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Techniksoziologie der tiefen Geothermie

Willkommen im Department Stadt- und Umweltsoziologie im Integrierten Projekt IP EnergyLandUse !

Die Soziologie der Tiefengeothermie befasst sich mit den gesellschaftlichen Naturverhältnissen im Bereich der Geothermie, ihren Akteuren und Politiken, sowie den Konsequenzen der Technologieanwendung in Deutschland.


Was ist an der Geothermie soziologisch relevant?

Die tiefe Geothermie (nicht die flache Geothermie) wird in Deutschland juristisch und manchmal auch technisch zum Bergbau gezählt. So hieß das Vorhaben in Basel “Deep Heat Mining Basel”. Spätestens seitdem dieses im Jahr 2006 mit einem Erdbeben der Magnitude 3,5 in Verbindung gebracht wurde, hat sich ein Risikodiskurs in der Schweiz aber auch in Deutschland etabliert. Die Technologie wird nicht mehr vorbehaltlos akzeptiert, sie ist hochgradig politisiert. Die Techniksoziologie untersucht diese Prozesse, insbesondere die Interessen verschiedener Akteure, sowie ihre typischen Konstellationen und Koalitionen. Welche sozialen Konsequenzen hat die Einführung der Technologie? Wie verändert sie den Markt der Energieerzeugung? Wie verändert sie das Verhältnis von Natur und Gesellschaft? Insbesondere stellt sich die Frage, wie Risiken sozial konstruiert und verhandelt werden. Unter welchen Bedingungen ist die Tiefengeothermie sozial akzeptabel und was sind die Gründe für die wachsende Zahl der Bürgerproteste? Wie werden die unterschiedlichen öffentlichen Meinungen und Wahrnehmungen dargestellt und vereinbart? Diesen Fragen widmen wir uns mit den Methoden der Techniksoziologie und der politischen Ökologie.

Die flache Geothermie hat besonders durch zwei prominente Unfälle, in Staufen und Wiesbaden, mediale Aufmerksamkeit erhalten und ist überhaupt erst Gegenstand öffentlicher Debatten geworden. Gleichwohl sind die Genehmigung und der Bau von Wärmepumpen keine politischen Prozesse sondern Gegenstand von Verwaltungsangelegenheiten. In den Bundesländern sind die unteren Wasserbehörden für die Erteilung von sogenannten wasserrechtlichen Genehmigungen verantwortlich. Der Forschungsgegenstand im Bereich der oberflächennahen Geothermie sind die sich etablierenden Routinen im Zusammenspiel verschiedener Akteure. Was sind die sozialen Folgen der Ausbreitung der Technologie, wenn Hauseigentümer zu „Prosumenten“ werden? Wie gestaltet sich der Umgang der beteiligten Akteure mit den noch unbeantworteten Fragen, zum Beispiel der Konzentration von Anlagen in Wohngebieten, die sich gegenseitig die Erdwärme „abgraben“?