Pressemitteilung vom 14. Oktober 2019

Wichtigste Arbeiten zur Restaurierung des Barleber Sees abgeschlossen

Messergebnisse des UFZ zeigen positive Sofortwirkung

Seit 2016 ist die Wasserqualität des Barleber Sees problematisch und führt zu massiven  Einschränkungen seiner Nutzung. Um den Zustand des Gewässers zu verbessern, entschied sich die Stadt Magdeburg im Jahr 2018 für eine erneute Restaurierung des Sees. Mithilfe eines Aluminiumsalzes sollte der Phosphor aus dem Seewasser entfernt und im Sediment fest gebunden werden. Die Hauptarbeiten dieser Restaurierung wurden nun am 11. Oktober abgeschlossen. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt u.a. durch Seenforscher des UFZ. Ihre bisherigen Ergebnisse zeigen eine positive Sofortwirkung der Maßnahmen.

Untersuchungen der Wasserqualität Foto: © UFZ
Untersuchungen der Wasserqualität
Foto: © UFZ
Messboje im Barleber See Foto: © UFZ
Messboje im Barleber See
Foto: © UFZ

Der Barleber See (exakt Barleber See I) ist ein in den 1930er Jahren entstandener Baggersee und das wichtigste Naherholungs-Gewässer der Landeshauptstadt Magdeburg. Durch Strandbad, Campingplatz, Bungalowsiedlung, Anglerkolonie sowie Segel- und Surfverein bietet der See vielfältige Möglichkeiten der Naherholung und Freizeitgestaltung in Magdeburgs Norden. Bereits ab den 1960er Jahren führten zunehmende Nährstoffkonzentrationen zu Eutrophierungserscheinungen, die durch eine starke Algenentwicklung, geringe Sichttiefen, Sauerstoffmangel im Tiefenwasser sowie die Entwicklung von Cyanobakterien ("Blaualgenblüten") gekennzeichnet sind. Mitte der 1980er Jahre erreichte die Eutrophierung Ausmaße, die die Freizeitnutzung stark einschränkten. Im Herbst 1986 wurde daher der See durch eine Phosphorfällung mittels Aluminiumsulfat restauriert - mit Erfolg. Im Ergebnis waren die für die Eutrophierung ausschlaggebenden Phosphorkonzentrationen auf 10 Prozent (gelöster reaktiver Phosphor) bzw. 30 Prozent (Gesamtphosphor) reduziert.

Ab 2016, also rund 30 Jahre später, stiegen die Phosphorkonzentrationen wieder an, verbunden mit einer rasanten Eutrophierung des Sees. Um den Zustand des Gewässers zu verbessern und die Freizeitnutzungen zu erhalten, entschied sich die Stadt Magdeburg im Jahr 2018 für eine erneute Restaurierung des Barleber Sees. Für die Entfernung des Phosphors aus dem Seewasser und dessen feste Bindung im Sediment wurde mit Polyaluminiumchlorid (PAC) abermals ein Aluminiumsalz ausgewählt. Das hat sich bei der Restaurierung von Seen vielfach bewährt und wird auch bei der Aufbereitung von Trinkwasser verwendet.

Die Phosphorfällung wurde durch das Institut für angewandte Gewässerökologie (Seddin) geplant. Die Durchführung erfolgte vom 9. Juli 2019 bis 11. Oktober 2019 durch die von der Stadt Magdeburg beauftragte Firma Tauber aus Münster. In dieser Zeit wurden ca. 1.000 Tonnen Polyaluminiumchlorid-Lösung in den See ausgebracht.

Das Department Seenforschung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) wurde durch die Stadt Magdeburg beauftragt, die Restaurierungsmaßnahmen als unabhängige Forschungseinrichtung wissenschaftlich zu begleiten. Die Seenforscher des UFZ kennen den See durch ihre in der Vergangenheit und insbesondere verstärkt seit 2017 durchgeführten Untersuchungen sehr gut.

Während der Restaurierung 2019 haben sie Wasser-, Plankton- und Sedimentuntersuchungen durchgeführt. Die Plankton- und Sedimentuntersuchungen im Labor sind aufgrund der aufwendigen Methodik noch nicht abgeschlossen. Ergebnisse zu den chemischen Wasseruntersuchungen liegen bereits vor. In der Tabelle sind die wichtigsten Ergebnisse der chemischen Wasseruntersuchungen zusammengefasst. Sie zeigt Messwerte unmittelbar vor Beginn der PAC-Ausbringung und von der letzten Messung am 7. Oktober, also kurz vor Beendigung der wichtigsten Restaurierungsmaßnahmen. Die Messungen des UFZ dokumentieren den großen Effekt der Phosphorfällung auf den Gewässerzustand und zeigen den bisherigen Erfolg der Maßnahme. Die Behandlung des Sees durch Polyaluminiumchlorid hat somit die erwünschte Sofortwirkung gezeigt.

Ob die Restaurierung des Sees auch langfristig Erfolg hat, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Denn dabei handelt es sich um einen Prozess, der in zwei Phasen abläuft. In der ersten Phase erfolgt die Ausfällung und Entfernung des Phosphors aus dem Wasser durch Sedimentation der Aluminiumhydroxidflocken, die sich im Wasser aus dem PAC bilden. In der zweiten Phase erfolgt die langfristige Bindung des Phosphors im Sediment an die Aluminiumminerale. Erst durch diese zweite Phase wird die langfristige Wassergüteverbesserung realisiert.

Um diese Langzeitwirkung der Maßnahme und langfristige Stabilisierung der Wassergüte zu beurteilen und zu dokumentieren, wird das UFZ die Entwicklung des Barleber Sees weiter wissenschaftlich begleiten. Das ist für die Forscher wissenschaftlich interessant, aber auch wasserwirtschaftlich sinnvoll und im Sinne der Nachhaltigkeit und der Erfolgskontrolle ökonomisch angeraten. Erste Hinweise zur Langzeitstabilität werden die noch nicht abgeschlossenen Sedimentuntersuchungen liefern.

 

Tabelle: Mittelwerte der Konzentrationen bzw. Messwerte im Seewasser vor Beginn der Restaurierung (08.07.2019) und kurz vor deren Abschluss (07.10.2019, Aluminium und Chlorid 23.09.2019)

Messgröße

08.07.2019

kurz vor Abschluss

Bemerkungen

Gelöster, reaktiver Phosphor (mg/l)

0,254

<0,003

Für Algen und Cyanobakterien direkt nutzbarer Phosphor im Seewasser; erreichte Konzentration ist sehr gut für einen Badesee (<1% des Startwertes)

Gesamtphosphor (mg/l)

0,377

 

0,015

Der gesamte im Seewasser vorhandene Phosphor, einschließlich Planktonbiomasse und anorganische Trübstoffe; erreichte Konzentration ist sehr gut für einen Badesee (4% des Startwertes)

Sichttiefe (m)

1,4

9 (Sicht bis zum Grund)

Maß für die Trübung des Seewassers, vor allem durch Algen und Cyanobakterien; erreichte Sichttiefe ist sehr gut für einen Badesee

pH-Wert

8,55

 

7,36

Polyaluminiumchlorid reagiert mit Wasser unter Freisetzung von Säure, daher reduzierter, aber weiterhin neutraler pH-Wert

Pufferkapazität gegen Säure (mmol/l)

2,24

1,2

Polyaluminiumchlorid reagiert mit Wasser unter Freisetzung von Säure, daher reduzierte, aber weiterhin gute Pufferkapazität

Aluminium (gelöst, mg/l)

<0,02

0,05

Bestandteil von PAC, daher erhöht, aber in unbedenklichem Maße für einen Badesee

Chlorid (mg/l)

186

217

Bestandteil von PAC, daher erhöht, aber in unbedenklichem Maße für einen Badesee


Weitere Informationen

Dr. Martin Schultze
UFZ-Department Seenforschung
Telefon: 0391/8109400
martin.schultze@ufz.de

Dr. Karsten Rinke
Leiter des Departments Seenforschung
karsten.rinke@ufz.de

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

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Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

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