Pressemitteilung vom 23. April 2015

Sieben Helmholtz-Zentren bündeln ihre Expertise in der Stadtforschung

Leipzig. Städte stehen angesichts von demografischem Wandel, Klima- und Landnutzungswandel sowie ökonomischen Krisen neuen Herausforderungen gegenüber. Diese Transformation zur Stadt der Zukunft verlangt eine fundierte wissenschaftliche Grundlage. Deshalb wurde eine Reihe von forschungspolitischen Initiativen ins Leben gerufen – aktuell das Wissenschaftsjahr „Zukunftsstadt“. Oft steht bisher die Entwicklung themenbezogener Einzellösungen – vor allem technologische Innovationen – im Fokus. Sieben Helmholtz-Zentren gehen nun einen neuen Weg: Sie bündeln ihre vielfältigen Kompetenzen in Technik, Natur- und Sozialwissenschaften in der Helmholtz-Stadtforschungsinitiative, die durch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordiniert wird. Das Ziel: Umfassende Lösungsoptionen für das System Stadt zu entwickeln.

Wintergerste. Foto: André Künzelmann, UFZ

Urbane Transformationen in Leipzig
Foto: André Künzelmann, UFZ

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Die frühesten Städte der Menschheitsgeschichte sind legendäre Orte mit klangvollen Namen – Jericho, Ur, Babylon. Doch seit diesen ersten Experimenten urbanen Lebens hat sich Stadtleben massiv gewandelt. Es ist heute nicht mehr Ausnahme, sondern Regel – mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten. Tendenz weiter steigend. Städte sind dabei keine statischen Räume, sondern entwickeln sich ständig weiter und müssen dies auch, denn der Druck wächst. Städte stehen heute zahlreichen Herausforderungen gegenüber: Klimawandel, demografischer Wandel, Umweltbelastung, Verknappung und Ungleichverteilung von Ressourcen, ökonomische Krisen, sowie soziale Spannungen.

Um die Transformation von Städten hin zu lebenswerten, ressourceneffizienten, umweltfreundlichen und wirtschaftlich erfolgreichen Orten für alle Stadtbewohner zu meistern, sind komplexe Entwicklungsstrategien nötig. Dies verlangt eine fundierte wissenschaftliche Grundlage. Dafür hat die Bundesregierung zahlreiche forschungspolitische Initiativen auf den Weg gebracht, zum Beispiel die von der Nationalen Plattform Zukunftsstadt erarbeitete strategische Forschungs- und Innovationsagenda.

„Für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung braucht es nicht nur neue Technologien, sondern vor allem ganzheitliche Lösungen. Das zeigt sich immer wieder in Diskussionen mit Vertretern von Kommunen und kommunalen Verbänden“, sagt Karl-Friedrich Ziegahn, der Leiter des Bereichs „Natürliche und gebaute Umwelt“ am KIT, der die Helmholtz-Gemeinschaft im Stakeholder-Forum der Nationalen Plattform Zukunftsstadt vertritt. Dafür bedarf es innovativer Konzepte und Lösungsansätze. Die Helmholtz-Gemeinschaft kann aufgrund ihrer Forschungsinfrastruktur und -expertise wie keine andere Organisation in Deutschland die hier notwendigen Antworten geben. Durch eine Zusammenführung von technik-, natur- und sozialwissenschaftlichen Kompetenzen und Forschungsressourcen wird das Verständnis der Stadt als Gesamtsystem erforscht. Die Helmholtz-Gemeinschaft will dabei im Wechselspiel zwischen Grundlagenforschung und anwendungsnaher Forschung die langfristige Entwicklung wissenschaftlicher, technologischer und sozialer Innovationen vorantreiben und diese bei der Implementierung in die gesellschaftliche Praxis begleiten. Um genau das zu leisten, haben sich sieben Helmholtz-Zentren zusammengeschlossen.

Nun beginnt eine einjährige, zentrale Planungsphase. Hierfür stellt die Helmholtz-Gemeinschaft 249.000 Euro aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds des Präsidenten zur Verfügung. In dieser Planungsphase werden die Projektpartner ein Gesamtkonzept zur Helmholtz-Stadtforschung entwickeln. Die Kompetenzen der einzelnen Zentren werden synergetisch genutzt, so dass ein Mehrwert für die Stadtforschung entsteht.

„Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) wird sich aktiv an der Initiative beteiligen und dafür die eigenen Kompetenzen auf den Gebieten der Stadtsoziologie, der urbanen Wasser- und Abwasserinfrastruktur, der urbanen Biodiversität oder der urbanen Gesundheitsrisiken bündeln und einbringen“, sagt Kerstin Krellenberg vom UFZ. „Die Helmholtz-Stadtforschungsinitiative kann Alleinstellung erreichen, indem ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt wird, der konkrete Governance- und Planungsbedingungen beachtet und befördert. Nur so ist eine zielorientierte Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in den Städten und Stadtregionen zu erreichen“, betont Sigrun Kabisch, Leiterin des Departments für Stadt- und Umweltsoziologie am UFZ.

In der Helmholtz-Stadtforschungs-Initiative haben sich folgende Helmholtz-Zentren vernetzt:

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Forschungszentrum Jülich (FZJ)
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ)
Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB)
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (HMGU)

Weitere Informationen

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Prof. Dr. Sigrun Kabisch
Telefon: +49-(0)341-235-1467
Prof. Dr. Sigrun Kabisch

Dr. Kerstin Krellenberg
Telefon: +49-(0)341-235- 1608
Dr. Kerstin Krellenberg

oder über

Tilo Arnhold, Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: +49-(0)341-235-1635, -1630

Weiterführende Links

Integriertes Projekt (IP): Urbane Transformationen
www.ufz.de/index.php?de=32267

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg über 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 36.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).