Pressemitteilung vom 23. April 2021

Bundesweite Citizen-Science-Aktion zur Bodenforschung startet

Bürgerforschende aus allen Bundesländern sowie rund 300 Schulen nehmen an der "Expedition Erdreich" teil.

Unter Mitwirkung von Wissenschaftler*innen des UFZ und des BonaRes-Zentrums für Bodenforschung startet in diesen Tagen mit dem Projekt "Expedition Erdreich" eine bundesweite Citizen Science-Aktion, die das BMBF im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2020 - Bioökonomie durchführt. Mit bodenkundlichen Feldmethoden und dem "Tea Bag Index", mit dem Zersetzungsraten vergrabener Teebeutel bestimmt werden, werden die Teilnehmer*innen Daten über den Bodenzustand sammeln. Diese werden dann gemeinsam mit den Wissenschaftler*innen interpretiert. Primäres Ziel der Aktion ist es, die Ressource Boden stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. 

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek vergräbt die ersten Teebeutel selbst. Foto: BMBF/Wissenschaftsjahr
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek vergräbt die ersten Teebeutel selbst.
Foto: BMBF/Wissenschaftsjahr
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek führt gemeinsam mit Luise Ohmann vom UFZ Bodenuntersuchungen durch. Foto: BMBF/Wissenschaftsjahr
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek führt gemeinsam mit Luise Ohmann vom UFZ Bodenuntersuchungen durch.
Foto: BMBF/Wissenschaftsjahr
Eins von 4.500 Aktions-Kits für die Bürgerforschungsaktion „Expedition Erdreich“ Foto: BMBF/Wissenschaftsjahr
Eins von 4.500 Aktions-Kits für die Bürgerforschungsaktion „Expedition Erdreich“
Foto: BMBF/Wissenschaftsjahr
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek gibt gemeinsam mit Prof. Hans-Jörg Vogel und Luise Ohmann vom UFZ den Startschuss für die Bürgerforschungsaktion „Expedition Erdreich“. Foto: BMBF/Wissenschaftsjahr
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek gibt gemeinsam mit Prof. Hans-Jörg Vogel und Luise Ohmann vom UFZ den Startschuss für die Bürgerforschungsaktion „Expedition Erdreich“.
Foto: BMBF/Wissenschaftsjahr

Bürgerforschende aus allen Bundesländern sowie mehr als 300 Schulen nehmen an der "Expedition Erdreich" teil. Sie erforschen dabei den Bodenzustand an bis zu 9.000 Standorten mithilfe von genormten Teebeuteln, die ab heute für jeweils drei Monate im Boden vergraben werden. Die dabei gewonnenen Daten fließen in nationale und internationale Forschungsprojekte zur nachhaltigen Bodennutzung ein. Ein Teil der Ergebnisse wird zudem für die Klimamodellierung genutzt.

Es ist das erste derart umfassende Bürgerforschungsprojekt in der Bodenforschung in Deutschland. Die Aktion findet im Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und von Wissenschaft im Dialog (WiD), statt. Wissenschaftlich begleitet wird die "Expedition Erdreich" vom BonaRes-Zentrum für Bodenforschung und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

"Die Gesundheit unserer Böden geht uns alle etwas an, denn unsere Böden sind unsere Lebensgrundlage", erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek. "Sie spielen eine entscheidende Rolle für die Sicherung unserer Nahrungsmittelproduktion, die Artenvielfalt oder den Klimaschutz. Mit dem Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaft, der Bioökonomie, werden gesunde und fruchtbare Böden immer wichtiger. Es ist entscheidend, dass wir alle verstehen, wie wir sie schützen und nachhaltig nutzen können. Dabei hilft die 'Expedition Erdreich'. Die Teilnehmenden lernen den Boden vor der eigenen Haustür besser kennen. Gleichzeitig unterstützen sie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch ihre Datenerhebung dabei, den Zustand unserer Böden umfangreich zu erfassen und zu bewerten. Es freut mich sehr, dass die 'Expedition Erdreich' auf so großes öffentliches Interesse stößt. Die Aktion macht Wissenschaft direkt erlebbar und schafft ein besseres Verständnis von wissenschaftlichen Prozessen. Letztendlich dient die Wissenschaft doch der Gesellschaft - umso wichtiger ist es, dass wir sie verstehen, und genau das macht die 'Expedition Erdreich' möglich."

Das Herzstück der Aktion ist die sogenannte Tea-Bag-Index-Methode, ein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren, mit dem bestimmt werden kann, wie schnell Bodenorganismen Pflanzenreste abbauen (Zersetzungsrate). Dazu wird pflanzliches Material, hier Grün- und Rooibos-Tee, gewogen, drei Monate lang im Boden vergraben, dort zersetzt und nach dem Ausgraben erneut gewogen. Aus dem Gewichtsunterschied zwischen Start- und Endgewicht der Teebeutel lässt sich der Tea-Bag-Index (TBI) berechnen. Die "Expedition Erdreich" nutzt den TBI als Indikator für die biologische Aktivität im Boden. Da die Zersetzungsrate von zahlreichen Bodeneigenschaften abhängt, werden neben dem TBI u.a. auch der pH-Wert und die Bodenart untersucht. Die Teilnehmenden können ihre Ergebnisse später mit denen anderer Aktionsteilnehmender auf einer Deutschlandkarte vergleichen.

Prof. Dr. Hans-Jörg Vogel, Leiter des UFZ-Departments Bodensystemforschung und Koordinator des BonaRes-Zentrums für Bodenforschung, begleitet die Aktion mit seinem Team. "Bei 'Expedition Erdreich' wird die biologische Aktivität in Böden durch eine relativ einfache Messung erfasst und das für eine außergewöhnliche Vielfalt verschiedener Standorte", erklärt er. "Durch diese Aktion bringen wir eine ganze Menge Menschen näher an das faszinierende System Boden und bekommen dabei aus den zahlreichen 'lokalen' Einblicken einen guten Überblick über den Zustand der Böden in Deutschland. Ich bin gespannt, inwiefern sich unsere Vorstellungen über den Zusammenhang zwischen Bodeneigenschaften, Bodennutzung und biologischer Aktivität bestätigen werden. Damit bekommt die Bodenfunktionsbewertung sowie die Modellierung von Bodenprozessen im Rahmen von BonaRes eine weitere, wertvolle Grundlage." 

Zahlreiche Informationen unterstützen die Bürgerforschenden auf der Webseite expedition-erdreich.de bei der Auswertung der Daten. Ein Aktionsheft bietet spannende Aufgaben rund um das Thema Boden. Für Gruppenleitungen und Lehrkräfte gibt es außerdem Lehr- und Arbeitsmaterial, das zentrale Bodenthemen vertieft und auch unabhängig von der Aktion, modular oder unterrichtsbegleitend, eingesetzt werden kann.

Weitere Informationen
Expedition Erdreich: https://www.expedition-erdreich.de/


Weitere Informationen

Luise Ohmann
UFZ-Department Bodensystemforschung
luise.ohmann@ufz.de

Dr. Susanne Döhler
UFZ-Department Bodensystemforschung
susanne.doehler@ufz.de

UFZ-Pressestelle

Susanne Hufe
Telefon: +49 341 235-1630
presse@ufz.de


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

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Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

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