissenschaftliche Veröffentlichungen. Graue Literatur, indigenes und lokales Wissen ist hier noch nicht einmal enthalten. Kurz und gut – es ist ein Thema, das rund und klar ist.


Was genau ist ein Assessment?

Knapp zusammengefasst würde ich sagen: Eine Zusammenstellung des vorhandenen Wissens zu einem Thema. Da man nicht zu 100 Prozent alles erfassen kann, geht es um Integration. Ausgewiesene Experten schauen, welche Sichtweisen und Ergebnisse vorhanden sind und wo die Unterschiede liegen – in Abhängigkeit vom gewählten Forschungsansatz. Am Ende kann man dann sagen, welche Hauptströmungen es gibt oder welche Ergebnisse abweichen, aber berücksichtigenswert sind und welche nicht. Aus Forschersicht ist solch ein Assessment schon eine Herausforderung. Denn es ist auch eine Gratwanderung zwischen wissenschaftlicher Exaktheit und öffentlicher Verständlichkeit.


Um was geht es im Bestäuber-Assessment?

Hier geht es um den Status und die Trends der Entwicklung der Bestäuberpopulationen und die Bestäubung als Vorgang. Global gesehen, wohlgemerkt. Wir führen zu Beginn im ersten Kapitel ein, welche Funktion die Bestäuber in agrarischen und natürlichen Systemen haben, benennen und analysieren in Kapitel 2 die Triebkräfte, die Einfluss auf diese Funktionen haben und fassen in Kapitel 3 die Entwicklungstrends zusammen. Kapitel 4 und 5 widmen sich sowohl der ökonomischen Bewertung von Bestäuberverlusten und -zunahmen als auch dem sozio-kulturellen Wert der Bestäubung. Im letzten Kapitel identifizieren wir die Möglichkeiten, um negativen Einflüssen entgegenzutreten. Das sind beispielsweise Vorschläge für Regularien zum Einsatz von Pestiziden, Vorschläge zur Veränderung von Landschaftsstrukturen oder Möglichkeiten, die Einführung von invasiven Arten einzuschränken, die als Überträger von Krankheiten auf heimische Arten wirken.


Wofür waren Sie beim Bericht verantwortlich?

Ich war einer von vier koordinierenden Leitautoren (CLAs) für Kapitel 2, das sich den Triebkräften widmet, also der Analyse der Faktoren, die die Zu- und Abnahme von Bestäubern auf der globalen Skala bewirken. Das sich in diesem Kapitel vier Leute die Verantwortung teilen, liegt an den sehr unterschiedlichen, stark kontrovers diskutierten aber politisch relevanten Aspekten, die es umfasst. Zum Beispiel geht es um die Rolle gentechnisch veränderter Organismen, die Auswirkungen von Insektiziden oder den Einfluss des Klimawandels. Jeder der vier CLAs hat einen guten Einblick in den gesamten Themenkomplex, ist aber darüber hinaus ausgewiesener Experte in jeweils einem wichtigen Feld: Jilian Li aus China ist Spezialistin für Bienenhaltung, die Ungarin Anikó Kovács-Hostyánszki für Landnutzung und Landmanagement und Jeff Pettis aus den USA ist spezialisiert auf Bienenkrankheiten und Pestizide. In meinem Fall liegt die Hauptexpertise bei den Wirkungen des Klimawandels sowie der Interaktion verschiedener Triebkräfte.


Welche Studien wurden denn herangezogen?

Die 12 Autoren unseres Kapitelteams haben insgesamt über 2.000 Arbeiten auswertet, von denen 1.100 allein in unserem Kapitel zitiert werden. Bei unserer Auswahl haben wir sehr darauf geachtet, dass die Arbeiten ein entsprechendes Review-Verfahren durchlaufen hatten. Trotzdem haben wir Schlüsselpublikationen nochmals einer sehr kritischen Lektüre unterzogen, und diese gegebenenfalls auch neu bewertet.


Waren auch eigene Studien dabei?

Natürlich, es sind auch eigene dabei. Aber man neigt als Kapitelverantwortlicher eher dazu, die eigenen Beiträge weniger prominent zu berücksichtigen.


IPBES-Assessments fassen ja „nur“ bereits vorhandenes Wissen zusammen. Wem nützen sie?

Alle die, die Entscheidungen treffen müssen, profitieren von solchen Assessments, weil sie benötigte Informationen nicht mehr selbst mühsam zusammensuchen müssen. Die Summary for Policymakers (SPM) – quasi der Quick Guide für Politiker – fasst die Kernaussagen der weltweiten Forschung zu einem Themengebiet auf einer überschaubaren Anzahl von Seiten zusammen. Wer dann in die Tiefe gehen will, kann sich den Gesamtbericht vornehmen und darüber hinaus auch die zugrundeliegenden Studien lesen. Denn jedes Statement ist mit den entsprechenden Quellen belegt und zurück zu verfolgen.
Durch die große Zahl an Autoren von verschiedenen Erdteilen und Forschungsrichtungen entsteht also ein repräsentativer Überblick über die Forschungslage zu einem Themengebiet, die dann beispielsweise von Politikern als gemeinsame Diskussionsgrundlage für Verhandlungen auf globaler Ebene genutzt werden kann. Natürlich schaffen wir damit auch einen gewissen Ausgleich zu einseitigen Studien, mit denen Politiker von diversen Lobbygruppen bombardiert werden.


Wie entsteht die Zusammenfassung für Entscheidungsträger, die „Summary for Policymakers“ eigentlich?

In unserem Falle hat sich dazu ein Ausschuss von 10 Autoren aus dem Gesamt-Team gebildet, die wesentlichen Punkte des Berichts herausgefiltert und sich auf einen Entwurf geeinigt. Dieser ging zur Kommentierung an alle am Bericht mitwirkende Autoren und in insgesamt zwei Kommentierungsschleifen an die Regierungen. Final wird der Text dann bei der kommenden IPBES-Vollversammlung Ende Februar von den Regierungsdelegationen diskutiert. Das heißt, alle 124 Mitgliedstaaten arbeiten am Text mit und müssen nach dem UN-typischen Konsensprinzip am Ende damit einverstanden sein. Dieser Prozess wird von zirka zehn Wissenschaftlern – zu denen auch ich zähle – vor Ort begleitet. Wir achten darauf, dass durch eventuelle Textumstellungen keine sachlichen Fehler entstehen. In solchen Fällen können wir dann intervenieren. Insgesamt ist dies ein sehr mühsamer Prozess, aber ich denke, er lohnt sich, da am Ende durch den verpflichtenden Charakter einer solchen Einigung eine höhere politische Umsetzungswahrscheinlichkeit steht.


Biodiversitätsverlust und -schutz finden ja sehr lokal statt und sind eng mit den sozioökologischen Bedingungen vor Ort verknüpft. Sind die Optionen, die der Bericht liefert, so konkret, dass die Verantwortlichen auf der lokalen Ebene damit arbeiten können?

Natürlich gilt es, zuerst einmal die sprachliche Barriere zu überwinden. Es braucht also eine deutsche Übersetzung. Dies passiert in der Regel mit der Zusammenfassung für Entscheidungsträger. Unabhängig davon sind viele der vorgeschlagenen Maßnahmen auf globaler und regionaler/lokaler Ebene gleichermaßen umsetzbar: Zum Beispiel die Strukturanreicherung der Agrarlandschaft etwa durch die Anlage von Blühstreifen, die Vermeidung schädlicher landwirtschaftlicher Subventionen, die Reduzierung von Feldgrößen oder die Genehmigung von Pestiziden. Spezifische regionale oder lokale Empfehlungen kann dieser globale Bericht nicht bereitstellen. Hier werden aber sicherlich viele Erkenntnisse in die so genannten Regionalen Assessments fließen, die ebenso im Kontext von IPBES derzeit erstellt werden.


Im Gegensatz zum Weltklimarat IPCC bindet IPBES ja auch Wissensformen jenseits von wissenschaftlichen Publikationen ein – etwa jenes von indigenen Gruppen oder der lokalen Praxis. Das ist für Naturwissenschaftler sicherlich nicht ganz einfach…

In jedem Fall ist es interessant und spannend, indigenes und lokales Wissen in solch ein Assessment einzubeziehen – sinnvoll aus meiner Sicht allemal. Die Fragen für uns waren jedoch, welche Quellen wir nutzen, wie wir sie erreichen, welche Qualitätskriterien wir heranziehen und wie wir dieses Wissen im Bericht aufbereiten. Letztlich haben wir uns für Fallbeispiele entschieden, die die wissenschaftlichen Studien in Bereichen ergänzen, in die die Forschung noch nicht vorgedungen ist. Etwa Studien lokaler Bevölkerungsgruppen in Südostasien, die Honig von waldlebenden Bienen gewinnen, und dafür Jahrhunderte alte traditionelle Methoden nutzen. Hier wurde versucht herauszuarbeiten, was von diesen Systemen auch überregional zur nachhaltigen Gewinnung von Honig nutzbar sein könnte.
Solches Wissen wurde von uns also eher anekdotisch genutzt und auch optisch im Bericht klar gekennzeichnet. Damit hatte keiner der Wissenschaftler Schwierigkeiten – auch wenn die gewohnten Qualitätskriterien fehlten.


Wie wurde das lokale Wissen denn für das Assessment erfasst?

Praktisch lief es so ab, dass im Autorenteam Kontakte zu Leuten bestanden, die in den entsprechenden Gebieten forschen und die richtigen Ansprechpartner organisieren konnten. Problematisch war, dass das für uns interessante lokale Wissen oftmals bislang nicht schriftlich festgehalten war. Das heißt, wir haben dies nun erstmals in unserem Bericht verschriftlicht – übrigens auch rechtlich ein sensibles Thema, da Eigentumsrechte berührt werden.


Beteiligt am Assessment waren auch Autoren aus der Wirtschaft, was von einigen Leuten kritisch gesehen wird. Wie sieht deren Einfluss im jetzigen Produkt aus?

Der IPBES-Prozess lässt ausdrücklich zu, dass neben den Regierungen bis zu 20 Prozent der Berichtsautoren von so genannten Stakeholdern benannt werden dürfen. Dies können zum Beispiel Nicht-Regierungsorganisationen, aber auch Industrievertreter sein.
Im Bestäuber-Assessment waren unter den insgesamt 64 Autoren zwei Industrievertreter und – ja – die haben ihre eigene Sicht auf die Dinge, die sie einbringen. Ich muss aber sagen, dass die Diskussionen überwiegend konstruktiv verliefen, denn sie beschränkten sich auf die Fakten, die man in Form von Studien vor sich hatte, und deren Interpretation. Die kann zwar verschieden ausfallen, aber wir haben es eigentlich immer geschafft, einen Konsens zu finden, auch wenn es manchmal etwas gedauert hat. Es sind durchaus auch industrienahe Studien im Konsens abgelehnt worden, die fachlich nicht haltbar waren.
Grundsätzlich gibt es zu solch einer Beteiligung verschiedene Auffassungen. Ich habe diese breitere Beteiligung immer unterstützt. Es ist eben eine Entscheidung darüber, ob man einen exklusiven oder inklusiven Bericht machen will. Es geht ja hier um Politikrelevanz und auch um Aktionsbereiche der Industrie, also Stakeholder, die von solchen Politikprozessen wirtschaftlich betroffen sind. Wenn deren Sichtweisen gar nicht erst diskutiert werden, hat man eben auch nicht diese große Spannweite und das Resultat würde bei diesen Akteuren nicht entsprechende Anerkennung finden.
Nicht zuletzt hat IPBES aber ja auch die Prämisse, verschiedene Handlungsoptionen und deren Konsequenzen darzustellen – ohne dabei Empfehlungen auszusprechen. Das ist dann Aufgabe der Politik.


Ist denn transparent, von wem welche Ansichten stammen?

Ich denke nicht, dass das herauszulesen sein wird, da alle Texte letztlich vom Team diskutiert und bearbeitet wurden.


IPBES schreibt sich ja auf die Fahnen, eine möglichst große Ausgeglichenheit der Geschlechter unter den Autoren, Disziplinen und Weltregionen anzustreben. Wie gut gelang dies beim Bestäuber-Assessment?

Ich würde sagen, dass das sehr gut gelungen ist in Bezug auf die Ausgeglichenheit von Männern und Frauen sowie von Disziplinen. Schwieriger war es, die Ausgeglichenheit der Herkunftsregionen der Autoren umzusetzen. Einfach deshalb, weil die Wissenschaft der westlichen Welt immer noch stärker in entsprechenden Fachgebieten vertreten ist und sie natürlich auch über mehr Geld verfügt. 60 Prozent westliche Länder versus 40 Prozent Entwicklungsländer – so war am Ende das Verhältnis bei den nominierten Autoren. IPBES hat sich auch deshalb das sogenannte Capacity Building, also die finanzielle und beratende Unterstützung der Entwicklungsländer beim Aufbau wissenschaftlichen Personals, auf die Fahnen geschrieben.


Wie aufwendig war Ihre Mitarbeit am IPBES-Bestäuberassessment?

Wider Erwarten recht hoch. Über den gesamten Zeitraum – also ein Jahr – habe ich im Schnitt ein Drittel meiner Arbeitszeit aufgewendet. Am Anfang war es weniger, gegen Ende steigerte sich das dann massiv, da so viel ausgehandelt und die Reviewer-Kommentare beantwortet werden mussten. Nach dem letzten Review durch die Regierungen hatten wir zum Beispiel allein zu unserem Kapitel 1250 Kommentare innerhalb von zirka acht Wochen zu beantworten.


Hat sich der große Aufwand denn aus Ihrer Sicht gelohnt?

Ich denke ja. Denn es ist ein guter Bericht geworden, der ein hohes Potenzial hat, politisch ernst genommen zu werden. Schon allein deshalb, da er als so genanntes Co-Produkt, also unter Einbeziehung vieler Interessensgruppen entstanden ist. Und das dennoch klare und direkte Aussagen enthält, die politisch durchaus etwas bewirken können.

Das Interview führten Sebastian Tilch und Susanne Hufe

IPBES-Assessments

Im IPBES-Plenum, also dem politischen Lenkungsausschuss, werden die Themen festgelegt und grobe Inhaltswünsche vorgegeben, um politisch relevante Berichte zu erhalten. Die Regierungen der Mitgliedstaaten und andere Interessensorganisationen nominieren nun Experten, die vom wissenschaftlichen Lenkungsausschuss, dem Multidisciplinary Expert Panel (MEP), nach dem Schlüssel 80% (Regierungen) zu 20% (andere) ausgewählt werden. Hier gilt die Regel: Ausgeglichenheit von Geschlechtern, Fachgebieten und Herkunftsregionen. Diese Experten besetzen verschiedene Aufgaben.

Vollwertige Assessments werden über den Zeitraum von drei Jahren erstellt, zuerst das so genannte Scoping, das ein Inhaltskonzept des späteren Berichtes darstellt. Dieses muss nach einigen Begutachtungen von Wissenschaftlern und Regierungen (u.a. öffentlichen Kommentierungen) von der Vollversammlung verabschiedet werden, bevor der Prozess für den endgültigen Bericht von vorne beginnt. Die Zusammenfassungen für Politikschaffende durchlaufen ebenfalls mehrere Feedbackschleifen und werden zuletzt Zeile für Zeile vom politischen Gremium, dem Plenum, diskutiert, ggf. modifiziert und im Konsens verabschiedet.

Insgesamt sollen bis 2019 zwölf Berichte entstehen: Vier regionale Berichte, ein globaler Bericht, drei thematische Berichte und vier methodologische Berichte (IPBES-Arbeitsprogramm 2014-2019). Das Bestäuber-Assessment ist der erste fertiggestellte Bericht und ist thematischer Art.
Im Falle des Bestäuberberichts bestand das Team aus 90 Mitwirkenden: 2 Studienleitern (Co-Chairs), 17 Koordinierenden Leitautoren, 44 Leitautoren, 13 Gutachtern und einer Koordinatorin für technische Unterstützung.

Taman dry field insects/ Photo: Morku

Hintergrundinformationen zur
Bestäuber-Thematik 


Rund 70 Prozent der über 1300 Feldfrüchte in den tropische Regionen und 85 Prozent der über 260 in Europa angebauten Feldfrüchte profitieren von der Bestäubung durch Tiere wie Honigbienen, Wildbienen, Tagfalter oder Fledermäuse. Der globale ökonomische Wert der Bestäubung betrug im Jahr 2009 350 Milliarden US-Dollar. Den größten Anteil der Bestäubung im Agrarland hat die Honigbiene. Längst unterstützt die moderne Landwirtschaft die Bestäubung durch Imker, die die Dienste ihrer Honigbienen verkaufen und ihre Stöcke in die Felder stellen. Doch zeigen auch zahlreiche Studien, dass eine wesentlich effektivere Bestäubung mit höheren Erträgen durch eine Vielfalt von Bestäubern erzielt wird. Wildlebende Insekten erreichen mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz wie Honigbienen. Hummeln beispielsweise tragen in ihrem Pelz wesentlich mehr Pollenkörner als Honigbienen und bestäuben dazu mehr Blüten pro Zeiteinheit. Wildinsekten erhöhen das durchschnittliche Einkommen eines Mandelbauern um bis zu 68 Prozent und reduzieren gleichzeitig das Risiko unsicherer Erträge um bis zu 20 Prozent. 


Doch die Bestäubervielfalt geht massiv zurück, maßgeblich durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Hoher Pestizid- und Düngereinsatz sowie die Umwandlung wertvoller Landschaftsstrukturelemente wie Hecken und Baumreihen in Ackerland verdrängen die Insekten. Dies macht sich auch ökonomisch bemerkbar. Seit 2001 steigen die Produktionskosten für bestäuberabhängige Früchte deutlich stärker als jene, die nicht von Tierbestäubung abhängen. Damit sinkt die Bestäubungsleistung, was sich wiederum in höheren Produzentenpreisen niederschlägt. 


Und auch die Leistungen der Honigbiene gehen zurück, durch Futtermangel aufgrund geringer Fruchtfolgen zunehmend monotoner Agrarlandschaften, aber auch durch Insektizide und deren Effekte auf ihr Nerven- und Immunsystem, das zu erhöhter Anfälligkeit für Krankheiten und Verlusten durch verirrte Bienen führt, die ihren Stock nicht mehr finden und verhungern.

Wissenschaftliche Arbeiten mit Bezug zu Bestäubern unter Beteiligung von UFZ-Wissenschaftlern, die auch in den Bericht mit eingeflossen sind 

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