Prof. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer am UFZ

Water Science Alliance

Interview mit Prof. Dr. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung - UFZ

Herr Professor Teutsch, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ hat im Jahr 2009 damit begonnen, das Konzept der "Water Science Alliance" zu entwickeln. Was ist der Inhalt und was sind die Ziele dieser Allianz?

Wir versuchen, mit der "Water Science Alliance" die vielen unterschiedlichen Disziplinen der Wasserforschung in großen, komplexen Projekten zu bündeln. Das wird heutzutage sowohl von der Gesellschaft, aber auch von Wirtschaft und Politik immer mehr von uns verlangt, und inzwischen kann ich sagen, dass wir hierbei schon erfolgreich sind.

Welche Rolle spielt dabei das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, das UFZ?

Das UFZ hat im Jahr 2009 das Mandat des Helmholtz-Senats bekommen, die sehr disperse Forschungslandschaft im Wasserbereich in Deutschland zu bündeln, Konzepte zu entwickeln und eine gemeinsame Plattform aufzubauen.

Welche Rolle wird das UFZ innerhalb dieser Allianz in Zukunft spielen?

Am Anfang waren wir natürlich so etwas wie die Geburtshelfer. Wir sind aber auch beteiligte Akteure und werden zunehmend das, was man einen "facilitator" nennt, also mehr ein Moderator, der als Netzwerk-Verantwortlicher hilft, dass die Plattform in Gang kommt.

Das UFZ ist Initiator der "Water Science Alliance", aber gleichzeitig auch der Empfänger von Forschungsgeldern. Gibt es da einen Zielkonflikt?

Zusammen mit vier anderen Helmholtz-Zentren und acht Partneruniversitäten sind wir Empfänger eines initialen Programms der "Helmholtz Water Research"-Plattform, das ist jetzt erst im Juni durch den Helmholtz-Senat bestätigt worden. Darüber hinaus sind wir mit den anderen zusammen, salopp gesagt, eine Art Jagd- oder Beutegemeinschaft auf EU-Geld und Projektgeldern aus anderen Bereichen. In diesem Feld sind wir wie jeder andere unterwegs und versuchen uns so gut wie möglich zu verkaufen und möglichst viel Erfolg zu haben.

Wie wurde die Wasserforschung bisher gefördert?

Ungefähr 150 Institutionen bzw. Arbeitsgruppen im Bereich der Wasserforschung, wurden bislang mit insgesamt ca. 200 bis 230 Millionen € pro Jahr gefördert. Davon kommen ungefähr ein Drittel aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Rest sind vornehmlich EU- und Ländermittel.

Wasser ist ein sehr komplexes Forschungsthema, das zunehmend interdisziplinär angegangen wird. Nun ist die Wissenschaftsförderung oft auf einen Forschungssektor fokussiert. Ist das problemlos zu vereinbaren?

Nein. Das bereitet sogar die größten Probleme. Wir haben viel Kompetenz, nur ist die Sichtweise oder auch die Einzelperspektive sehr sektoral orientiert. Das fängt an mit relativ einfachen Dingen an: Bodenforscher, Hydrologen, Geo-Hydrologen oder Biodiversitätsforscher, die eigentlich alle mehr oder weniger um die gleiche Sache herum forschen, tauschen sich nur sehr begrenzt aus, denn für diese verschiedenen Bereiche gibt in der Deutschen Forschungsgemeinschaft verschiedene Kommissionen. Man möchte zwar gern zusammenarbeiten, man muss aber einen Weg finden. Unser Vorschlag an dieser Stelle heißt: Lasst uns jetzt nicht in irgendeinem großen Zentrum für ganz Deutschland alles zusammenziehen, sondern lasst uns die vorhandene Dispersität nutzen und ein stabiles Netzwerk aufbauen. Stabilität heißt in diesem Fall: Es muss eine Grundfinanzierung geben, und es muss eine Langzeitperspektive geben, damit jeder in diesem Konzept weiß, welche Rolle er spielt und langfristig planen kann.

Wie sollte die Förderung Ihrer Meinung nach idealerweise aussehen?

Der erste Schritt ist in diese Richtung ist schon getan. Wir haben jetzt im Juni 2011 von der Helmholtz-Gemeinschaft mit tatkräftiger Unterstützung des Helmholtz-Präsidenten, aber auch des BMBF die ersten 5 Millionen € pro Jahr für das zentrale Gerüst dieser Wasser-Allianz zuerkannt bekommen. Und jetzt geht es darum, gemeinsam mit Universitäten und anderen nationalen und internationalen Partnern tatsächlich an die großen Themen heranzugehen und Themencluster zu bilden. Hier ist die Förderung im Prinzip aus DFG-Forschungsprogrammen und aus BMBF-Projekten möglich.

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