Pressemitteilung vom 08. September 2005

Auf die Mischung in der Stadt kommt es an

Welche Konzepte gibt es, das Wohnen attraktiver zu machen?

Leipzig Etwa 50 Wissenschaftler und Praktiker aus acht Ländern beraten vom 14. bis 15. September in der Messestadt über Strategien der Reurbanisierung von innenstadtnahen Wohnquartieren. Reurbanisierung meint ein umfassendes Konzept, das erklärt, warum die Wohn- und Lebensbedingungen in innerstädtischen Wohngebieten für unterschiedliche Bewohnergruppen und Haushaltstypen wieder attraktiv werden. Dazu untersuchten die Wissenschaftler in den vergangenen drei Jahren neben Leipzig auch Ljubljana in Slowenien, León in Spanien und Bologna in Italien. Das von der Europäischen Union geförderte Forschungsprojekt "Re Urban Mobil" wird vom Leipziger Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) koordiniert. Das Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) ist für den wissenschaftlichen Ansatz verantwortlich.

Wiederbelebter Lindenauer Markt in Leipzig-West

Wiederbelebter Lindenauer Markt in Leipzig-West
Foto: Annegret Haase/UFZ

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Neues Wohnen am Karl-Heine-Kanal in Leipzig-Plagwitz

Neues Wohnen am Karl-Heine-Kanal in Leipzig-Plagwitz
Foto: Norma Neuheiser/UFZ

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Neues Wohnen am Karl-Heine-Kanal in Leipzig-Plagwitz

Neues Wohnen am Karl-Heine-Kanal in Leipzig-Plagwitz
Foto: Norma Neuheiser/UFZ

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Neugestaltete Grün- und Parkflächen in Leipzig-Plagwitz

Neugestaltete Grün- und Parkflächen in Leipzig-Plagwitz
Foto: Norma Neuheiser/UFZ

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Viele Städte in Europa stehen vor dem gleichen Problem: Die Industrie schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt und die Menschen ziehen weg. Dazu kommt noch, dass sich nicht nur die soziale und ethnische Struktur in ganzen Stadtteilen verschiebt. Auch das Alter der Bewohner und die Größe der Haushalte ändern sich. Soziologen nennen das den demographischen Wandel. Ein Wandel, der auch optisch Spuren hinterlässt: Besonders die zentrumsnahen Altbauquartiere sind von Entleerungsprozessen betroffen. Immer mehr Menschen verlassen diese Gebiete. Ganze Viertel verlieren ihre ursprüngliche Funktion. Die wertvolle historische Baussubstanz als kulturelles Erbe und als symbolische Verbindung zwischen Stadtzentrum und Peripherie ist in ihrer Existenz gefährdet. Welche Chancen gibt es, diesen Trend aufzuhalten?

Vor diesem Hintergrund suchen immer mehr Städte nach Konzepten, wie diese Stadtviertel attraktiver gemacht und damit Menschen zum Bleiben oder gar Herziehen motiviert werden können. Weil die Probleme sehr komplex sind, kooperieren in diesem Forschungsprojekt Soziologen, Demographen, Stadtplaner, Architekten, Juristen, Ökonomen und Stadtökologen. "Anstelle der traditionellen Familie leben immer mehr Menschen lediglich auf Zeit zusammen", erklärt Dr. Sigrun Kabisch vom UFZ. "Neue Haushaltsstrukturen verlangen auch neue Wohnungszuschnitte. Momentan gibt es einen Trend zu größeren Wohnungen, die Gemeinschaft, aber auch Rückzugsmöglichkeiten für die Einzelnen zulassen." Daneben sind auch moderate Preise und nahe Grünflächen ein wichtiger Grund bei der Wahl der Wohnung. Aus Sicht der UFZ-Wissenschaftler sind die neuen Haushaltstypen ein wichtiger Schlüssel, um die Probleme von Leipziger Stadtteilen wie Altlindenau oder Neustadt/Neuschönefeld in den Griff zu bekommen. Sigrun Kabisch dazu: "Bestimmte Bevölkerungsgruppen können als Stabilisatoren wirken, wenn das Wohnungsangebot und das Wohnumfeld stimmen - und dabei kommt es auf die Mischung an."

Die Abschlusskonferenz des EU-Projektes "Re Urban Mobil" ist eingebunden in die Aktionswoche "Leipzig: Stadt im Wandel – FreiRäume leben", die vom 10. bis zum 18. September 2005 stattfindet. Leipzig hat in kurzer Zeit einen grundlegenden Wandlungsprozess durchlaufen. Dabei sind neue Freiräume entstanden, die es so nur in der "entdichteten Stadt" gibt: Neue Parks, temporäres Grün und temporäre Nutzung alter Häuser, moderne Stadthäuser, Lofts oder großzügige Gründerzeitwohnungen. Diese neuen Stadtbausteine werden bei Exkursionen und Spaziergängen vorgestellt. Gleichzeitig finden eine ganze Reihe von Fachveranstaltungen zu den Themen Stadterneuerung und Stadtumbau statt. Leipzig ist eine Woche lang Treffpunkt der Fachöffentlichkeit aus dem In- und Ausland. Gleichzeitig bietet die Aktionswoche den Leipzigern einmal mehr die Gelegenheit, ihre Stadt neu zu entdecken.
Tilo Arnhold
Leipzig, September 2005

Weitere Informationen sind erhältlich unter:

Weitere fachliche Informationen über:

Dr. Sigrun Kabisch
UFZ-Department Stadt- und Umweltsoziologie
Telefon: 0341-235-2366
E-mail: sigrun.kabisch@ufz.de

und

Ute Lennsen
Stadt Leipzig
Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung
Telefon: 0341-123-5496
E-mail: ulenssen@leipzig.de

oder über

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
Pressestelle
Tilo Arnhold / Doris Böhme
Telefon: +49 (0)341 235 2278
E-mail: presse@ufz.de