Presseeinladung vom 8. Juli 2010

Wasserforschung im Globalen Wandel - Wie bewältigen wir die Herausforderungen der Zukunft?

Berlin. Wie können wir in Zeiten des Globalen Wandels eine nachhaltige Balance zwischen Wassernutzung und dem Schutz der Ressourcen sowie der menschlichen Gesundheit herstellen? Mehr als 200 Wissenschaftler der deutschen und internationalen Wasserszene treffen sich zur ersten Perspektiv-Konferenz der Wasserforschung in Deutschland ("1st Water Research Horizon Conference"), die am 13. und 14. Juli 2010 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin stattfindet. Hier sollen die globalen Herausforderungen der Wasserforschung identifiziert. Es wird diskutiert werden, wie sich die moderne integrative Wasserforschung aufstellen kann, um zur Lösung der dringendsten Wasserprobleme beizutragen. Die Konferenz wird vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) mit Unterstützung des Bundesforschungsministeriums (BMBF), des Bundesumweltministerium (BMU) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) organisiert.

Flussverlauf in trockener Landschaft

Mehr als 200 Wissenschaftler der deutschen und internationalen Wasserszene treffen sich in Berlin, um die globalen Herausforderungen der Wasserforschung zu identifizieren. Ein Themenschwerpunkt der Konferenz ist beispielsweise das Management von Wasserresourcen in Flussgebieten.
Foto: André Künzelmann/UFZ

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Die Wissenschaft in Deutschland verfügt zwar über starke Kompetenzen im Bereich der Wasserforschung, dennoch ist die Forschungslandschaft stark fragmentiert. Ein funktionierendes Konzept zur Vernetzung der Wasserforschung, das uns ermöglicht, Lösungen für die großen, komplexen Fragestellungen unserer Zeit zu erarbeiten, fehlt bisher. Vor dem Hintergrund des globalen Wandels und damit zusammenhängender, sich verschärfender Wasserprobleme sowie einer gestiegenen Nachfrage nach praktikablen Lösungen stellen sich folgende Fragen: Wie kann die deutsche Wasserforschung zur Lösung dieser drängenden Probleme beitragen? Ist sie angemessen positioniert und strukturiert, um den großen gesellschaftlichen Herausforderungen begegnen zu können? Welche wissenschaftlichen Fragestellungen müssen in den nächsten Jahren vorrangig untersucht werden?

Um diesen Herausforderungen zu begegnen wurde im Dezember 2009 ein Vorbereitungskomitee mit Vertretern einiger relevanter Forschungseinrichtungen, der Bundesministerien BMBF und BMU, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und verschiedener Bundesämter gegründet. In verschiedenen Treffen entstand seit dem ein Weißbuch, das die Visionen des Komitees aufzeigt und sich mit Vorschlägen an die deutschen Wasserforscher richtet. Dieses White Paper "New Initiatives in Water Research 2010" wird am 13./14. Juli in Berlin auf der Perspektiv-Konferenz der Wasserforschung vorgestellt und diskutiert. Die Forscher unterbreiten damit den Förderinstitutionen Vorschläge für die künftige Gestaltung der Förderprogramme auf dem Gebiet der Wasserforschung. Teile der Vorschläge könnten auch in das 8. Forschungsrahmenprogramm der EU einfließen.

Sechs Forschungsfelder haben die Forscher ausgemacht, auf die sich die Wasserforschung in Deutschland konzentrieren sollte:

  1. Globaler Wandel und Klimawandel
    Mit der Zunahme der Weltbevölkerung auf geschätzte 9 Milliarden Menschen im Jahre 2050 wird auch die Produktion an Lebensmitteln um ca. 70 Prozent steigen. Dies bedeutet einen größeren Wasserbedarf und die Notwendigkeit, verstärkt über "Blaues und grünes Wasser" sowie "virtuelles Wasser" nachzudenken. Bis 2050 wird die Zahl der Megacities mit mehr als zehn Millionen Einwohner von derzeit rund 20 auf über 60 wachsen. Mit dem Wachstum dieser Städte steigt auch der Bedarf an funktionierenden Strukturen für Trinkwasser und Abwasserreinigung. Durch die prognostizierte Zunahme der globalen Mitteltemperatur um zwei bis sechs Grad bis 2100 könnten sich zudem viele Wasserprobleme drastisch verschärfen.
  2. Wassermanagement über IWRM hinaus (Integriertes Wasserressourcen-Management)
    Das Konzept, Wasserressourcen integriert zu managen, ist in den letzten Jahren weltweit auf große Akzeptanz gestoßen. Mit der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) konnte die EU dabei Meilensteine setzen. Dennoch hat die Umsetzung der WRRL gezeigt, dass inzwischen zwar oft eine gute chemische Qualität erreicht werden konnte, aber im ökologischen Bereich noch große Mängel bestehen. Daher stellt sich die Frage, wie kann Integriertes Wasserressourcen-Management weiterentwickelt werden, um diese Lücken zu füllen?
  3. Schutz von Gesundheit und Umwelt
    Mit der Zunahme der Bevölkerung und dem wachsenden Wohlstand steigt auch die Zahl der Stoffe, die in die Gewässer und damit in den Wasserkreislauf gelangen. Was bedeutet es für die Umwelt und die menschliche Gesundheit, wenn Pestizid- und Düngerreste oder Abbauprodukte von Arzneimitteln zunehmend im Wasserkreislauf zirkulieren?
  4. Neue Ansätze für Beobachtung und Erkundung
    Um Veränderungen über viele Jahre sicher herauszufinden, ist Langzeitforschung notwendig. Da die meisten Forschungsprojekte jedoch nur drei bis vier Jahre laufen, gibt es momentan nur wenige Langzeit-Observatorien und Beobachtungsprogramme. Wie kann dieses strukturelle Problem gelöst werden? Wie können wir mit der Datenflut umgehen, die sich aus den immer höher auflösenden Messmöglichkeiten ergibt?
  5. Modellentwicklung und Datenintegration
    Um Prozesse besser verstehen zu können, haben viele Forscher in den letzten Jahren eine Vielzahl an Modellen entwickelt. Wie können diese Modelle sinnvoll kombiniert werden, um die Schwächen abzumildern und die Stärken besser zu nutzen?
  6. Wassermangel im Mittelmeerraum
    Der Klimawandel wird vor allem in den semiariden Gebieten starke Auswirkungen haben. In vielen Regionen rund um das Mittelmeer stellt Grundwasser die einzige Trinkwasserquelle dar. Zusammen mit der wachsenden Bevölkerungszahl und dem steigenden Wasserbedarf drohen hier gefährliche Engpässe in der Wasserversorgung. Bis 2100 könnten die verfügbaren Wasserressourcen auf die Hälfte schrumpfen. In den Küstenregionen rund um das Mittelmeer leben momentan 180 Millionen Menschen. 2025 werden es Schätzungen zufolge schon 250 Millionen sein. Welche Möglichkeiten gibt es also, um eine Wasserkrise in Teilen des Mittelmeerraumes zu verhindern?

Weitere Informationen

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Elisabeth Krüger
Telefon: 0341-235-1671
Elisabeth Krüger

oder

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Pressestelle
Tilo Arnhold
Telefon: (0341) 235 1269
presse@ufz.de

Links

1. Water Research Horizon Conference "New Initiatives in Water Research":
www.water-research-horizon.ufz.de

Programmflyer:
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White Paper "New Initiatives in Water Research 2010":
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UFZ-Spezial "In Sachen Klimawandel":
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Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg über 900 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 16 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).