Pressemitteilung vom 21. Januar 2000

Was interessiert Wissenschaftler an der Saale?

Fachtagung in Halle

Das Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) veranstaltet zusammen mit der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina am 24. und 25. Januar in Halle (Emil-Abderhalden-Straße 36) eine nationale Fachtagung mit dem Titel: "Erhalt und Regenerierung der Flusslandschaft Saale".

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen wissenschaftliche und praktische Probleme bei der Einrichtung und Durchführung eines Gesamtmanagements für Flusseinzugsgebiete im regionalen Maßstab am Beispiel der Saale. Thematische Schwerpunkte der Tagung sind:

  • Wasser- und Stoffhaushalt
  • Ökologie der Fließgewässer und Auen
  • Nutzungskonflikte und Anforderungen an das Einzugsgebietsmanagement

An der Diskussion der aktuellen Problemfelder und Nutzungskonflikte nehmen Vertreter der Fachbehörden der Bundesländer des Saalegebietes (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Bayern) und an der Saale arbeitender Forschungseinrichtungen teil. Insgesamt werden ca. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet.

Forschungsbedarf

Trotz vieler Eingriffe weist die Saale in vielen Abschnitten ihres Laufes noch Strukturen eines naturnahen Fließgewässers auf. Das Flusssystem lässt in seiner Erstreckung von den Oberläufen bis zur Mündung noch Zusammenhänge eines geschlossenen ökosystems erkennen. Trotz erheblicher Verminderungen der industriellen und kommunalen Belastungen der Saale nach der Wende kommt es durch die industriellen Zentren in Verbindung mit großflächigen Bergbauaktivitäten, hoher Siedlungsdichte und intensiver landwirtschaftlicher Nutzung weiterhin zu hohen Nährstoff-, Schwermetall- und Salzbelastungen der Saale und ihrer Auen. Zudem weist das Gewässersystem der Saale durch zum Beispiel bauliche Veränderungen eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Schadstoffbelastungen auf.

Neue Herausforderungen ergeben sich auch durch die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die voraussichtlich in diesem Jahr in Kraft tritt.

Neben speziellen Themen wie der Quantifizierung von diffusen Nährstoffeinträgen in die Fließgewässer oder der Ableitung von ökologischen Standards für die Gewässerstrukturen bestehen derzeit noch erhebliche Defizite bei der Entwicklung von ganzheitlichen Konzepten zur dauerhaft umweltgerechten Nutzung von Flusseinzugsgebieten. Derzeit fehlt es an Instrumenten, die eine Bewertung der Kosteneffizienz möglicher Maßnahmen zur Optimierung des Mitteleinsatzes im Gewässerschutz erlauben. Den anstehenden Forschungsthemen ist gemein, dass sie eine intensive Zusammenarbeit ganz unterschiedlicher Fachwissenschaftler wie Limnologen, Hydrologen, Bodenkundlern oder Sozioökonomen erfordert.

UFZ-Forschung

Die Flusslandschaftsforschung am UFZ verfolgt diesen interdisziplinären Ansatz. Innerhalb der Verbundforschung untersuchen und modellieren Forschungsgruppen am UFZ die Eintragspfade anthropogener Nähr- und Schadstoffe in die Gewässer und deren Wirkung auf die Fließgewässerbiozönosen und der Flussauen. Zudem werden sozioökonomische Lösungsansätze für eine nachhaltige Wasserwirtschaft erarbeitet. Die integrierte Flusslandschaftsforschung des UFZ wird sich im Rahmen eines neuen Verbundprojektes auf das Management von Flussgebieten am Beispiel des Saalegebietes konzentrieren.

Fachlicher Ansprechpartner:

Dr. Michael Rode,
Sektion Gewässerforschung
Brückstraße 3A, 39114 Magdeburg
Tel.: 0391/8109-650,
E-mail: rode@gm.ufz.de