HANDBUCH ÖKOLOGISCHER GRUNDBEGRIFFE

Herausgeber und Projektleiter:

Prof. Dr. Kurt Jax
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschungszentrum - UFZ, Leipzig und
Department of Ecology, Technische Universität München

Dr. Astrid E. Schwarz
Institut für Philosophie, Technische Universität Darmstadt und
Maison des Sciences de l'Homme, Paris


Das Handbuch ökologischer Grundbegriffe (HOEK) soll die begrifflichen Grundlagen der Ökologie verbessern und dadurch eine effektivere ökologische Forschung und eine bessere Methodologie für das Management und den Schutz der Biodiversität fördern. In diesem Bestreben ist es sowohl ein Forschungs- als auch ein Editionsprojekt, denn es beabsichtigt die Kommunikation zwischen Ökologen, Naturschützern und anderen Nutzern ökologischen Wissens und auch Wissenschaftstheoretikern und -historikern zu fördern. Die ersten von (voraussichtlich 8) Bänden des Handbuchs ab 2009/2010 bei Springer veröffentlicht werden. Gegenwärtig sind mehr als 100 Wissenschaftler aus 14 Ländern beteiligt, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der europäischen Dimension. Ein erster Workshop zur Eröffnung des Projekts fand im Oktober 2002 im Maison de Sciences de l`homme in Paris statt, weitere in den Jahren 2004 am UFZ in Leipzig und 2006 an der TU Darmstadt. Der Forschungsteil des Projektes wird Wissenschaftler und fortgeschrittene Studenten aus verschiedenen Ländern und aus solch unterschiedlichen Disziplinen wie Ökologie, Philosophie, Geschichtswissenschaften, Ethnologie, Naturschutzforschung und Linguistik zusammenbringen. Forschungen in direktem Zusammenhang mit den verschiedenen im Handbuch behandelten Themenbereichen wird sowohl in Form thematischer fokussierter, von kleinen Gruppen aus dem Kreis der Mitarbeiter initiierter Projekte durchgeführt werden als auch im Rahmen größerer Workshops und Sommerschulen.

1. Problemaufriss
2. Ziele des Handbuchs
3. Aufbau des Handbuchs und Vorgehensweise
4. Institutionelle Organisation


1. Problemaufriss

Ein Bewußtsein für die zentrale Bedeutung der Effizienz einer Fachsprache begleitet die wissenschaftliche Ökologie seit ihren Anfängen. Dennoch ziehen sich Klagen über Sprachverwirrungen, fehlende Transparenz und unverständliche Begriffe wie ein roter Faden durch die Ökologie. Dies betrifft durchweg alle Teilbereiche und Ebenen der Ökologie. Die negativen Konsequenzen dieser Defizite zeigen sich sowohl in der Grundlagenforschung als auch in ihren verschiedenen Anwendungsfeldern. In der Grundlagenforschung führen uneindeutige Begriffe zu Problemen bei der Theoriebildung und der Fähigkeit, sich über Theorie zu verständigen. Im Zuge der Anwendung ökologischer Theorien im Umwelt- und Naturschutz vervielfachen sich die unbewußten oder vernachlässigten begrifflichen Defizite und führen zu Problemen bei der Kommunikation über die Schutzobjekte und bei der Erarbeitung adäquater Managementstrategien.
Obwohl es seit Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Versuche dazu gab, konnte weder eine allgemeine Übereinstimmung über die Definition zentraler Begriffe noch über deren Anwendung erreicht werden. Erst seit Mitte der 1990er Jahre wuchs die Aufmerksamkeit für die Wichtigkeit einer Klärung der Beziehungen zwischen Begriff und definiertem Gegenstand sowohl im populären Diskurs als auch in der wissenschaftlichen Ökologie.


2. Ziele des Handbuchs

Die zentrale Aufgabe des Handbuches besteht in der Aufschlüsselung der historischen und gegenwärtigen Bedeutungen sowie des Gebrauchs der Fachwörter. Dabei wird vorausgesetzt, daß bei der Entscheidung über die Richtigkeit des Verstehens und Gebrauchens ökologischer Fachwörter die Kenntnis ihres einst intendierten Bezeichnungsgehalts, und ihres historisch jeweiligen Bedeutens von fundamentaler Bedeutung ist. Diese Forderung soll jedoch nicht einhergehen mit einem Begriffshistorismus oder einer normativen Bedeutungssetzung. Ziel des HOEK ist statt dessen das Bewußtsein für die Begriffssprache zu schärfen. Am Material - also den Begriffen - sollen die Prinzipien und grundsätzlichen Prozesse klargemacht werden, die den Zusammenhang zwischen Begriff und Sachgegenstand herstellen. Das heißt, traditionelle oder neu entwickelte Termini werden nicht einfach künstlich durch Individuen oder die gegenwärtige scientific community definiert. Sie tragen vielmehr Bedeutungen und verweisen auf Inhalte und Intentionen welche das Ergebnis ihrer Entstehung und ihrer historischen Verwendung sind. Daher ist eine künstliche Verwendung ebenso inadäquat wie eine dogmatische Definition. Die Angemessenheit von Begriffen muss sich darüber hinaus an einer wissenschaftstheoretisch fundierten Methodologie und der Nützlichkeit der Begriffe in der empirischen Praxis messen lassen.


3. Aufbau des Handbuchs und Vorgehensweise

Die geschilderten Ziele der Begriffsdarstellung und -analyse erfordern eine historisch-philosophische Arbeitsweise bei gleichzeitiger guter Kenntnis der fachlichen Grundlagen der Ökologie und ihrer Anwendungsbereiche. Dies bedingt eine interdisziplinäre Orientierung des Projekts. Das Projekt beinhaltet die Aufarbeitung der Entstehungs- und Anwendungsgeschichte der Begriffe, die Erklärung der Interdependenz und Funktionalität innerhalb ihres begrifflichen Systems und ihre Kontextualiserung.
Form und Inhalt der Beiträge sollen sowohl primärer Forschung genügen, als auch eine schnelle Orientierung über den jeweiligen Begriff erlauben. Aus der obigen Beschreibung folgt, dass die Aufgabe des HOEK nicht darin bestehen kann, eine große Zahl technischer Begriffe zu behandeln (wie die meisten traditionellen Wörterbücher), sondern nur grundlegende Fachbegriffe mit theoretischer Relevanz. Die Anzahl der Begriffe wird so auf ca. 80 beschränkt sein. Diese sollen in sogenannten Begriffsfeldern (z.B. Ökologische Einheiten, Interaktionen) zusammengefaßt werden, womit die Fachbegriffe gleichzeitig eine übergreifende, inhaltliche Struktur bekommen.
Das HOEK wird in englischer Sprache in Form einer Buchserie über einen Zeitraum von mehreren Jahren veröffentlicht. Während dieser Zeit werden die neu bearbeiteten Begriffe sukzessive in einem jährlich erscheinenden Verzeichnis nachgeführt. Das HOEK wird demzufolge nicht in alphabetischer Ordnung entsteht, sondern entlang der Begriffsfelder, die über ein vorfixiertes Fachwortverzeichnis charakterisiert werden.
Die Benutzer können das Handbuch so sowohl als eine ausführliche und weitreichende Informationsquelle zu den jeweiligen Stichworten nutzen (geschätzte durchschnittliche Länge eines Eintrags: 20 Seiten) oder sich mit Hilfe der Zusammenfassungen einen knappen Überblick verschaffen, der dennoch wesentlich weiter geht als die üblichen Lexika der Ökologie.


4. Institutionelle Organisation

Die Projektleiter sind zugleich Herausgeber des Handbuchs. Ihnen kommt eine zentrale Rolle bei der Zusammenstellung der Begriffsfelder und der Vergabe der einzelnen Artikel zu. Ein Gremium aus Gutachtern verschiedener Disziplinen bürgt für die Qualität der häufig zwangsläufig fachübergreifenden Einzelartikel. Die Herausgeber sind außerdem selbst als Autoren tätig. Jeder Autor zeichnet seinen Artikel und bei ihm liegt letztendlich die inhaltliche Verantwortung, die auch konträr zu den Herausgebern sein kann.


Editorial Board

Pascal Acot, Paris
Sandra Bell, Durham
Patrick Blandin, Paris
Alexej Ghilarov, Moscow
John Gowdy, Troy, NY
Volker Grimm, Leipzig
Wolfgang Haber, Freising
Yrjö Haila, Tampere
Getrude Hirsch-Hadorn, Zürich
Andrew Jamison, Aalborg
Alan Holland, Lancaster
Chunglin Kwa, Amsterdam
Thomas Potthast, Tübingen
Peter J. Taylor, Boston
Ludwig Trepl, Freising
Gerhard Wiegleb, Cottbus



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